Der Zersplitterung ein Ende setzen
Die SED hat mit einer von starrer Alterssenilität und blinder Selbstgefälligkeit gekennzeichneten Politik die Ideen der linken sozialen Bewegung in schlimmsten Verruf gebracht.
Die "linken Ideen" sind keine Erfindungen von Gelehrten oder Parteien, sie erwachsen aus Widersprüchen menschlichen Zusammenlebens. Ihren Ausdruck fanden sie beispielsweise in der Bibel, antiken Sklavenaufständen und feudalen Bauernrevolten in der Reformation wie in den bürgerlichen und proletarischen Revolutionen ebenso wie in den antikolonialen Befreiungsbewegungen. Personen und Parteien haben nur je im Geist ihrer Zeit versucht, diese Widersprüche zu formulieren und ihre Auflösung zu organisieren.
Nur weil die SED versagt hat, sind die Widersprüche zwischen Armen und Reichen, zwischen den Menschen und der Natur noch nicht aus der Welt. Nur weil die SED versagt hat, ist der Kapitalismus nicht besser geworden. Nur weil die SED versagt hat, wird die westliche Marktwirtschaft nicht fähiger, die globalen Überlebensaufgaben, wie Einhalt der Massenverelendung und Umweltvernichtung, zu lösen.
Mit der Parole "Rette sich, wer kann in die westliche Marktwirtschaft" beseitigen wir keines unserer sozialen und ökologischen Zukunftsprobleme. Während wir auf die Segnungen einer noch effektiveren Verschwendungsgesellschaft hoffen, schieben wir die Grundprobleme unserer Existenz nur hinaus. Kurzatmige Effekthascherei, billiger Stimmenfang und Zersplitterung tun ein übriges, um uns einnebeln zu lassen.
Aller historischen Erfahrung nach werden es gerade auch wieder Ansätze der linken sozialen und ökologischen Bewegung sein, die zum Überleben unserer modernen Zivilisation beitragen können.
Die SED hat die Mehrzahl der klassischen und modernen linken und ökologischen Strömungen unterdrückt, bevormundet oder isoliert, Sie hat schließlich dem am meisten geschadet, wofür sie vorgab einzutreten. Nach der Befreiung von den Herrschern der SED ist eine Sammlung linker und ökologischer Kräfte geboten.
Die Initiative für eine "Vereinigte Linke" (VL) Potsdam lädt Vertreter aller linken und ökologischen Gruppen wie auch interessierte Personen aus dem zukünftigen Land Brandenburg zu einer Kontaktaufnahme ein, und zwar am Donnerstag, dem 15. Februar, 20 Uhr, Potsdam, O.-Nuschke-Str. 53.
Bei Verhinderung ist auch eine schriftliche oder telefonische Kontaktaufnahme möglich: Über das Büro der "Vereinigten Linken" (VL) in 1560 Potsdam, Otto-Nuschke-Straße 53, oder werktags zwischen 11 und 14 Uhr. Und ab 17 Uhr unter Tel. Potsdam (...).
aus: Märkische Volksstimme, Nr. 38, 14.02.1990, 45. Jahrgang, Unabhängige Tageszeitung im Bezirk Potsdam, Herausgeber: Verlag Märkische Volksstimme