Im von der DSU veröffentlichten Sofortprogramm heisst es u. a.: "Der 18. März ist für die Bürger der DDR ein Tag von historischer Bedeutung. Nach mehr als fünfzig Jahren sozialistischer Politik muss endlich Schluss sein mit dem Sozialismus! Wir brauchen eine Politik der Freiheit und Gerechtigkeit, des Wohlstandes und der sozialen Sicherheit. Das geht aber nur mit glaubwürdigen Politikern Die DSU ist für eine soziale Marktwirtschaft! (...)
Vorrangige Ziele unserer Politik sind:
Herstellung der Einheit Deutschlands auf Grundlage des Grundgesetzes bei Wiederherstellung der Länder und der kommunalen Selbstverwaltung;
die sofortige Einführung der D-Mark, damit unsere Bürger endlich gutes Geld und gute Waren für ihre Arbeit bekommen;
eine Sicherung der Sparguthaben im Verhältnis 1:1, damit die Arbeit von gestern nicht umsonst war;
die Schaffung von Privateigentum, Gewerbefreiheit und eine breite Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand;
(...)
eine Mietgesetzgebung, die den bisher bestehenden Mieter- und Kündigungsschutz beibehält und sozialverträgliche Mieten vorsieht;
der Aufbau einer Arbeitslosenversicherung und eines umfangreichen Qualifizierungs- und Weiterbildungsprogrammes;
ein Betriebsverfassungsgesetz, in dem die Mitbestimmung der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz gesichert wird;
Tarifautonomie zwischen freien, unabhängigen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden;
eine besondere Sicherung der Renten, die nicht unter 1:1 umgerechnet werden dürfen. Wir streben eine sofortige Anhebung an;
ein Sofortprogramm für die Umwelt und eine sichere Energieversorgung, das wir zusammen mit der Bundesrepublik verwirklichen wollen;
die Gewährleistung uneingeschränkter Pressefreiheit, damit sich die Bürger endlich frei und umfassend informieren können;
eine vollständige Aufdeckung der Tätigkeit der Stasi und ihre endgültige Auflösung, wobei Rechtsstaatlichkeit die Leitidee für die Bewältigung der Vergangenheit ist;
eine Bildungsreform, durch die der kulturpolitische Zentralismus abgeschafft und die Verantwortung für die Kultur-, Schul- und Bildungspolitik auf die Länder übertragen wird;
ein gegliedertes Bildungswesen, in dem nur noch die Begabung und Fähigkeit des einzelnen und nicht mehr seine Weltanschauung eine Rolle spielen;
die Weiterführung staatlich finanzierter Kinderkrippen und Kindergärten - auch in privater oder kirchlicher Hand - sowie der Schulspeisung, Kinderhorte, des Kindergeldes und der Erziehungsförderung.
PDS und SPD schüren bewusst die Angst der Menschen vor der Zukunft und vor sozialen Schwierigkeiten, um sich eine linke Mehrheit zu sichern. Wir sagen: Nur der ganze Schritt zur Marktwirtschaft wird uns den wirtschaftlichen Aufschwung sichern, der die soziale Sicherheit finanziert."
(Sabine und Zeno Zimmerling, Neue Chronik DDR, 4./5. Folge, 1. Auflage, Verlag Tribüne Berlin GmbH 1990, ISBN 3-7303-0604-9)