[Erklärung des Mecklenburgischen Staatstheaters]
Wir sind in Sorge, dass eine wirkliche politische Wende nicht möglich wird mit Politikern und Funktionären, die maßgeblich für die jetzige Situation verantwortlich sind. Wir verlangen, dass die polit. Verantwortlichen für die Ausschreitungen ermittelt, öffentlich benannt und zur Verantwortung gezogen werden.
Wir fordern in diesem Zusammenhang von den Abgeordneten der Volkskammer, dass sie auf der nächsten Tagung dem Minister für Staatssicherheit, dem Polizeipräsidenten und dem Minister des Innern die Vertrauensfrage stellen und prüfen, ob Egon Krenz, obwohl er für diese Zeit im ZK für Sicherheitsfragen zuständig war und bei den vergangenen Wahlen als Vorsitzender der Zentralen Wahlkommission fungierte, als Vorsitzender des Staatsrates gewählt werden kann.
Wir fordern die Aufhebung aller Bestrafungen für Angehörige und ehemalige Angehörige der bewaffneten Streitkräfte, die sich geweigert haben, an den Gewaltmaßnahmen teilzunehmen.
Wir solidarisieren uns mit den Veranstaltern, die uns bei diesen demokratischen Aktionen unterstützt und toleriert haben und gegen die deshalb Disziplinarmaßnahmen erteilt wurden und fordern, dass diese unverzüglich aufgehoben werden.
Wir fordern die sofortige Aufhebung der politischen Zensur und fällige Freiheit der Kulturschaffenden der von B.B. bereits 1951 genannten Einschränkung!
"Keine Freiheit für Schriften und Kunstwerke, welche den Krieg verherrlichen oder als unvermeidbar hinstellen, und für solche, welche den Völkerhass herstellen."
Wir unterstützen den Antrag der Berliner Theaterschaffenden zur Genehmigung einer Demonstration für Öffentlichkeit und Freiheit der Medien und gegen Gewalt am 4. November 1989.
Ergänzend zum Rückkehrgesetz für alle ehemaligen DDR-Bürger fordern wir die Möglichkeit des Auftretens ehemaliger DDR-Künstler in unserem Lande, zum Beispiel beim Festival des politischen Liedes.
19. Oktober 1989