Umgestaltung, bisher aber nicht im Kombinat!
Kollektiv "G. S. Ohm", Investitionen, fragt Kreisvorstand:
Seid ihr Interessenvertreter?
In Sorge um die entstandene innenpolitische Lage stellen wir mit Empörung fest, dass seitens des Kreisvorstandes IG Bergbau/Energie noch immer keine Reaktion gezeigt wird. Wir gewinnen immer mehr den Eindruck, dass der Kreisvorstand auch weiterhin auf die Anweisungen der IKL wartet. Damit verliert dieses Organ an Glaubwürdigkeit. Warum wird zu aktuellen Fragen und Problemen seitens des Kreisvorstandes keine Stellung bezogen? Ist denn mit der Gewerkschaftsarbeit im Kombinat alles in "Butter"?
Noch Anfang dieses Jahres hat sich der Kreisvorstand über die Meinung der Belegschaftsmitglieder administrativ hinweggesetzt und bewährte Strukturen ausgelöst und eine BGL geschaffen, die unwirksam ist. Mit dieser Maßnahme wunde dokumentiert, welchen Einfluss die Gewerkschaftsmitglieder auf ihre Interessenvertreter haben - keinen! In diesem Sinne stellt sich nun die Frage, ob diese Funktionäre auch Interessenvertreter sind.
Aus dieser Situation heraus fordern wir, dass sich jeder Gewerkschaftsfunktionär, insbesondere die des Kreisvorstandes und der BGL, der Vertrauensfrage stellt.
Die Gewerkschaft ist eine eigenständige und unabhängige Organisation zur Interessenvertretung ihrer Mitglieder.
- Wo kommt dann diese Festlegung her, dass 50 Prozent der BGL-Funktionäre Mitglied der SED sein müssen?
- Warum wird die Funktion des BGL-Vorsitzenden mit der APO-Mitgliedschaft verbunden? Wird damit nicht das Prinzip der Unabhängigkeit untergraben?
- Wann wird in der Gewerkschaftsarbeit mit denn Papierkrieg Schluss gemacht?
- Wann wird die Wettbewerbsführung umgestaltet oder abgeschafft?
- Was unternimmt der Kreisvorstand für die Durchsetzung der leistungsgerechten Entlohnung?
- Wie unterstützt der Kreisvorstand die Einführung der 40-Stunden-Woche?
Fragen über Fragen - und der Kreisvorstand schweigt. Wie lange noch? Können wir uns diesen desolaten Zustand in dieser bewegten Zeit leisten?
Wir meinen: Nein! Wir fordern umgehend Antworten und Konsequenzen!
(Es folgen 19 Unterschriften der Kollektivmitglieder)
aus: Sozialistische Zukunft, Nr. 47, 20. 11. 1989, 34. Jahrgang, Organ der Industriekreisleitung Schwarze Pumpe der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands