DOKUMENTATION

"Keine Krokodilstränen mit der CDU vergossen"

Am 13. Oktober [1987] meldeten westdeutsche Radio- und Fernsehstationen, dass sich Mitglieder der Berliner Unabhängigen Friedensbewegung mit Abgeordneten der CDU-Bundestagsfraktion getroffen haben. Weggelassen wurde, dass es sich lediglich um ein Treffen mit Vertretern von zwei Berliner Friedensgruppen handelte. Wir, eine Reihe von Mitgliedern anderer Gruppen der Berliner Unabhängigen Friedensbewegung, distanzieren uns von diesem tête-à-tête mit Vertretern einer Partei, die die westliche Nachrüstung befürwortet und mit durchgeführt hat und auch in neuerer Zeit sich als Hemmblock der Abrüstungsverhandlungen zwischen den Supermächten profiliert. Wir wollen nicht zusammen mit einer Partei Krokodilstränen über Menschenrechtsverletzungen in der DDR zerdrücken, die andererseits eine menschenverachtende Asylpolitik befürwortet und (mindestens zu großen Teilen) brutale Diktaturen wie in Südafrika und Chile unterstützt. Politische Gespräche sind für uns nur mit Parteien, Gruppen und Bewegungen möglich, die wenigstens Ansätze zur Abwendung von der alten Abschreckungs- und Bedrohungsideologie zeigen, ganz zu schweigen von einem Engagement für die Menschenrechte, wo immer sie verletzt werden, in Ost oder West.

Mitglieder der Umwelt-Bibliothek
Berlin Friedenskreis Friedrichsfelde
Gruppe Gegenstimmen

aus: taz, 20.10.87


Gerd Poppe verteidigte das Treffen und warf den Kritikern vor, Selbstbeschränkung als Tugend zu verklären. Für die Mitglieder unabhängiger Gruppen sollte es auch eine Selbstverständlichkeit werden, mit Vertretern offizieller Organisationen oder Parteien Gespräche zu führen.