"Freier Deutscher Versehrten- und Seniorenverband"
Die Organisation "Freier Deutscher Versehrten- und Seniorenverband" (FDVSV) ist eine auf der Verfassung der DDR beruhende Volksbewegung von Versehrten und Senioren. Dem Verband können als gleichberechtigte Mitglieder nichtversehrte Bürger angehören.
Der Verband orientiert in seinem Positionspapier auf folgende inhaltliche Grundsätze:
1. Durchführung radikalen gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Reformen für eine unumkehrbare Wende in der DDR. Ein menschlicher und demokratischer Sozialismus als echte Alternative zur kapitalistischen BRD steht nicht zur Disposition.
Voraussetzung sind eine vollständige Aufdeckung aller Vorgänge von Korruption, Amts- und Machtmissbrauch und Vergeudung von Volkseigentum durch ehemalige Partei- und Staatsfunktionäre.
2. Der Verband gehört keiner Partei an, befürwortet jedoch die materielle und finanzielle Unterstützung durch staatliche und kirchliche Einrichtungen, durch Parteien und Organisationen. Der Verband arbeitet eng mit dem Gesundheitswesen zusammen. Der Verband besitzt Eigenständigkeit. Seine Interessen in der Volkskammer und gegenüber dem Staat werden durch einen von der Volkskammer eingesetzten Beauftragten wahrgenommen.
3. Schaffung von konkreten Voraussetzungen für eine demokratische und soziale Geborgenheit für alle Behinderten und älteren Bürger:
- Keine Entmündigung, sondern gleichberechtigte Einbeziehung aller Versehrten und Senioren in das gesellschaftliche Leben. Dazu bedarf es einer allseitigen Bewältigung der Vergangenheit zur Behindertenproblematik in unserem Land (ungeschminkte Informationen, Veröffentlichung von Fakten und Tatsachen über alle Medien).
- Umfassende medizinische und soziale Betreuung, insbesondere für leistungsschwache und leistungsunfähige Menschen. Verstärkte materielle und finanzielle Zuwendungen für ältere Bürger. Mehr arbeitsrechtliche und jede Art von Unterstützung für Mitglieder, die wegen der Pflege erkrankter Familienangehöriger ihren Arbeitsplatz vorübergehend aufgeben müssen.
- Schaffung behinderungsgerechter Bedingungen für die Benutzung öffentlicher Gebäude, Anlagen, Einrichtungen und Verkehrsmittel.
- Sicherstellung einer stabilen materiellen-technischen Versorgung mit Hilfsmitteln für alle Schädigungsgrade.
- Unterstützung bei der Berufswahl, Aus- und Weiterbildung und Sicherung von behinderungsgerechten Arbeitsplätzen:
- Bereitstellung von kulturellen und sportlichen Einrichtungen für den Versehrten- und Alterssport zur umfassenden Lösung kultureller und sozialer Aufgaben.
- Freier Zugang zu allen Medien und Herausgabe einer eigenen Zeitschrift.
4. Wir unterstützen eine auf hohe Leistung und am Markt orientierte Wirtschaftsreform.
- Der Verband tritt für eine Wirtschaftsreform ein, die für alle gleiche materielle, kulturelle und soziale Bedürfnisse sichert. Bei Aufhebung der Subventionierung ist ein Sozialausgleich zu sichern.
- Sie ermöglicht, selbst erbrachte Lieferungen und Leistungen auf dem Markt abzusetzen und eigen erwirtschaftete Mittel für die Realisierung von Aufgaben im Interesse seiner Mitglieder einzusetzen.
- Die Bildung selbständiger Betriebe und die Beteiligung an Wirtschaftseinheiten national und international durch den Verband ermöglicht zur Sicherung erforderlicher finanzieller und materieller Fonds im Rahmen geplanter und bestätigter Maßnahmen und Vorhaben für die Behindertenarbeit.
5. Wir setzen uns für eine enge Kooperation mit anderen Behinderten- und Seniorenverbänden auf nationaler und internationaler Ebene ein. Wir sind für ein deutsch-deutsches Vertragswerk mit Behindertengruppen aus der BRD. Wir beteiligen uns an internationalen Tagungen und Veranstaltungen.
6. Die Leitung des Verbandes wird von der Basis, von unten nach oben, gewählt. Die Strukturen des Verbandes und weitere Organisationsformen sind noch abzuklären.
Der Verband finanziert seine Tätigkeit aus Zuwendungen des Staatshaushaltes, aus Spenden und Soli-Geldern sowie aus eigen erwirtschafteten Mitteln.
7. Die Konstituierung des Verbandes und die Wahl seiner Organe erfolgt bis zum Februar 1990.
Interessenten wenden sich bitte an folgende Anschrift: Michael W(...) (...)str. 26, Naumburg 4800
aus: Neue Zeit, 46. Jahrgang, Ausgabe 22, 26.01.1990, Tageszeitung der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands