Frauen kündigten ihre Wahl-Partnerschaft auf
Der Unabhängige Frauenverband (UFV) hat einer Erklärung des UFV-Sprecherlnnenrates zufolge das Wahlbündnis mit der Grünen Partei gekündigt. Der UFV lehnte zugleich den Mitarbeiterstatus in der sich bildenden Fraktion von Bündnis 90 und Grüner Partei ab. Wir sprachen mit Christiane Schindler, Sprecherin des Unabhängigen Frauenverbandes.
Warum diese Entscheidung?
Wie sind enttäuscht von dem Bündnisverhalten der Grünen Partei. Die vor den Wahlen geführten Verhandlungen sahen für die Besetzung der Wählerlisten und damit auch der Volkskammerplätze ein Verhältnis von zwei Drittel Grüne Partei und ein Drittel Unabhängiger Frauenverband vor. Entsprechend dem Wahlergebnis erhält unser Bündnis jetzt 8 Mandate, die aber infolge der Besetzung der ersten Listenplätze durch die Grünen alle auch dieser Partei zufallen.
Das ist sicher so nicht im Sinne der Wählerinnen, die am Sonntag das grün-lila Bündnis angekreuzt hatten.
Ganz bestimmt nicht. Frauen, und, wie wir wissen, auch Männer, haben ganz bewusst dem UFV ihre Stimme gegeben, damit wir ihre spezifischen Interessen im Parlament vertreten. Und dass die Frauenthematik hierzulande neu angedacht und behandelt werden muss, steht außer Frage. In der Tatsache, dass im Ergebnis der mit der Grünen Partei geführten Verhandlungen der Unabhängige Frauenverband kein einziges der Mandate erhält, sehen wir eine Missachtung des Wählerinnenwillens. Wir sehen darin auch mangelndes Demokratieverständnis und fehlende Bündnisfähigkeit seitens der Grünen Partei.
Wie weiter?
Wir werden nun alle Formen der außerparlamentarischen Arbeit nutzen, um die unter anderem im Wahlprogramm festgeschriebenen Ziele unserer Arbeit zu verwirklichen, dabei sind wir weiterhin zu einer sachbezogenen Zusammenarbeit mit der Grünen Partei bereit. Inwieweit es zu Bündnisverhandlungen in Vorbereitung der Kommunalwahlen kommt, müssen Frauen und Grüne vor Ort entscheiden.
Die Antworten notierte CORINNA FRICKE
Neues Deutschland, Jahrgang 45, Ausgabe 71, 24.03.1990, Sozialistische Tageszeitung. Die Redaktion wurde 1956 und 1986 mit dem Karl-Marx-Orden und 1971 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold ausgezeichnet.