DDR 1989/90Brandenburger Tor

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22.12. Der Aufenthalts- und Abzugsvertrag der sowjetischen Streitkräfte aus der BRD sowie der Überleitungsvertrag tritt in Kraft


So. 16. Dezember 1990


Zur Finanzierung der Kosten für die deutsche Einheit denken die Bonner Koalitionsparteien nicht nur an die Einführung einer Benutzungsgebühr für Autobahnen und Fernstraßen, sondern auch an eine Erhöhung der Telefongebühren. Nach Zeitungsberichten soll durch eine Verkürzung des Zeittaktes beim Telefon eine Summe von jährlich etwa fünf Milliarden Mark aufgebracht werden. Dieses Geld will Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) zum dringend notwendigen Ausbau des Kommunikationsnetzes in den neuen Bundesländern verwenden. Der Plan ist in einem Katalog von 14 Punkten enthalten, die Waigel am vergangenen Mittwoch den Koalitionsparteien als Sparpaket vorlegte.

Mit der Verkürzung des Telefon-Zeittaktes ergibt sich nach Waigels Berechnungen je Haushalt eine Gebührenerhöhung um sieben Mark. Dies, so Waigel, sei ein zumutbares Opfer der Telefonkunden im Westen für die deutsche Einheit. Niemand in der Koalitionsrunde habe Waigel widersprochen.

Bei den Plänen zur Einführung einer Straßenbenutzungsgebühr wird allem Anschein nach daran gedacht, die Autofahrer jährlich nicht nur mit 100, sondern sogar 200 Mark zu belasten. Bonner Koalitionskreise bestätigten am Sonntag entsprechende Informationen der Illustrierten "Bunte". Für Lastwagen könnte die Gebühr statt 1 000 sogar 2 000 oder 3 000 Merk betragen. Nach dem alten Denkmodell kämen im Jahr rund vier Milliarden Mark in die Kasse des Bundes. Bei den höheren Sätzen könnte, so hieß es in Bonn, mit neun bis zehn Milliarden Mark gerechnet werden.

DGB-Vorstandsmitglied Michael Geuenich wies die Pläne als "pure Geldbeschaffungsaktion" ohne jede ökologische und soziale Komponente zurück. IG-Metall-Vorsitzender Franz Steinkühler sprach von einem "Notnagel zur Finanzierung einer verfehlten Deutschlandpolitik" und einem "Indiz für die soziale Ungerechtigkeit".
dpa
(Tribüne, Mo. 17.12.1990)

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