DDR 1989/90Brandenburger Tor

01.10. Die fünf Landeverbände der CDU der DDR treten der Bundes CDU bei

01.10. Die Gewerkschaftsjugend der DDR löst sich zum 03.10. auf

01.10. Eine Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft

03.10. Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes

06.10. Auflösung der IG Metall zum 31.12.1990 24 Uhr

06.10. Auflösung des Deutsches Rotes Kreuzes der DDR zum 31.12.

13.10. Die Deutsche Postgewerkschaft Ost beschließt ihre Auflösung

20.10. Die Gewerkschaft Unterricht und Erziehung löst sich auf

20.10. Der Mieterbund stellt seine Tätigkeit ein

21.10. Beitritt des Deutschen Bühnenbundes zum Deutschen Bühnenverein

24.10. Gewerkschaft der Eisenbahner löst sich auf


Mo. 8. Oktober 1990


Am Werktor der "Schraube" prangt ein großes Schild: "Dieser Betrieb ist besetzt". Noch am späten Abend des gestrigen Tages formierte sich vor dem Unternehmen Verbindungselemente GmbH, vormals VEB Schrauben und Verbindungselemente Hildburghausen, ein Demonstrationszug, der sich in Richtung Marktplatz bewegte. Die Belegschaftsangehörigen des größten Betriebes dieses Territoriums setzten damit ihre Kampf- und Protestaktion fort, die in der vergangenen Woche begonnen hatte.

Zum Auslöser für die Betriebsbesetzung wurde am Donnerstag eine Belegschaftsversammlung, während der dem Geschäftsführer und zwei weiteren Mitgliedern der Geschäftsleitung das Vertrauen entzogen wurde. Einhellig stimmten die rund 500 Teilnehmer für sofortigen Rücktritt. Dieser wurde dann auch umgehend perfekt gemacht. Belegschaftsangehörige geleiteten die drei zum Betriebstor hinaus. Anschließend wählten die Versammelten drei neue Kandidaten für die Geschäftsleitung.

Ursachen, die zu den turbulenten Ereignissen in Hildburghausen führten, sind vor allem in der monatelangen Hinhaltetaktik der Geschäftsleitung zu suchen, die bisher hoch immer kein tragfähiges Konzept für eine Betriebssanierung vorlegen konnte. Dieses kam auch nicht zustande in Kooperation mit dem westdeutschen Unternehmenspartner Parker Ermeto aus Bielefeld. Ursprüngliche Absichtserklärungen degenerierten zu einem Pachtvertrag, durch den anfangs 10 bis 20 und im Verlaufe der nächsten zwei Jahre höchstens 25 bis 270 Arbeitsplätze in Aussicht gestellt wurden. Diesem Konzept konnte der Betriebsrat im Interesse der derzeit noch 1 300 Belegschaftsangehörigen nicht seine Zustimmung geben.

Die Stimmung eskalierte, als die Geschäftsleitung trotz der ablehnenden Stellungnahme den Pachtvertrag unterschriftsreif machte. Der Betriebsrat leitete Gegenmaßnahmen ein, die zur Betriebsbesetzung führten. Sie werden von der Vertrauenskörperschaft und der Gebietsgeschäftsstelle der IG Metall mitgetragen.

Wie uns Betriebsratsvorsitzender Eberhard Jentsch erklärte, ist die Belegschaft entschlossen, die Betriebsbesetzung fortzuführen, bis eine neue Geschäftsstellenleitung Installiert ist und die von ihnen gewählten Kandidaten von der Treuhand für ihr Amt bestätigt werden. Die Hildburghausener Metaller wandten sich an Stadtleitung, Landrat und Parteien ihres Territoriums mit der Forderung, den drohenden Konkurs abzuwenden.
(Tribüne, Di. 09.10.1990)

Auftaktvorlesung von Rudolf Bahro in der Berliner Humboldt-Universität.

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