Do. 29. März 1990


Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Gerhard Boeden, hat sich für eine Amnestie für ehemalige Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes ausgesprochen.

In einem Interview des RIAS-TV sagte er gestern, es sei sein Sicherheitsinteresse, dass eine große Menge von Fällen über Amnestie oder Straffreiheitsgesetz erledigt wurde. "Natürlich kann das nicht für solche gelten, die wirklich hautnah und konkret Unrecht begangen haben", betonte er.

Dem Verfassungsschutz lägen Informationen vor, dass bis zu zwei Millionen DDR-Bürger als Informanten der Staatssicherheit gedient hätten.
(Berliner Zeitung, Fr. 30.03.1990)

Der Zeitungswald im Bezirk Halle hat sich etwas gelichtet. So erscheint künftig die "Hallesche Reformzeitung - Stimme der neuen demokratischen Bewegung und Parteien" nicht mehr. In einem abschließenden Beitrag verweist der ehemalige Sprecher der "Reformzeitung", Klaus Keitel, auf die Erfahrung seiner Mitstreiter, "wie schwach und anfällig die gerade erwachte Demokratie auf dem Boden der DDR ist". Auch "Das andere Blatt" gibt auf. Ihr Erscheinen eingestellt hat ebenfalls die vom Neuen Forum herausgegebene "StattZeitung".
(Berliner Zeitung, Do. 29.03.1990)

Erstmalig auch an DDR-Hochschulen wird in diesem Monat die Zeitschrift "Unicum" vertrieben.
(Junge Welt, Do. 29.03.1990)

Der Zentralbankrat der Bundesbank empfiehlt in einer Stellungnahme für die Bundesregierung einen generellen Umtauschkurs von 2:1 Ost- zu Westmark. Ein Umtauschkurs von 1:1 sei nur für natürliche Personen bis zu einer Höhe von 2 000 Mark der DDR vertretbar.

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