Do. 26. Oktober 1989


In Vorbereitung der genehmigten Demonstration und Kundgebung in Berlin am 04.11. finden im Präsidium der Volkspolizei in Berlin zwei Gesprächsrunden statt. Der Endpunkt der Demonstration wird vom bisher vorgesehenen Lustgarten auf den Alexanderplatz verlegt.
(MfS, ZIAG, 484/89)

In der Bühlauer Kirche in Dresden-Bühlau findet die Gründungsversammlung des Neuen Forum statt. Wegen des großen Andrangs muss die Veranstaltung zwei Mal durchgeführt werden. Gegen den Vorwurf der Republik- und Staatsfeindlichkeit, wird versichert, das Neue Forum stehe auf dem Boden der Verfassung. Dazu gehöre auch die führende Rolle der SED. Das Neue Forum wolle sich für einen menschlich attraktiven Sozialismus einsetzen. An der Gründungsversammlung nehmen als interessierte Beobachter auch Vertreter des Demokratischen Aufbruch teil.

Die Initiative Bösdorf des Neuen Forum führt in der Kirche in Bösdorf, Kreis Haldensleben Bezirk Magdeburg, ein Friedensgebet durch.

Zu einem Treffen zwischen Vertretern des Rates der Stadt und Kirchenvertretern kommt es in Leipzig.

Das Ministerium für Staatssicherheit in Potsdam notiert, Unterschriftensammlungen gibt es u. a. im VEB Gebäudewirtschaft Potsdam, dem GRW Teltow, dem VEB Elektro-Physikalische Werke Neuruppin, dem Meteorologischen Dienst Potsdam, Krankenhäusern in Staaken, Wittstock, Liebenwalde und den Bezirkskrankenhäusern in Potsdam und Brandenburg, dem VEB Polygraph Nauen und weiteren Einrichtungen.

In der hallenser Pauluskirche stellen sich die neuen Gruppen und Parteien vor.

Im Kreiskulturhaus in Neustrelitz führt die Nationale Front eine Veranstaltung durch. In einer Resolution wird u. a. Pressefreiheit, eine Wahlgesetzgebung, Zulassung des Neuen Forum gefordert. Die Aufforderung an den 1. Sekretär der SED-Kreisleitung sich für die Zulassung des Neuen Forum einzusetzen, sagt er zu.

Zu einem Gespräch kommen der 1. Sekretär der SED des Bezirks Potsdam, Günther Jahn, und Vertreter des Neuen Forum zusammen.

Auf dem Röbener Marktplatz findet eine Versammlung satt.

Eine Dialogveranstaltung gibt es im Goethepark in Geiz.

Beim Rat des Kreises findet ein Meinungsaustausch zwischen Vertretern staatlicher Stellen und Vertretern der Kirche und der Fürbittsprechergruppe der Altendorfer Kirche Nordhausen statt. Vertreter der neuen Gruppen wurden bewusst nicht eingeladen.

Erste Dialogveranstaltung im Kino "Theater der Freundschaft" in Sondershausen. Während die SED viele Plätze mit "bewährten Genossen" besetzt hat, warten Tausende vor dem Kino. Es kommt zu lautstarken Zwischenrufen, so dass die Veranstaltung schließlich abgebrochen wurde und ein Bürgerforum zwei Tage später auf dem Platz der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft stattfinden soll. Es bildet sich ein Demonstrationszug zur SED-Kreisleitung.

Das MfS kommt zu der Erkenntnis: "Ein vernünftiger Dialog kam nicht zustande. Das Präsidium wurde nur in Einzelfällen seiner Aufgabe als Dialogpartner gerecht". Das Präsidium bestand aus führenden Parteifunktionären.

Zu einem Gespräch lädt der Geraer Oberbürgermeister Vertreter von Basisgruppen und kirchliche Amtsträger ein.

Bürgerinnen und Bürger fordern vor dem Wehrkreiskommando in Genthin einen Wehrersatzdienst.

In der überfüllten Christuskirche in Berlin-Oberschöneweide findet eine Informationsveranstaltung des Neue Forum statt. Über Lautsprecher wird die Veranstaltung, für die keinen Platz mehr in der Kirche gefundenen, nach außen übertragen.

Das Neue Forum präsentiert sich auch in Boizenburg, Hagenau und Wittenberg.

Bärbel Bohley lädt Wolf Biermann zur Teilnahme an der Demonstration und Kundgebung am 04.11. in Berlin ein.

In einem Brief an Egon Krenz beschreibt der Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler die DDR in einer tiefen Krise. Nur durch Mut zur Wahrheit können die Ursachen erforscht und ein Weg aus der Krise gefunden werden.

Der bisher bis zum 31.10.1989 befristete Linienflugverkehr zwischen Leipzig und Frankfurt/Main wird bis zum 01.02.1990 weiter gestattet.

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