Die Geschichte der FDJ ist unteilbar

Erklärung und Beschluss des Programmkongresses der fdj vom 30. 9. 1990

Bild der fdj mit Friedenstaube

Uns, den Delegierten des Programmkongresses der fdj ist bewusst, dass die weitere Erneuerung unseres Verbandes die konsequente und kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der FDJ einschließen muss.

Da während der vergangenen Jahrzehnte etwa zwei Drittel der DDR-Bürger Mitglied der FDJ waren, besteht ein gesellschaftliches und vielfaches persönliches Interesse, das unteilbare Erbe dieser Jugendorganisation zu analysieren. Als Rechtsnachfolger der alten FDJ trägt der sozialistische Jugendverband fdj dabei eine besondere Verantwortung. Viele Mitglieder haben sich im guten Glauben für antifaschistisch-demokratische und ihren Vorstellungen entsprechende sozialistische Verhältnisse auf deutschem Boden eingesetzt.

Sowohl das im Sinne politischer, sozialer und kultureller Interessen junger Leute Erreichte als auch die fortschreitende Dogmatisierung, Bürokratisierung und Formalisierung der Jugendarbeit, die sich mit denn ehemaligen staatstragenden Einheitsjugendverband FDJ verbinden, müssen differenziert untersucht und dargestellt werden.

Ursachen und Mechanismen der Vereinnahmung, Gängelung, Uniformierung, Disziplinierung und Ausgrenzung Jugendlicher sind deutlich zu machen.

Eingebunden in das politische System der DDR hat die FDJ Schuld auf sich geladen.

Der sozialistische Jugendverband fdj stellt sich der ihm daraus erwachsenden Verantwortung. Ihr gerecht zu werden, verlangt - über verbale Entschuldigungen hinaus - Schlussfolgerungen zu ziehen:

Grundlegende strukturelle Veränderungen, die Ausdruck der Demokratisierung der Verbandsarbeit sind, wurden und werden vollzogen.

Das von unserem Kongress beschlossene Programm - das erste seit 1946 - ist in einem breiten demokratischen WilIensbildungsprozess entstanden. Programm und Satzung bestimmen die Identität der fdj und die Inhalte und Formen ihrer Arbeit vollkommen neu.

Die Auseinandersetzung mit der Verbandsgeschichte wird erst dann glaubhaft und produktiv, wenn sie von unseren Mitgliedern getragen wird und Öffentlich stattfindet.

Dazu regen wir u. a. an:

- Geschichte zum Gegenstand der Bildungsarbeit in den Basisgruppen des Verbandes machen;

- Veranstaltungen der Landesverbände zur Geschichte der FDJ im jeweiligen Territorium organisieren;

- 1991 eine Geschichtskonferenz der fdj vorbereiten;

- eine Geschichtskommission beim Bundesvorstand der fdj berufen, die die Ergebnisse einer breiten Geschichtsdiskussion zusammenträgt und Diskussionsangebote unterbreitet.

Wir laden von hier aus alle Mitglieder und Sympathisanten der fdj, ehemalige Mitglieder des Verbandes sowie alle interessierten Personen, Organisationen und Institutionen ein, dabei mitzuwirken.

Junge Welt, Sa. 06.10.1990

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