DDR 1989/90 Brandenburger Tor

Gegen Antisemitismus

Dresden (ADN). Seine tiefe Empörung über die faschistischen und antisemitischen Schmierereien an der Kirche Hochheim in Erfurt hat der Präsident des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der DDR, Sigmund Rotstein, gegenüber ADN ausgedrückt. "Niemand soll heute darüber erschrocken sein", sagte er. Manches sei bisher verschwiegen, anderes bagatellisiert worden. Nicht selten sei die Öffentlichkeit aus falsch verstandener Scham ausgeklammert worden. Deshalb sei zu fragen, welche Ursachen diesen Erscheinungen zugrunde liegen, woraus Ermutigungen zu derartigen neonazistischen und rassistischen Handlungen erwachsen. Als Präsident verlange er Auskunft, wie der zunehmend erkennbare faschistische und rassistische Untergrund in der DDR konsequenter verfolgt wird. Müsse sich nicht gerade das Ministerium für Staatssicherheit, so Sigmund Rotstein, in dieser Frage dringend umorientieren? Er bekräftige anlässlich des skandalösen Vorgangs in Erfurt, wie schon vor kurzem in einer Erklärung des Verbandest die Forderung, dass keine Abstriche an der antifaschistischen Grundhaltung der DDR zugelassen werden dürften.

aus: Neue Zeit, 45. Jahrgang, Ausgabe 264, 09.11.1989, Zentralorgan der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands