Frauen wieder Verliererinnen?
DIE ANDERE: Was verspricht sich der Unabhängige Frauenverband (UFV) von einer baldigen Währungsunion?
Corinna Fricke: Nichts Gutes. Wir sehen die Gefahr, dass zuerst die "unzuverlässigen" und "nicht so leistungsfähigen" Frauen auf die Straße gesetzt werden, ohne dass ein Netz guter sozialer Sicherungen sie halbwegs weich auffängt. Ich denke an bezahlte Umschulungsmöglichkeiten und finanzielle Absicherung. Vor allem Alleinerziehende, Rentnerinnen, Frauen mit Niedrigeinkommen und kinderreiche Familien wären bei einem veränderten System der Preise, Tarife und Subventionen ins gesellschaftliche Abseits gedrängt.
DIE ANDERE: Welche Forderungen bzw. Vorschläge habt Ihr, um diese Härten abzufangen?
Corinna Fricke: Wir fordern - keine Währungs- und Wirtschaftsunion mit der BRD ohne Sozialverbund! Frauen wissen hierzulande, was sie an Sozialleistungen zu verlieren haben. Der UFV brachte am Runden Tisch einen Antrag ein, in dem er eine Sozialcharta einklagt, die wesentliche Voraussetzungen für ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben von Frauen in Ost und West regelt.
aus: Die Andere, Nr. 4, 15.02.1990, Zeitung für basisdemokratische Initiativen im Auftrag des Landessprecherrates des Neuen Forum, herausgegeben von Klaus Wolfram