Die NEUE Frauenpolitik?

Fast jede der Parteien und Organisationen verschrieb sich (es geht ja um "Wählerpotential") einer neuen Frauenpolitik. Das heißt, einer Politik, die Bedingungen schafft, dass sich beide Geschlechter in allen Bereichen des Lebens gleichberechtigt und nicht auf Kosten des anderen entfalten können. In Anbetracht dessen ist es wohl mehr als ein "Missgriff", die Vertreterinnen der Frauen vom Runden Tisch des Bezirkes Karl-Marx-Stadt auszuschließen. Auch die Worte von der "Vertretung" der sozial "Schwächeren" sind damit äußerst fragwürdig geworden.

WERDEN PARTEIEN UND GRUPPIERUNGEN, DIE IHRE STIMME HIER EINDEUTIG GEGEN DIE FRAUENINTERESSEN ABGABEN, DANN WENN SIE IN VERANTWORTUNG STEHEN, SICH FÜR DIESE EINSETZEN?

Sicher finden die Frauen ihre politische Heimat auch in anderen Parteien und Gruppen, tragen sie diese - soweit es ihnen möglich ist - mit. Dass es jedoch trotzdem einer speziellen Frauenvertretung bedarf, dürfte spätestens seit dieser Ausgrenzung der Frauen klar sein.

Dass die Frauen erst so spät ihr Mitspracherecht einfordern, mag als fatal angesehen werden, doch lässt sich die Hälfte (!) der Bürger so einfach nicht vom Fortgang der gesellschaftlichen Entwicklung ausschließen.

Die Vereinigte Linke fordert die sofortige Einbeziehung zweier Sprecherinnen des Unabhängigen Frauenverbandes am Runden Tisch des Bezirkes.

I. K(...)

aus: Plattform in der fp, Freie Presse 02.02.1990, 28. Jahrgang, Karl-Marx-Stadt