So. 15. April 1990


Der zurückgetretene Vorsitzende der DDR-SPD, Ibrahim Böhme, trägt die Beteiligung seiner Partei an der neuen DDR-Regierung nicht mit. Böhme begründete seine Haltung in einem Gespräch mit "Bild am Sonntag" mit den Worten: "Für mich ist eine Beteiligung an einer Regierung zusammen mit der DSU jenseits der Schmerzgrenze. Das kann ich nicht mittragen." Die Zeitung hatte den Politiker bei Freunden in der italienischen Toscana aufgespürt.

Was seine angebliche Stasi-Mitarbeit angehe, werfe sich Böhme als einziges "eine zu große Offenheit bei Gesprächen" vor, durch die er "vielleicht Freunde unwissentlich gefährdet" habe. "Es gab niemals eine Verpflichtungserklärung", und nie habe er Geld oder geldwerte Vorteile empfangen.

Seine Parteiämter habe er niedergelegt, "weil durch ständige Angriffe gegen mich die SPD belastet worden wäre". Er sei jetzt "unendlich müde und kaputt". Den angeblichen Selbstmordversuch dementierte Böhme energisch: "In keinem Moment in den letzten Monaten habe ich die Absicht gehabt, aus dem Leben zu scheiden." Mitte dieser Woche wolle er wieder nach Berlin zurückkehren und sein Volkskammer-Mandat antreten. Er strebe allerdings "vorläufig" keine Ämter an.
(Neues Deutschland, Di. 17.04.1990)

Mit einem Stundenprogramm begann am Ostersonntagabend der Deutsche Fernsehfunk in seinem 2. Programm mit Regional-TV. Die Premiere in Dresden bot ein ebenso breit gefächertes wie interessantes Bildschirmerlebnis vom Ostergottesdienst in der Kreuzkirche und einem Bück in das Innere des Dresdner Schlosses bis zum Kabarett-Solo. Auch die Oberbürgermeister der drei sächsischen Bezirksstädte stellten sich bei dieser TV-Premiere zum Disput.
(Neues Deutschland, Di. 17.04.1990)

Morgen wird im Deutschen Fernsehfunk eine Kirchenredaktion die Arbeit aufnehmen. Leiter ist der bisherige Referent des DDR-Kirchenbundes für die Rundfunk- und Fernseharbeit, Volker von der Heydt. Neben zehn Gottesdienstübertragungen sind sechs religiöse Sendungen, drei Magazine sowie aktuelle Beiträge vorgesehen.
(Neue Zeit, Sa. 14.04.1990)

Bonn. ADN Die Zahl der Übersiedler aus der DDR hat sich in der vergangenen Woche weiter verringert. Wie das Bonner Innenministerium gestern mitteilte, kamen vom 9. bis 15. April 3 328 DDR-Bürger in die Bundesrepublik. In der Vorwoche wurden im Vergleich dazu noch 4 343 Übersiedler gezählt. Während am 13. April an einem Tag noch 567 Übersiedler registriert wurden, waren es am 14. April nur noch 33, am 15. April 22 und in der Nacht zum Ostermontag 27. Insgesamt sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums seit Jahresbeginn 162 787 DDR-Bürger in die Bundesrepublik übergesiedelt.
(Berliner Zeitung, Di. 17.04.1990)

In mehren Städten finden Ostermärsche statt. Es wird für Frieden, Abrüstung und Entmilitarisierung demonstriert. Haben aber "Märsche" in ihrem Namen.

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