Wir sind da - die Cottbuser Sozialdemokraten

Am 6.1.1990 fand in der IHS Cottbus eine Informationsveranstaltung der Sozialdemokratischen Partei Cottbus statt, die von etwa 700 interessierten Bürgerinnen und Bürgern besucht wurde.

Der bis zum 6.1. amtierende Geschäftsführer, Herr Josef Bischoff, verwies auf die 130jährige Geschichte der deutschen Sozialdemokratie, die von Anfang an gekennzeichnet war vom Eintreten für die sozial Benachteiligten. Er erläuterte das Rahmenprogramm sozialdemokratischer Kommunalpolitik im Bezirk Cottbus mit folgenden Schwerpunkten:

Gerade unser Bezirk hat ein lebensnotwendige Interesse an einem langfristigen, völlig neuen Energiekonzept. Wir brauchen sofort wirksame Maßnahmen, um durch technologische Erneuerung die Kohleverwertungsrate deutlich zu erhöhen, sowie vielfältige Aktivitäten, um spürbar Energie einzusparen. Durch zielgerichtete Auftragsforschung müssen alternative Energiequellen erschlossen werden. Langfristig müssen die Braunkohleförderung im Bezirk Cottbus reduziert, die freiwerdenden Arbeitskräfte umgeschult werden. Eine Angstpsychose vor Arbeitsplatzverlust rechtfertigt in keiner Weise eine vielfältig umweltzerstörende Energiepolitik. Freigesetzte Arbeitskräfte können dann z.B. in Umweltschutztechnik produzierende Bereiche integriert werden. So wollen wir Arbeitsplätze schaffen, die Leben nicht vernichten, sondern erhalten.

In der Landwirtschaft wollen wir das genossenschaftliche und das private Eigentum gleichermaßen fördern. Die bauern- und landwirtschaftsfeindliche Trennung von Pflanzen- und Tierproduktion muss aufgehoben werden.

Im Bereich von Handel und Versorgung muss eine Reprivatisierung erfolgen.

In der Gesundheits- und Sozialpolitik wollen wir Kranke, Behinderte und sozial Schwache nicht länger in der Rolle von Bittstellern sehen. Auch sie sind gleichberechtigte Mitglieder unserer Gesellschaft. Wir treten für eine größtmögliche Integration von Behinderten in allen Bereichen ein.

Außer über Kommunalpolitik sprach Herr Bischoff auch, über die Möglichkeiten des Zusammenwachsens beider deutscher Staaten. Beispielhaft sei hier der Gedanke genannt, dass beide deutsche Staaten auf die Siegermächte zugehen sollten, um einen Friedensvertrag auszuhandeln.

Als Gast konnten die Cottbuser Sozialdemokraten den Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herrn H. Schnoor (SPD), begrüßen. In seiner Rede, die vom Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen würde, sprach er über Grundsätze sozialdemokratischer Politik, die Aufgaben vor denen die Sozialdemokraten heute in beiden deutschen Staaten stehen, und den möglichen Weg beider deutscher Staaten über die inhaltliche Gestaltung der Konföderation hin zu einer Föderation.

Sozialdemokratische Partei
Cottbus-Stadt/-Land

aus: Lausitzer Rundschau, Nr. 9, 11.01.1990, 39. Jahrgang, Sozialistische Tageszeitung für den Bezirk Cottbus

Δ nach oben