Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
VA-Interview mit Christina Schenk, Sprecherin des UFV
Was bedeutet für Sie Gleichstellung der Frau?
Beispielsweise, dass es ebenso selbstverständlich ist, auf einem Plakat zu sehen und zu lesen "Ich bin Kindergärtnerin, wer ist mehr?" wie die sattsam bekannte Variante mit dem Bauarbeiter. Ich meine mit der Gleichstellung der Frau nicht nur das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit, sondern vor allem: Gleicher Lohn für eine gleichwertige Arbeit. In unserer Gesellschaft gibt es immer noch eine geschlechtstypische Teilung der Berufsarbeit. Obwohl 91 Prozent aller Frauen im Berufsleben stehen, sind 75 Prozent in schlecht bezahlten, so genannten Frauenberufen tätig. Allgemein verdienen Frauen 25 Prozent weniger als Männer.
Was ist und was will der UFV?
Der UFV ist ein Zusammenschluss von selbständig arbeitenden Frauen und Frauengruppen, der es ihnen ermöglicht, ihre Interessen in der Gesellschaft zu vertreten. Wir streben ein politisches Mandat für Frauen in allen Gremien an. Alle Entscheidungen, die auf die Lage von Frauen Auswirkungen haben, müssen von ihnen mitgetragen werden. Kurz, wir wollen Politik für und mit Frauen machen. Und dazu gehört nicht zuletzt eine Sensibilisierung des öffentlichen Bewusstseins zur realen Lage der Frauen in unserem Land. Denn trotz 40jähriger gesetzlich festgeschriebener Gleichberechtigung sind Frauen überall dort, wo es um Macht und Einfluss geht, absolut unzureichend vertreten. Wir wollen Frauen für die aktive Beteiligung zur Durchsetzung ihrer ureigensten Interessen mobilisieren, um letztlich eine wirkliche Gleichstellung beider Geschlechter zu erreichen.
Weshalb ist gerade zum gegenwärtigen Zeitpunkt die politische Mitbestimmung von Frauen besonders wichtig?
Der UFV hat sich in seinem Programm zur Einheit der deutschen Nation bekannt. Dieses Ziel ist unserer Meinung nach jedoch nur in einem längerfristigen Prozess der Annäherung zu erreichen. Wir wollen diesen Prozess mitgestalten, um nicht von ihm überrollt zu werden. Denn Marktwirtschaft hat immer die Maximierung von Profit zum Ziel. Eine Wirtschafts- und Währungsunion mit der BRD ist daher für uns ohne eine gleichzeitige Sozialunion nicht akzeptabel. Deshalb fordern der UFV und die Grüne Partei in ihrer gemeinsamen Wahlplattform auch die Ausarbeitung einer Sozialcharta für beide deutsche Staaten. Nur so können soziale Errungenschaften gesichert und ausgebaut werden, nur so sind Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft auch durch die weibliche Hälfte der Gesellschaft gestaltbar.
Zu den Delegierten und Gästen des Gründungskongresses des UFV gehörten meines Wissens keine weiblichen Armeeangehörigen, Zivilangestellte oder Freuen von Offizieren der NVA. Schießt die aus dem Programm ersichtliche pazifistische Grundhaltung eine Mitarbeit dieser Frauen aus?
Da Fragen der Gleichstellung nicht vor dem Kasernentor haltmachen, sondern gerade im militärischen Bereich von besonderer Brisanz sind, hätte ich mich über die Beteiligung sehr gefreut. Auch wenn wir in unserem Programm für die Abschaffung der Wehrpflicht und die Entmilitarisierung beider deutscher Staaten eintreten, grenzen wir Frauen, die im militärischen Bereich tätig sind, bzw. durch die Arbeit ihrer Männer oder Söhne von den dortigen Entscheidungen betroffen sind, nicht aus. Im Gegenteil, wir brauchen gerade die sachkundigen Frauen, die auch zu Fragen der Militärreform ihre Erfahrungen und Vorstellungen einbringen. Kontaktadressen des UFV gibt es in jeder Bezirksstadt. Wer an Statut, Programm und anderen Materialien unseres Verbandes interessiert ist, bekommt sie auch über die folgende Anschrift:
Unabhängiger Frauenverband - Zentrale
Friedrichstraße 165
Berlin
1080
aus: Volksarmee 10/90, Ministerium für Verteidigung