DOKUMENTATION

Mehrere Friedens- und Umweltgruppen aus Ost-Berlin haben anlässlich einer Protestdemonstration in und vor der Berliner Zionskirche am gestrigen Abend eine öffentliche Erklärung verlesen. Im Anschluss an eine Beschreibung der Abläufe in der Umweltbibliothek heißt es:

"Diese Vorgänge stellen einen eklatanten Rechtsbruch dar. Wir sehen in dieser Aktion gegen die Umweltbibliothek einen Angriff auf alle Gruppen der unabhängigen Friedensbewegung, auf die Ökologie- und Menschenrechtsgruppen. In der Zionskirche begann am 5. September dieses Jahres die erste unabhängige Demonstration von Basisgruppen anlässlich des Olof-Palme-Friedensmarsches. Diese anscheinend hoffnungsvolle Entwicklung, die der DDR auch international gut zu Gesicht stand, wurde durch die jüngsten Vorgänge in Frage gestellt. Während sich gestern in Genf die Außenminister der UdSSR und der USA auf ein wichtiges Abrüstungsabkommen einigten, bereiten in der DDR die Vertreter des harten Kurses nach altem Muster einen Angriff auf die Friedensbewegung vor. Dies war der vorläufige Höhepunkt eines zunehmenden Druckes auf politisch Engagierte auf den Honecker-Besuch in der BRD.

Wir fordern:

1. die unverzügliche Freilassung der Festgenommenen,

2. die Offenlegung der Verdachtsgründe,

3. die sofortige vollständige Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit der Umweltbibliothek,

4. die Einstellung jeglicher Repression gegen politisch Engagierte.

Berlin, den 25. November 1987

unterzeichnet von den Friedens- und Umweltgruppen Umweltbibliothek, Kirche von Unten, Initiative Frieden und Menschenrechte, Friedenskreis Friedrichsfelder, Frauen für den Frieden, Gegenstimmen, Glieder der Zionsgemeinde, Solidarische Kirche und Arbeitsgruppe Staatsbürgerschaftsrecht

aus taz, 27.11.87