Hubertus Rüffer, Solidaritätsbrigaden
Mit welchem Recht werden Spendenmittel halbiert?
"Brigaden der Freundschaft der FDJ" - auch dieser Begriff ist - leider - in die DDR-Konkursmasse geraten. Die Brigaden selbst auch?
Nein. Als Entwicklungshelferdienst gehören sie jetzt zum Solidaritätskomitee der DDR. Das hat auch die notwendige Finanzierung von etwa fünf Millionen Mark für 1990 vor allem aus Spenden der Bevölkerung übernommen. Zugleich vertrauen wir der Aussage von Minister Ebeling, dass er Projekte wie die unseren auch durch staatliche Hilfe zu unterstützen gedenkt.
Welche sind das derzeit?
Im Moment sind es sieben, an denen etwa 120 Entwicklungshelferinnen beteiligt sind: das Krankenhaus "Carlos Marx" von Managua, das Berufsausbildungszentrum im nikaraguanischen Jinotepe, die Ausbildungszentren in Mashayamombe (Simbabwe), Ihemi (Tansania) und al Khod (Süd-Jemen) sowie der Reparaturstützpunkt Luanda-Viana (Angola) und das ANC-Flüchtlingslager Dakawa (Tansania). Bei allen gilt: Unsere Hilfe ist Hilfe zur Selbsthilfe!
Ihr arbeitet auf der Basis von Solidaritätsspenden. Die sollen nun 2:1 umgestellt werden . . .
Das ist unseres Erachtens unverantwortlich. Das sind Gelder, auf deren materielle Entsprechung Menschen in der Dritten Welt dringend angewiesen sind. Wer nimmt sich heraus, diese Mittel zu halbieren?
Eine Reihe bisher vertrauter Namen von Entwicklungsprojekten taucht nicht mehr auf . . .
Das hat mit den Turbulenzen unserer Tage zunächst nichts zu tun. Abgeschlossen haben wir Projekte wie in Kuba, Äthiopien, Angola, Guinea-Bissau, in Laos, Sansibar und Kambodscha. Ihr Zweck ist erfüllt - die Partner nutzen sie jetzt selbst.
Jüngst habt Ihr Kontakte mit bundesrepublikanischen Partnern geknüpft. Worum ging es dabei?
Jedenfalls nicht darum, uns einfach zur Verfügung zu stellen. Wir haben allemal etwas Eigenes einzubringen. Unsere Partner zum Beispiel die Deutsche Welthungerhilfe - stehen dem auch aufgeschlossen gegenüber. Gemeinsam leiten wir in diesen Tagen z. B. eine Aktion ein, deren Ziel es ist, die Hungersnot in den südangolanischen Provinzen zu mildern.
Es fragte
HEINZ JAKUBOWSKI
Neues Deutschland, Mo. 14.05.1990, Jahrgang 45, Ausgabe 111