Gründungsaufruf für eine "Grüne Liga"
Das Wissen um den Ernst und die Dringlichkeit der globalen und lokalen ökologischen Probleme führte uns zusammen. Die Mitverantwortung, die jeder von uns für die Lösung der anstehenden, schier unbewältigbaren Aufgaben des Umweltschutzes in der DDR in sich spürt, drängt uns zum Handeln. Dieses Handeln kann nur ein gemeinsames sein. Ungeachtet unterschiedlicher Erfahrungen und Weltanschauungen wollen wir uns zusammenschließen zur Aktionseinheit aller umweltbewussten Kräfte. Wir rufen daher zur Gründung einer "Grünen Liga" auf.
Sie soll unser gemeinsames Dach zur Rettung unserer natürlichen Lebensgrundlagen, zur Stimulierung alternativer Denk- und Verhaltensweisen und zur Überwindung des ökologischen Handlungsdefizits in unserer Gesellschaft sein.
Alle bereits bestehenden und die sich neu bildenden Gruppen sowie alle Bürgerinnen und Bürger, die sich diesem Anliegen verpflichtet führen, rufen wir auf, sich bei Bewahrung ihrer Eigenständigkeit und ihrer Identität dieser Initiative anzuschließen. Wir schlagen die Durchführung einer Gründungsversammlung zum frühestmöglichen Zeitpunkt vor, auf der neben den Fragen der Struktur und Arbeitsweise u.a. auch folgende dringende Sachprobleme auf der Tagesordnung stehen sollten:
- Erarbeitung einer Strategie zum ökologischen Umbau der Gesellschaft einschließlich einer Belastbarkeitsstudie
- Kennzeichnung von ökologischen Katastrophengebieten der DDR
- Vorschläge für Sofortmaßnahmen
- ungeschminkte Darstellung der Umweltsituation in der DDR
- volle Zugänglichkeit zur Umweltüberwachung
- Bildung eines unabhängigen Ökologie-Institutes der DDR
- Bildung einer Kommission zur Aufdeckung aller schwerwiegenden Verletzungen des Landeskulturgesetzes, insbesondere durch Baumaßnahmen und andere Beeinträchtigungen in und an Landschafts- und Naturschutzgebieten
- Überarbeitung von Gesetzen und Beschlüssen
- Bildung einer AG zur Überprüfung der Energiepolitik
- Müllex- und -import
- Überprüfung der Subventionspolitik unter ökologischen und sozialen Aspekten
- Einrichtung von Nationalparks und Biosphärenreservaten der DDR, insbesondere anstelle der bisherigen Staatsjagdgebiete und Truppenübungsplätze
- Vorschläge für die Erschließung gesellschaftlicher Reserven für die Abwendung der ökologischen Krise, insbesondere Aufdeckung von Verschwendungen und Privilegien
- Herausgabe einer massenwirksamen Monatszeitschrift für Natur- und Umweltschutz als öffentliches Informations- und Diskussionsforum der Bürger
- Bildung, Verwendung und öffentliche Kontrolle eines Öko-Fonds zur Förderung des ökologischen Umbaus, insbesondere von alternativen gesellschaftlichen Handlungsangeboten
- Sicherung eines festen, angemessenen Raumes für die Darstellung von Umweltproblemen und die ökologische Information in den Massenmedien, insbesondere im Fernsehen
Wir haben keine Zeit mehr - unsere einzige Chance liegt im gemeinsamen Handeln!
[36 Personen unterschrieben am 18.11.1989 diesen Aufruf.]