Modrow zur Verantwortung des deutschen Volkes
Jüdischen Nazi-Opfern Unterstützung zugesagt
Berlin. ADN/BZ Der Vorsitzende des Ministerrates der DDR, Hans Modrow, gab aus Anlass des bevorstehenden 15. Jahrestages der Zerschlagung des Hitlerfaschismus eine Erklärung zur Verantwortung des gesamten deutschen Volkes für die Vergangenheit ab.
Dieser Schritt steht im Einklang mit dem konstruktiven und vertrauensvollen Dialog, der mit in den USA ansässigen jüdischen Organisationen über die Bewältigung der Vergangenheit geführt wird, sowie mit der angestrebten Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit dem Staat Israel.
Die Erklärung wurde dem Jüdischen Weltkongress sowie der Regierung Israels übermittelt. Sie hat folgenden Wortlaut:
"Die DDR anerkennt die Verantwortung des gesamten deutschen Volkes für die Vergangenheit. Diese ergibt sich aus der tiefen Schuld des Hitlerfaschismus, der im Namen des deutschen Volkes schlimmste Verbrechen am jüdischen Volk begangen hat. Unverändert steht die DDR zu ihrer Verpflichtung, alles gegen Rassismus, Nazismus, Antisemitismus und Völkerhass zu tun, damit auch künftig von deutschem Boden nie wieder Krieg und Faschismus, sondern nur noch Frieden und Völkerverständigung ausgehen.
Die DDR hat ihre völkerrechtlichen Pflichten aus dem Potsdamer Abkommen in vollem Umfang erfüllt. Sie anerkennt ihre humanitäre Verpflichtung gegenüber den Überlebenden des Jüdischen Volkes, die unter Naziunterdrückung gelitten haben, und bekräftigt die Bereitschaft zur solidarischen materiellen Unterstützung ehemaliger Verfolgter des Naziregimes Jüdischer Herkunft."
Berliner Zeitung, Nr. 34, 46. Jahrgang, Fr. 09.02.1990