Sa. 5. Mai 1990


Erstes Treffen der "Initiativgruppe Gewerkschaftsjugend" der DDR und der DGB-Jugend am Wochenende in Bernau.

In Zinnwald gründen die Eiskunstläufer und in Berlin die Eisschnellläufer einen Verband.

Nach siebenstündiger Beratung haben die Außenminister der beiden deutschen Staaten und der vier Siegermächte des zweiten Weltkrieges in der positiven Bewertung ihrer ersten Verhandlungsrunde beinahe wörtlich übereingestimmt. Der Auftakt der 2-plus-4-Gespräche, so betonten sie am Sonnabend auf einer Pressekonferenz vor mehreren hundert Journalisten aus aller Welt, sei ein historischer Tag für Deutschland und in der europäischen Nachkriegsentwicklung.

Mit dem Beginn der Verhandlungen sei das Ende des kalten Krieges - eingeleitet worden. Deutlich wurde auch die gemeinsame Absicht, die außenpolitischen Probleme der Vereinigung beider deutscher Staaten im gesamteuropäischen Sicherheitskonzept weiter zu behandeln.

Wie zu erwarten war, präzisierten sich zugleich die grundsätzlich unterschiedlichen Positionen in der Frage der künftigen Bündniszugehörigkeit eines vereinigten Deutschland. Eine NATO-Mitgliedschaft berühre elementare Sicherheitsinteressen der UdSSR auf gefährliche Weise und störe das Gleichgewicht, erklärte Eduard Schewardnadse. Große Resonanz fand zugleich seine Feststellung, dass "die Lösung der inneren und äußeren Aspekte der deutschen Einheit nicht unbedingt zeitlich zusammenfallen und innerhalb ein und derselben Übergangsperiode abgeschlossen werden".

USA-Außenminister James Baker unterstrich unterdessen seinerseits die Notwendigkeit, die verbliebenen Sonderrechte der vier Siegermächte über Deutschland als Ganzes aufzuheben. Einigkeit zeigten die Verhandlungspartner hinsichtlich der Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze. Bei der Zusammenkunft der Außenminister im Juli in Paris - zuvor wird es ein solches Treffen im Juni in Berlin und dann eines im September in Moskau geben - soll die Frage der völkerrechtlichen Anerkennung dieser Grenze in Anwesenheit des polnischen Außenministers behandelt werden. Diesen Vorschlag überbrachte Baker seinem Amtskollegen Krzysztof Skubiszewski am Sonntag. Skubiszewski, so Baker bei seinem Besuch in Warschau, könne natürlich auch andere Polen interessierende Fragen anschneiden.

Auch DDR-Außenminister Markus Meckel hatte den Vorschlag Warschaus unterstützt, mit beiden deutschen Staaten einen Grenzvertrag zu paraphieren und diesen durch einen gesamtdeutschen Souverän zu ratifizieren. Er nannte den Tag in Bonn einen "großen Tag für Deutschland und einen großen Tag für Europa".
(Neues Deutschland, Mo. 07.05.1990)

DDR-Außenminister, Markus Meckel, führte u. a. aus, die Volkskammer hat in einer Gemeinsamen Erklärung am 13. April I990 die "Unverletzlichkeit der Oder-Neiße-Grenze zur Republik Polen als Grundlage des friedlichen Zusammenlebens unserer Völker in einem gemeinsamen europäischen Haus" bekräftigt. Die DDR wird auch künftig das unterstützen, was den Polen die Gewissheit verschafft, dass ihre Sicherheit dauerhaft gewährleistet ist. Deshalb tritt sie ein für des Vorschlag der Republik Polen, einen völkerrechtlichen Vertrag zwischen der DDR, der Bundesrepublik und der Republik Polen zu erarbeiten und zu paraphieren, dessen Unterzeichnung und Ratifizierung dann durch den deutschen Einheitsstaat und Polen erfolgt.

Die Frage nach den geeigneten Schritten hin zu einer Europäisierung des Sicherheitsproblems dürfte die kommenden Verhandlungen erheblich bestimmen. Als Träger eines solchen Prozesses bietet sich für die erste Phase die NATO an. Die demokratischen Revolutionen des vergangenen Jahres in Europa hatten nicht das Ziel, unsere Länder in die alte NATO einzubringen. NATO und Warschauer Pakt sind in ihren Strukturen noch von den Denkweisen des alten gespaltenen und von der Konfrontation her denkenden Sicherheitsverständnisses geprägt. Das neue Europa aber braucht neue Sicherheitsstrukturen, die der sich ankündigenden Gemeinschaft der europäischen Staaten gerecht werden. Die NATO könnte vielleicht (bei notwendiger Veränderung) als Mittel des Überganges zu einem neuen Sicherheitssystem in Europa genutzt werden. Wenn das vereinigte Deutschland zunächst der NATO angehören soll, dürfen ihre militärischen Strukturen nicht auf das Gebiet der heutigen DDR ausgedehnt werden. Außerdem muss das erhebliche Veränderungen für die Westallianz, ihr Selbstverständnis, ihre militärischen Aufgaben, ihre Strategie und ihr Verhältnis gegenüber dem östlichen Europa bedeuten.

Der Außenminister der USA, James Baker, sagte, wir glauben auch, dass wir uns alle darin einig sein können, dass das geeinte Deutschland aus den gegenwärtigen Territorien der BRD, der DDR und Berlin bestehen sollte - nicht mehr und nicht weniger.

Die Minister einigten sich auf die Tagesordnung für die 2-plus-4-Gespräche:

– Grenzfragen;

– politisch-militärische Fragen unter Berücksichtigung von Ansätzen geeigneter Sicherheitsstrukturen in Europa;

– Berlin-Probleme;

– Abschließende Völkerrechtliche Regelung und Ablösung der 4-Mächte-Rechte und -Verantwortlichkeiten.

Polen wird zur Konferenz in Paris einzuladen.

Die Forderung nach einem eigenen Tagesordnungspunkt Friedensvertrag wird von der Sowjetunion fallengelassen.

Eine "Synchronisation des deutschen Einigungsprozesses mit der Entwicklung neuer Sicherheitsstrukturen in Europa", wie von Sowjetunion gewünscht, wurde vermieden. Es wird ein unbegrenztes Hinauszögern der deutschen Vereinigung und der massiven Einschränkung seiner Souveränität wird befürchtet.

Link zur Abschlusserklärung 2+4 Gespräche in Bonn

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