01.10. Die fünf Landeverbände der CDU der DDR treten der Bundes CDU bei
01.10. Die Gewerkschaftsjugend der DDR löst sich zum 03.10. auf
01.10. Eine Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft
02.10. Die Treuhandanstalt verkündet das Aus für Pentacon
03.10. Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes
06.10. Auflösung der IG Metall zum 31.12.1990 24 Uhr
06.10. Auflösung des Deutsches Rotes Kreuzes der DDR zum 31.12.
13.10. Die Deutsche Postgewerkschaft Ost beschließt ihre Auflösung
15.10. Die Gesellschaft zur Privatisierung des Handels wird als Tochter der Treuhandanstalt gegründet
20.10. Die Gewerkschaft Unterricht und Erziehung löst sich auf
20.10. Der Mieterbund stellt seine Tätigkeit ein
21.10. Beitritt des Deutschen Bühnenbundes zum Deutschen Bühnenverein
24.10. Gewerkschaft der Eisenbahner löst sich auf
Di. 2. Oktober 1990
Link zum Protokoll der 38. Sitzung der Volkskammer
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Gewerkschaften lösen sich auf
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Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste beendet ihre Existenz zeitgleich mit der DDR. Eine außerordentliche Delegiertenkonferenz hat am Dienstag in Berlin beschlossen, dass die Gewerkschaft mit Ablauf des Tages aufgelöst wird. An ihre etwa 550 000 Mitglieder erging der eindringliche Appell, der Gewerkschaft ÖTV beizutreten. Das Gewerkschaftsvermögen soll zu 80 Prozent der ÖTV angeboten und zu 20 Prozent dem Arbeitslosenverband zur Unterstützung Arbeitsloser des öffentlichen Dienstes übereignet werden. Ebenfalls aufgelöst hat sich die Gewerkschaft der Zivilbeschäftigten der NVA.
(Neues Deutschland, Mi. 03.10.1990)
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Stilllegung bei Pentacon
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TREUHANDANSTALT - Pressestelle - |
Berlin, den 2.10.1990 |
PRESSEMITTEILUNG
Stilllegung bei Pentacon
Die Treuhandanstalt hat in den letzten drei Monaten mit Blick auf das Unternehmen Pentacon in Dresden intensiv die Chancen deutscher Kameraproduktion auf dem Weltmarktb geprüft. Als Ergebnis umfangreicher Marktanalysen und Recherchen muss akzeptiert werden, dass gegen eine überwältigende Konkurrenz aus Ostasien auch in längerer Zeit und bei Einsatz erheblicher Mittel eine Wettbewerbsfähigkeit nicht erreicht werden kann. Pentacon hat schon seit mehreren Jahren mit technologischen und kostenmäßigen Problemen zu kämpfen. Unter Marktbedingungen können die Kameras von Pentacon nicht kostendeckend hergestellt und mit Erfolg vermarktet werden. Die Erlöse decken bei weitem nicht die Herstellungskosten.
Eine Arbeitsgruppe, der Vertreter der Belegschaft, der Arbeitsverwaltung, der künftigen Landesregierung sowie der bei Pentacon eingeschaltete Unternehmensberater angehörten, hat die Lage geprüft Dabei ergab sich, dass selbst ein Arbeitsplatzabbau von 3- bis 4 000 Beschäftigten die Kostensituation einer eigenständigen Kameraproduktion in Dresden
nicht so positiv, beeinflussen könnte, dass Pentacon überlebensfähig wäre. Auch der Vorschlag, mit einer Kernbelegschaft von ca. 1 000 Beschäftigten mit einem Zeitraum von 1 bis 1 1/2 Jahren eine völlig neue Kamera mittlerer Preisklasse zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, konnte nicht aufgegriffen werden, weil die Marktchancen äußerst niedrig, die Risiken und Kosten dagegen unverhältnismäßig hoch eingeschätzt wurden.
Die Treuhandanstalt hat heute die Geschäftsführung von Pentacon veranlasst, die Einstellung der Kameraproduktion einzuleiten, Stilllegungspläne auszuarbeiten und die notwendigen Stilllegungsmaßnahmen sozialverträglich zu treffen.
Die Geschäftsführung von Pentacon soll ferner Vorschläge erarbeiten ob und wie ein Kern des vorhandenen technologischen und personellen Potentials anderweitig industriell genutzt werden kann.
Im Lagebericht Nr. 2 gegeben vom Vorstand der Treuhandanstalt vor dem Verwaltungsrat am 30. 7. 1990 ist zu lesen, die Treuhandanstalt hat gemeinsam mit dem Ministerium für Wirtschaft und dem Ministerium der Finanzen am 10. Juli u. a. die Pentacon Dresden GmbH als hochgradig konkursgefährdet eingestuft.
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Letzter Arbeitstag für die Mitarbeiter der DDR-Volkskammer
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Für die mehr als 800 Mitarbeiter der DDR-Volkskammer ist am 2. Oktober 1990 definitiv der letzte Arbeitstag. Wie der Belegschaft mitgeteilt wurde, werde laut Einigungsvertrag keiner der bisherigen Volkskammer-Mitarbeiter automatisch in den gesamtdeutschen parlamentarischen Apparat übernommen. Über diese endgültige Entscheidung, die nach einem Gespräch der beiden Parlamentspräsidentinnen Bergmann-Pohl und Süssmuth vom Montag [10.09.] gefällt worden war, sind die Volkskammermitarbeiter informiert worden.
Die rund 520 technischen Angestellten im Haus der Parlamentarier (vormals Sitz des SED-Zentralkomitees und davor Reichsbank, künftig Deutsche Bank) und im Abgeordnetenhotel (ehemals Stasi-Objekt, künftige Bewirtschaftung ungewiss) können zumindest darauf hoffen, nach der deutschen Einheit bei den späteren Eigentümern Arbeit zu finden.
Für jene 280 Mitarbeiter, die bisher direkt für die Abgeordneten tätig waren, bedeutet die Entscheidung das eindeutige Aus.
(Neue Zeit, Do. 13.09.1990)
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Die Deutsche Welle übernimmt die Sender des DDR-Auslandssenders Radio Berlin International
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Die Deutsche Welle (Köln) wird am "Tag der deutschen Einheit" die Sender des DDR-Auslandssenders Radio Berlin International (RBI) übernehmen; das Programm des RBI wird am 2. Oktober um Mitternacht eingestellt. Dies sagte der Intendant des bundesdeutschen Auslandssenders, Dieter Weirich, am Freitag [21.09.] der Presse in Köln. Mit dem Tag der Einheit werde der deutsche Auslandsrundfunk damit auf einen Sender, nämlich die Deutsche Welle konzentriert. Wie viele der 130 Mitarbeiter des Ost-Berliner Senders übernommen werden könnten, hänge von den Nachtratshaushaltsberatungen im Bundestag ab.
(Junge Welt, Sa. 22.09.1990)
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Wolfgang Ullmann zum morgigen Tag
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Mich persönlich bewegt im Hinblick auf den morgigen Tag einerseits Freude darüber, dass nun die künstliche Teilung Deutschlands beseitigt ist, andererseits Kummer darüber, unter welch - für die DDR - ungünstigen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen das geschieht. Als breite Bürgerinitiative Bündnis 90/Grüne haben wir es erreicht, dass es zu freien Wahlen in der DDR gekommen ist und auch zu einer Demokratisierung im Lande. Beides ist dann in den Einflussbereich der übermächtigen Koalition der Regierung der Bundesrepublik geraten. Aber diese Situation kann von uns nicht widerspruchslos hingenommen werden. Diejenigen, die es im vorigen Herbst auf ihre Verantwortung genommen haben, öffentlich auszusprechen, was die Bevölkerung im Lande DDR bewegte, werden es erneut tun müssen, indem sie aufklären, ermutigen, indem sie aufrufen, das Selbstbestimmungsrecht auch ernst zu nehmen.
Dr. Wolfgang Ullmann,
Bündnis 90/Grüne
(Tribüne, Di. 02.10.1990)
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Rechtsradikale
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Die Feiern zur deutschen Einheit sind in der Nacht zum Mittwoch in Berlin und vielen anderen Städten von Ausschreitungen vornehmlich rechtsradikaler Jugendlicher begleitet worden. Die befürchteten massiven Gewalttätigkeiten blieben jedoch aus.
In Bonn nahm die Polizei rund 90 Rechtsradikale in Gewahrsam. Sie hatten versucht, eine DDR-Fahne öffentlich zu verbrennen. In Leverkusen lieferten sich etwa 150 Punks und Skinheads eine Schlägerei. In Aachen ging die Polizei gegen 25 Skinheads vor, die mit Steinwürfen eine CDU-Feier zur Einheit auf dem Marktplatz störten. In Recklinghausen zog eine Gruppe von 70 jungen Leuten durch die Innenstadt und grölte Parolen wie "Macht die Ausländer kaputt". Durch die Göttinger Innenstadt zogen rund 1 000 sogenannte Autonome, die zum Teil vermummt und mit Messern bewaffnet waren. Sie zündeten Papierkörbe an und warfen Scheiben ein.
In der ehemaligen Grenzkontrollstelle Seimsdorf (Mecklenburg) schlugen in der Nacht rund 50 Rechtsradikale fast alle Scheiben der Gebäude ein. In Weimar griffen 150 rechtsgerichtete Randalierer Hausbesetzer an. Sie übergossen die Straße vor dem besetzten Haus mit Benzin und steckten es in Brand. Pflastersteine flogen gegen das Gebäude. Auch in Rostock wurden Übergriffe rechtsradikaler Gruppen gemeldet. 23 sowjetische Juden wurden evakuiert.
Zwei polnische Reisebusse sind nach Angaben von PAP in Frankfurt/Oder von Jugendlichen mit Steinen beworfen worden. Ein Busfahrer sei durch Glassplitter zertrümmerter Scheiben verletzt worden.
(Berliner Zeitung, Do. 04.10.1990)
In Weimar wurden die nächtlichen Feiern zur deutschen Einheit von rechtsextremen Ausschreitungen überschattet. 150 Randalierer griffen in der Nacht zu Mittwoch Hausbesetzer in Weimar an. Nach Mitteilung der Polizei rückten sie mit Kanistern und Fackeln an und bewarfen das Haus mit Pflastersteinen. Die Straße vor dem Haus sei mit Benzin übergossen und in Brand gesteckt worden. In Erfurt rückten Skinheads auf das autonome Jugendzentrum der Stadt vor.
(Der Morgen, Do. 04.10.1990)
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Angriffe auf Polen in Frankfurt (Oder)
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Frankfurt (Oder) (AFP). In Frankfurt (Oder) ist es in der Nacht zum Mittwoch zu antipolnischen Anschlägen gekommen. Fünf Jugendliche griffen mit Schlagstöcken polnische PKW an, die über die Stadtbrücke nach Slubice, der polnischen Nachbarstadt östlich der Oder, zurückfuhren, gab die Polizei an. Kurz zuvor waren zwei Busse, die nach der Spätschicht polnische Arbeiter aus dein Frankfurter Halbleiterwerk nach Polen zurückfuhren mit Steinen beworfen worden. Die Frontscheiben der Busse wurden zerstört.
(Neues Deutschland, Do. 04.10.1990)
Die Außenminister der KSZE-Staaten nehmen das "Zwei-plus-Vier"- Abschlussdokument zur Kenntnis.
Im Rathaus Schöneberg findet die Verabschiedung der Stadtkommandanten François Cann (Frankreich), Robert Corbett (Großbritannien und Nordirland), Raymond Haddock (USA) und ein Empfang in der Philharmonie statt.
Den vier Mächten wird eine Verbalnote übergeben. "Mit der Vereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 entfällt auch die Grundlage für die Ausübung der Funktionen, die von der französischen, der britischen und der amerikanischen Militärmission in Potsdam sowie von den sowjetischen Militärmissionen in Baden-Baden, Bünde und Frankfurt wahrgenommen wurden. Das Auswärtige Amt geht davon aus, dass die genannten Missionen bis zum 31. Dezember 1990 aufgelöst werden."
Der Befehl 48/90 des Ministers für Abrüstung und Verteidigung, Rainer Eppelmann, zur Tilgung von 299 Traditionsnamen von Truppenteilen und Kasernen der NVA tritt in Kraft.
Darunter die Namen, Johann Philipp Becker, Rudolf Breitscheid, Arvid Harnack, Wilhelm Leuschner und Harro Schulze-Boysen.
Die Bundeswehrkasernen "schmücken" Namen wie Dietl, Fritsch, Kübler, Lütjens.
Das Bürgerkomitee des Landes Thüringen e. V. wird von Mitglieder der Kommission zur Auflösung des MfS/AfNS gegründet.
Von der Chemnitzer Verlag und Druck GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Medien Union Ludwigshafen, wird die Zeitung "Freie Presse" gekauft.
Länderspiel zwischen Handballerinen der DDR und der BRD in Bensheim. Es ist das letzte Länderspiel einer DDR Auswahl.
Die Ständige Vertretung der BRD in Ostberlin wird geschlossen. Eröffnung 02.05.1974. Der oberste ständige Vertreter der BRD Franz Bertele schraubt das Schild an der Ständigen Vertretung höchstpersönlich ab. Er hat es auf eigene Kosten anfertigen und anbringen lassen, da dass vorher dort angebrachte Schild entwendet wurde. Zum Abschiedsempfang haben sich u. a. das Staatsoberhaupt der DDR, Sabine Bergmann-Pohl, und der Ministerpräsident Lothar de Maizière angesagt.
Erste Landung einer Maschine der Lufthansa auf dem Flughafen in Berlin-Tegel.
Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland überreicht den Botschaftern der Vier Mächte eine Verbalnote: "Mit der Vereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 entfällt auch die Grundlage für die Ausübung der Funktionen, die von der französischen, der britischen und der amerikanischen Militärmission in Potsdam sowie von den sowjetischen Militärmissionen in Baden-Baden, Bünde und Frankfurt wahrgenommen wurden. Das Auswärtige Amt geht davon aus, dass die genannten Missionen bis zum 31. Dezember 1990 aufgelöst werden."
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