Di. 29. Mai 1990


Der Vorsitzende des Innenausschusses der DDR-Volkskammer, Dankwart Brinksmeyer (SPD), hält Wahlen zu einem gesamtdeutschen Parlament erst in ein bis zwei Jahren für machbar. In einem Gespräch mit Radio Luxemburg sagte Brinksmeyer, der auf dem SPD-Parteitag für den Vorsitz kandidiert, zunächst müssten sich die DDR-Länder gebildet haben und funktionsfähig sein. Die Wirtschaft der DDR solle Zeit haben, "sich wettbewerbsfähig zu gestalten".

In der Politik müssten die Strukturen wirklich zusammenwachsen und "nicht zusammen in einen Kübel gekippt werden", sagte Brinksmeyer. Außerdem sei es wichtig, dass den DDR-Bürgern Zeit bleibe, die eigene Identität aufzuarbeiten und "Trauerarbeit" zu leisten.
(Berliner Allgemeine, Di. 29.05.1990)

Bonn (ADN). Mit der langfristigen Forderung nach einer Berufsarmee in einem vereinten Deutschland haben sich die Jungen Liberalen in der BRD und ihre Schwesterorganisation in der DDR, die Jungliberale Aktion, am Dienstag an die Öffentlichkeit gewandt. Nach einer Auflösung der NVA und bei einer angestrebten verminderten Truppenstärke der Bundeswehr, die kurzfristig auf 200 000 Mann reduziert werden könne, sei Wehrgerechtigkeit nur noch mit einer Berufsarmee zu gewährleisten.
(Neues Deutschland, Mi. 30.05.1990)

Demokratie Jetzt, FDJ, Grüne Partei, Neues Forum, PDS, Rat & Tat, Unabhängiger Frauenverband und die Vereinigte Linke rufen in Rostock zu einer Aktion für einen Volksentscheid über den Verfassungsentwurf des Zentralen Runden Tisches und den bestehenden Staatsvertrag auf.

Drittes trilaterales Gespräch zwischen der Deutschen Demokratischen Republik, der Bundesrepublik Deutschland und Polen über die Grenzregelung in Berlin. Die BRD-Vertreter haben kein Mandat für Zusagen oder Absprachen irgendwelcher Art. Die polnische Seite befürwortet das Potsdamer Abkommen als Ausgangspunkt der Grenzfrage. Die DDR- als auch der BRD-Seite betrachten hingegen das Potsdamer Abkommen als Diktat der Siegermächte gegenüber dem Kriegsverlierer. Es wird an einem Dokument gearbeitet, dass von Polen und Deutschland in freiwilliger, souveräner Entscheidung verabschiedet werden soll. Die BRD-Seite ist der Auffassung erst ein gesamtdeutscher Souverän könne ein Vertrag paraphieren und unterschreiben.

Als Erfolg wird gewertet, ein Scheitern der Verhandlungen wurde verhindert.

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