Berlin (ADN). Aspekte ihrer Wahlprogramme stellten am Montagabend im Berliner Prater Volkskammerkandidaten von "Bündnis 90", der Listenvereinigung Grüne Partei/Unabhängiger Frauenverband sowie des Aktionsbündnisses Vereinigte Linke vor. Zu ihnen zählten Dr. Sebastian Pflugbeil, Minister ohne Geschäftsbereich in der Koalitionsregierung Modrow, Ingrid Köppe (beide von Neues Forum, das zum "Bündnis 90" gehört) und Ines Peter vom Unabhängigen Frauenverband (UFV).
Die Palette der Fragen reichte von der Sorge um die Sicherung der sozialen Errungenschaften besonders auch der Frauen in der DDR über Vorstellungen zu einem Wirtschaftsprogramm bis hin zu möglichen oder auszuschließenden Koalitionen in der erstmals frei gewählten Regierung. Minister Pflugbeil fand Zustimmung der Wähler im gefüllten Saal mit seiner Kritik, dass bestimmte Parteien der DDR ihren Wahlkampf "vom Ausland machen". Übereinstimmend sprachen sich alle Wahlkandidaten für überlegte Schritte auf dem Weg zur Einheit aus.
(Neues Deutschland, Di. 13.03.1990)
Bonn. ADN/BZ Die in der DDR gesetzlich verankerten, aber in der Praxis oft nicht durchgesetzten Rechte auf Arbeit, Bildung und Wohnung sowie der Schutz von Mutter und Kind sollten unbedingt in das Grundgesetz beziehungsweise in die auszuarbeitende deutsche Verfassung eingebracht werden.
Dafür will sich die SPD in der DDR engagieren, erklärte Parteivorsitzender Ibrahim Böhme gestern vor der Presse in Bonn. Unmittelbar vor seinem Zusammentreffen mit BRD-Außenminister Hans-Dietrich Genscher versicherte der SPD-Vorsitzende, mit den Sozialdemokraten werde es nach den Wahlen eine Garantie für einen wirtschaftlichen Aufschwung, Stabilität und soziale Sicherheit in Vorbereitung des Vereinigungsprozesses geben.
Zur Diskussion um den Weg zur Vereinigung sagte SPD-Vorstandsmitglied und Minister ohne Geschäftsbereich Walter Romberg, die DDR könne vor eine Situation gestellt werden, in der Artikel 23 des Grundgesetzes angewandt werden müsste. Dann sollte dies mit Bedacht und nicht unter Zeitdruck geschehen. Er hoffe, dass die DDR dabei eigene Interessen artikulieren und durchsetzen könne. Befragt nach Koalitionsabsichten der SPD, schloss Ibrahim Böhme erneut ein mit der PDS und der DSU aus.
(Berliner Zeitung, Di. 13.03.1990)
SPD-Wirtschaftsexperte Frank Bogisch äußerte auf einer Pressekonferenz in Berlin, der DDR-Arbeitsmarkt werde einen Boom erleben, und stellte das SPD-Programm "Arbeit und Umwelt" vor.
(Berliner Zeitung, Di. 13.03.1990)
Auf zahlreichen Wahlveranstaltungen am Montag, wo wiederum viele BRD-Politiker das Wort nahmen, ging es um die Vereinigung der beiden deutschen Staaten.
Der Vorsitzende der FDP der BRD, Otto Graf Lambsdorff, äußerte im Anschluss an eine gemeinsame Tagung der FDP/BRD und dem Bund Freier Demokraten/DDR in Berlin: Der unmittelbare Anschluss der DDR an die BRD sei eine abenteuerliche Idee, eine nahtlose Übernahme völlig ausgeschlossen.
Für neues Denken in Europa plädierte Oskar Lafontaine, Saarländischer Ministerpräsident, auf einer Wahlkundgebung der DDR-SPD in Jena. Dazu gehöre, dass Sicherheit nur gemeinsam erreichbar sei. In Deutschland seien jetzt keine Sprechblasen vom Vaterland gefragt, sondern konkrete Maßnahmen zur sozialen Entwicklung.
Heftige Angriffe richtete Bundesminister Wolfgang Schäuble auf einer CDU-Kundgebung in Wernigerode gegen Lafontaine und dessen Standpunkt zur Übersiedlungsproblematik.
Das konservative DDR-Wahlbündnis "Allianz für Deutschland" aus CDU, Demokratischem Aufbruch (DA) und Deutscher Sozialer Union (DSU) wird nach den Worten des Vorsitzenden der CDU der DDR, Lothar de Maizière, nur bei einem Wahlsieg bestehen bleiben. In einem von dpa vorab verbreiteten Interview der "Bergedorfer Zeitung" sagte er: "Gemeinsamkeit in der Opposition hat keinen Sinn."
(Neues Deutschland, Di. 13.03.1990)
Der Thüringer Landesvorsitzende des Demokratischen Aufbruch, Schulz, behauptete vor 2 000 in Erfurt, die Vorwürfe gegen seinen Parteichef Schnur, seien von der Stasi lanciert. Genauso, so Schulz, hätten sie z. B. Goethe eine Akte verpassen können. Auf dieser Kundgebung sprach auch Dr. Walter Wallmann (CDU), der hessische Ministerpräsident.
(Berliner Zeitung, Di. 13.03.1990)
Schließlich präsentierte sich am Frankfurter Tor in Berlin die Grüne Partei, Mitglieder verteilten Flugblätter und Plakate, die, wie betont wurde, ohne westliche Hilfe entstanden. Die Mitgliederstärke seiner Partei schätzte Geschäftsführer Hansel auf 6 000 bis 9 000, Tendenz steigend.
(Berliner Zeitung, Di. 13.03.1990)
Auf einer Wahlveranstaltung der SPD auf dem Marktplatz in Jena sprechen Christine Rudolph, Christoph Matschie, Ibrahim Böhme und als Gast Oskar Lafontaine. Sozialdemokraten in Thüringen Die gesunde Alternative Natürlich in die Zukunft SPD, so das Wahlplakat.
Wahlkundgebungen führt die DBD in Beeskow, Grapzow, Kreis Altentreptow und Rottenbach, Kreis Rudolstadt, durch.