DDR 1989/90Brandenburger Tor

01.10. Die fünf Landeverbände der CDU der DDR treten der Bundes CDU bei

01.10. Die Gewerkschaftsjugend der DDR löst sich zum 03.10. auf

01.10. Eine Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft

03.10. Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes

06.10. Auflösung der IG Metall zum 31.12.1990 24 Uhr

06.10. Auflösung des Deutsches Rotes Kreuzes der DDR zum 31.12.

13.10. Die Deutsche Postgewerkschaft Ost beschließt ihre Auflösung

20.10. Die Gewerkschaft Unterricht und Erziehung löst sich auf

20.10. Der Mieterbund stellt seine Tätigkeit ein

21.10. Beitritt des Deutschen Bühnenbundes zum Deutschen Bühnenverein

24.10. Gewerkschaft der Eisenbahner löst sich auf


So. 21. Oktober 1990


"Frecher als die Partei erlaubt" heißt der Slogan der Westberliner Jusos, mit dem sie ihr politisches Selbstverständnis beschreiben - aber später als die Partei vereinten sich die Genossinnen mit den Jungen Sozialdemokraten aus dem Ostteil Berlins. Am Wochenende versuchte der SPD-Nachwuchs auf einer Landesdelegiertenkonferenz im Olof-Palme-Jugendzentrum im Wedding den Zusammenschluss. Organisatorisch war er am Ende auch vollzogen. Doch die völlig unterschiedlichen politischen Erfahrungen der Delegierten aus Ost und West brachten erheblichen inhaltlichen Dissens mit sich. Besonders am Verhältnis zur PDS entzündete sich die Diskussion.

Als zum Beispiel die Bundesvorsitzende der Jusos, Susi Möbbeck, in scharfen Worten die Nacht-und-Nebel-Aktion gegen die PDS als "das Letzte" bezeichnete, "was sich unsere Partei geleistet hat", tönte es von der Ostbank: Heirate doch Gysi! Zwar kritisierten die Berliner Jusos einstimmig die Aktion gegen die PDS in einem offenen Brief. Doch die verfestigten Vorbehalte einiger Delegierter aus Ost und West gegen eine zumindest partielle Zusammenarbeit mit "den Teilen der PDS, die durch ihre Auseinandersetzung mit dem stalinistischen Erbe der SED ihren Erneuerungswillen glaubwürdig machen", blieben bestehen. So verließen die Jungen Sozialdemokraten aus dem Osten den Raum, als ein Abgesandter der Jungen PDS-Genossinnen Grußworte überbrachte.

Kontroverse Positionen prägten das Bild der zweitägigen Debatte. Die West-Jusos, nach ihrem Selbstverständnis links in der Partei stehend und damit deren treibender, dynamisch vorwärtsdrängender Teil, lagen sich mitunter regelrecht in den Haaren mit einigen Neu-Jusos aus dem Osten. Der Leitantrag "Für einen starken Berliner Juso-Verband", dessen strategische Ausrichtung ("Wir treten für einen demokratischen Sozialismus ein") nicht zu übersehen war, wurde von einigen Ostlern als Versuch gewertet, man wolle sie "Auf Linie" bringen, während die Westler mit diesem Papier Positionen und Richtungen ihrer politischen Arbeit vor den Wahlen bestimmen wollten. Bei den Auseinandersetzungen um jedes Wort und jeden Begriff stieß allerdings auch mancher Programminhalt der Ost-Jusos auf taube Ohren. Schließlich setzte sich die Westberliner Linie durch. Nicht nur, weil die Ostler deutlich in der Minderzahl waren.

Nachdem am Samstag Ostberlins Innenstadtrat Thomas Krüger, applaudiert von den Delegierten, die Aktion gegen die PDS verurteilt hatte, musste Walter Momper tags darauf harsche Kritik einstecken, als er die Jusos auf seinen Wahlkampf einschwören wollte. Ohne klares Bekenntnis zur rot-grünen Koalition fiele der Einsatz im Wahlkampf vielen noch schwerer. Momper, der nicht nur dies schuldig blieb, sieht sich schon lange der Forderung der Jusos gegenüber, dass Regierungsamt und Parteivorsitz nicht vereinbar seien. Die Jusos scheinen jedenfalls bereit, ihre angestammte Funktion in der SPD auch nach der Vereinigung mit den Jungen Sozialdemokraten wahrzunehmen. Trotz aller Querelen.
Von unseren Berichterstattern Frank Schumann und Hendrik Thalheim
(Junge Welt, Mo. 22.10.1990)

Die Koalition in Mecklenburg-Vorpommern steht. Die Verhandlungskommissionen von CDU und FDP einigten sich am Sonntag über Inhalte und Strukturfragen einer gemeinsamen Landesregierung. (Junge Welt, Mo. 22.10.1990)

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