Redaktion NBI Berlin, den 24.10.1989

Resolution

Die öffentliche Mitgliederversammlung der Neue Berliner Illustrierte vom 17.10.1989 hat Stellung zur gesellschaftlichen Situation in unserem Lande und zu den Aufgaben der Journalisten bezogen. Sie legt mit dieser Resolution ihre Position dar und bekundet ihre Entschlossenheit, alles zu tun, um den Sozialismus in der DDR zu stärken und ihn von Fehlentwicklungen und Belastungen zu befreien.

Es müssen Bedingungen geschaffen werden, um den Journalisten eine schöpferische Arbeit in diesem Sinne zu ermöglichen. Dazu halten wir für erforderlich festzustellen:

1. Restriktive Anleitung der Medien dient nicht den Zielen der Partei, ihres Programms und des Sozialismus.

2. Diskreditierende Methoden der Anleitung müssen ersetzt werden durch Mittel der politischen Argumentation und der Überzeugung.

3. Politische Führung durch den Herausgeber darf Eigenverantwortlichkeit der Medien nicht ausschließen. An die Stelle der Autorität der Funktion muss die Autorität der Dialektik von Realität, Erfahrung und Logik treten.

4. Wie die Partei nicht um ihrer selbst willen da ist, sondern um den Interessen des Volkes zu dienen, so müssen und dürfen die Medien ausschließlich im Interesse dieser Ziele wirksam werden. Dazu müssen sie die Möglichkeit haben, sowohl Errungenschaften der sozialistischen Gesellschaft wahrheitsgemäß darzustellen als auch Mängel bei deren weiterem Aufbau sowie bei der Verwirklichung der diesem Ziel dienenden Politik offen, furchtlos und verantwortungsbewusst aufzudecken.

5. Im Interesse der Lösung dieser Aufgaben halten wir es für erforderlich,

a) Sofortmaßnahmen zu ergreifen, einschließlich personeller Veränderungen, um Bevormundung der Medien, Zurückhaltung von Informationen durch Betriebe und Verwaltungsorgane (soweit nicht Sicherheitsinteressen des Landes berührt sind) sowie andere Behinderungen einschließlich unzulässiger materiell-technischer Bedingungen zu beseitigen;

b) eine gesamtstaatliche Medienkonferenz durchzuführen, die vor der Öffentlichkeit des Landes mit den Mängeln der Vergangenheit abrechnet, die künftigen Arbeitsmethoden umreisst und starke Impulse für die Arbeit der Medien und ihre Zusammenarbeit mit allen gesellschaftlichen Kräften im Interesse des Sozialismus und seiner zutiefst demokratischen Entwicklung vermittelt. Eine erweiterte Zentralvorstandssitzung des VdJ kann u. E. dieser Aufgabe nicht gerecht werden;

c) ein Gesetz über Wesen und Aufgaben der Massenmedien in der sozialistischen Gesellschaft der DDR zu erarbeiten, in der Öffentlichkeit zu diskutieren und bis Mitte 1990 zu verabschieden;

d) Partnerschaft zwischen den Genossinnen und Genossen in den Massenmedien und der Parteiführung zu fördern, indem leitende Funktionäre der Partei, vom Generalsekretär angefangen, regelmäßigen Kontakt mit Journalisten pflegen und mit ihnen beraten, wie die Aufgaben verantwortungsbewusst gelöst werden können.

Diese Resolution geht an folgende Institutionen:
Zentralkomitee der SED, Abt. Agitation
Presseamt des Ministerrates
Verband der Journalisten
Akademie der Künste
Schriftstellerverband der DDR
Verband Bildender Künstler der DDR
Verband der Theaterschaffenden
Nationalrat der Nationalen Front
Berliner Verlag (Verlagsdirektion, Zentrale Parteileitung, Redaktionen)

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