Betriebs-rat-los?
Initiativprogramm
Zur Gewährleistung der demokratischen Mitbestimmung der Werktätigen im VEB Möbelwerke Berlin (BT I)
Die aktive Wahrnehmung des Rechts auf Mitbestimmung durch gewählte Vertreter aus den Reihen der Belegschaft sollte u.E. in der gegenwärtigen angespannten Situation vorrangig auf die Lösung folgender Aufgaben gerichtet sein:
1. Sicherung der Liquidität des Betriebes
2. Sicherung der Arbeitsplätze
Zur Gewährleistung dieser erstrangigen ökonomischen und sozialen Zielstellung ist durch die Betriebsleitung ein Programm von Maßnahmen und die Strategie zu ihrer Verwirklichung zu erarbeiten und in kürzester Frist vorzulegen.
Dieses Programm sollte drei Etappen umfassen:
1. kurzfristige Maßnahmen
2. mittelfristige Maßnahmen
3. langfristige Maßnahmen
Die kurzfristigen Maßnahmen sollten mindestens umfassen:
- Vorlage einer bereinigten Betriebsstruktur, den neuen Bedingungen angepasst;
- Vorlage einer bereinigten Arbeitskräfte- und Stellenplanung;
- teilweise Um- bzw. Neubesetzung von Leitungsfunktionen zur sofortigen Sicherung der Punkte 1 und 2;
- Erarbeitung einer Analyse zur tatsächlichen ökonomischen Situation des Betriebes;
- Vorlage eines Sofortprogramms zur kurzfristigen Stabilisierung der Liquidität des Betriebes;
- Einbeziehung von gewählten Belegschaftsvertretern (Betriebsräten) bei der Vorbereitung und Durchsetzung von Entscheidungen.
Die mittelfristigen Maßnahmen sollten umfassen:
- Vorlage einer Konzeption zur Entwicklung des Betriebes bis 1992 (1. Etappe) und 1995 (2. Etappe) unter Berücksichtigung der sich entwickelnden neuen Marktsituation und den sich anbahnenden Veränderungen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit im RGW.
Sie sollten enthalten:
- Überprüfung der gesamten Investtätigkeit;
- Überprüfung der Bebauungskonzeption des Betriebsgeländes (erforderlichenfalls Erwirken eines sofortigen Baustopps);
- Vorlage einer Konzeption zum Erhalten der vorhandenen Bausubstanz und Ausrüstungen;
- Entwicklung von Vorstellungen zur Reorganisation der Material- und Lagerwirtschaft mit dem Ziel der Einführung des Prinzips der permanenten Inventur;
- Erarbeitung und Offenlegung einer umfassenden Kostenanalyse;
- Erarbeitung einer Absatzanalyse mit abzuleitenden Schlussfolgerungen zur Erzeugnisentwicklung;
- Kontrolle und Offenlegung der Kaderarbeit für das Planjahr 1989/90;
- Vorlage eines Entwurfs zu einem zwischen Belegschaft und Betriebsleitung abzuschließen den Sozialvertrages (als Alternative zum bisherigen BKV).
Die langfristigen Maßnahmen sollten umfassen:
- Überarbeitung und Neugestaltung der gesamten Betriebsorganisation, orientiert an Beispielen führender Möbelwerke des kapitalistischen Auslands;
- Vorlage einer Konzeption zur ständigen Marktbeobachtung und Bedarfsforschung mit dem Ziel des Aufbaus einer stabilen marktgerechten Erzeugnispalette;
- Vorlage einer Technologiekonzeption der 90er Jahre, deren integraler Bestandteil eine Konzeption zur Entlastung der Umwelt und zur Einführung einer abproduktarmen, abproduktfreien Technologie sein muss;
- Erarbeitung einer detailliert untersetzten Investstrategie auf der Basis der Entwicklungskonzeption bis 1995;
- Vorlage eines betrieblichen Sozialprogramms zur Sicherung erreichter sozialer Leistungen und ihre Weiterentwicklung in Abhängigkeit von den ökonomischen Möglichkeiten des Betriebes;
- Entwicklung von Vorstellungen für eine künftige Gewinnbeteiligung der Werktätigen am produzierten Betriebsergebnis;
- Vorlage eines Programms zur Verbesserung der sozialen Stellung der werktätigen Frauen im Betrieb.
Für die Lösung der komplizierten Aufgabenstellungen sollte sich die Betriebsleitung auf erfahrene zur Mitarbeit bereite Kolleginnen und Kollegen stützen können, die gemeinsam und kurzfristig die Arbeit aufnehmen sollten.
Dezember 1989
Initiativgruppe Betriebsrat
aus: Möbelwerker Nr. 2/90, 2. Jahrgang, Betriebszeitung des VEB Möbelkombinat Berlin, Herausgeber: Generaldirektor des VEB Möbelkombinat Berlin