Mi. 11. April 1990


Bonn. ADN/BZ Der 1. Juli als möglicher Termin für die Einführung der Währungsunion mit der DDR sei zu halten, wenn "spätestens" in der Woche nach Ostern der Entwurf für den Staatsvertrag verabschiedet wird, sagte Lambsdorff gestern im Deutschlandfunk. Dann müsse auch die neugewählte DDR-Regierung schnell reagieren.

Er trat weiter dafür ein, den Betrieben in der DDR die Schulden zu streichen. Der DDR-Wirtschaft würde dadurch ein neuer Start ermöglicht.

Der von der Bundesbank vorgeschlagene grundsätzliche Umtauschkurs von 2:1 liegt nach Ansicht des Vorsitzenden des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, Otto Wolff von Amerongen, "sehr im Interesse der Bevölkerung". Akzeptierte man den Umtauschkurs, der auf der Straße gefordert wird, dann gingen die Betriebe in der DDR Pleite, äußerte der Unternehmer vor Journalisten in Bonn. In fünf bis zehn Jahren werde sich nach seiner Schätzung das Leistungs- und Einkommensniveau zwischen der DDR und der Bundesrepublik angeglichen haben.

Wirtschaftlich und sozial hatten die 16 Millionen Ostdeutschen in den bevorstehenden zwei Jahren jedoch mit ernsten Problemen zu rechnen, sagte der Ministerpräsident Baden-Württembergs, Lothar Späth, ebenfalls gestern vor der Presse in Singapur. Die Wirtschaft der Bundesrepublik sehe schon jetzt einem Boom entgegen, da wachsende ostdeutsche Kaufkraft und Investitionsbedarf zunächst nicht von der DDR allein befriedigt werden können.

Die Vorsitzende der Gewerkschaft öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Monika Wulff-Mathies, forderte indes Bundeskanzler Kohl zu einer verbindlichen Erklärung auf, dass die Einführung der D-Mark in der DDR - "einerlei zu welchem Wechselkurs" - nicht ohne soziale Absicherung erfolge. Sie verlangte gewerkschaftliche Beteiligung im Prozess der Annäherung, damit nicht "währungspolitische Sandkastenspiele über die Köpfe der Menschen hinweg" betrieben werden.
(Berliner Zeitung, Mi. 11.04.1990)

Einen Vertrag zur Übernahme der Trägerschaft und Verantwortung für die ehemaligen Freundschaftsbrigaden in Ländern der Dritten Welt hat am Mittwoch das DDR-Solidaritätskomitee mit der FDJ abgeschlossen.
(Junge Welt, Do. 12.04.1990)

Die Evangelische Jugend, die FDJ, die Jugendgruppe Neues Forum, JuLia, und die Jusos gründen im "cafe contact" den Dachverband Stadtjugendkonferenz in Brandenburg (Havel). Der Stadtjugendkonferenz versteht sich als Interessenvertretung von Brandenburger Jugendgruppen.

Der Verband der Metall- und Elektroindustrie Berlin und Brandenburg wird gegründet. Ihm gehören Betriebe aus Berlin und den Bezirken, Cottbus, Frankfurt und Potsdam an. Auf der Gründungsversammlung waren auch Vertreter des Arbeitgeberverbandes der Berliner Metallindustrie aus Westberlin anwesend.

In Thüringen und Vorpommern gibt s schon einen solchen Verband. Sachsen und Sachsen-Anhalt sollen bald folgen.

Nachdem bekannt wird, gegen den früheren 1. Sekretär der SED-Kreisleitung Sondershausen gibt es kein Prozess, versammeln sich heute Bürger zu einer Protestkundgebung für ein Justizreform. Es werden Unterschriften dafür gesammelt.

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