Offene Fragen
Walter Romberg (SPD),
zu Währungsunion mit Sozialverbund
DIE ANDERE: Die SPD - in Ost und West - ist lange vor Kohl für die Währungsunion eingetreten. Was verspricht sie sich davon?
Romberg: Ich denke, dass damit überhaupt erst die konkrete Möglichkeit besteht für die materielle und wirtschaftliche Entwicklung im Lande und dass wir sie deshalb jetzt zügig vorzubereiten haben. Sie muss natürlich gut vorbereitet werden durch die Schaffung der nötigen Rahmenbedingungen, d. h. der sozialen Sicherheit. Härten müssen auf jeden Fall vermieden werden, d. h. die Sparkonten müssen sicher sein, wir brauchen eine Arbeitslosenversicherung etc. Die soziale Absicherung ist die entscheidende Frage, eine Währungsunion mit der Bundesrepublik gibt es nur bei gleichzeitigem Sozialverbund.
DIE ANDERE: Die Verhandlungen in Bonn haben bei der DDR Bevölkerung Beunruhigung ausgelöst, was man an den überfüllten Sparkassen sehen kann. Sind denn die Sparkonten wirklich sicher?
Romberg: Ich gehe davon aus. Die Menschen in unserem Lande haben ein Recht darauf, dass ihre in mühsamer Arbeit an gesparten Guthaben nicht gefährdet werden. Dieser Punkt gehört zu den notwendigen Vorbereitungen auf die Währungsunion.
DIE ANDERE: Werden die Guthaben bei der Währungsunion 1:1 umgetauscht oder in welchem Verhältnis?
Romberg: Unser Ziel sind die günstigsten Bedingungen für die Menschen in unserem Land. Wir warten hier aber noch auf klare Aussagen seitens der Bundesregierung. Wir müssen ja erst mal wissen, was sich die Bundesrepublik unter der Währungsunion eigentlich vorstellt. Hier sind noch Fragen offen.
(Es fragte Rupert Schröder)
Die Andere Zeitung Berlin, Nr. 6, 01.03.1990