Ina Merkel
absolvierte ein Volontariat bei der Zeitung "Junge Welt" 1976-78. Studium der Ästhetik, Kultur- und Theaterwissenschaft an der HU Berlin 1978 - 1983. Promoviert wurde sie 1986. Einjähriger Forschungsaufenthalt in den USA in den 90ziger Jahren. Habilitierte 1999. Gastprofessur an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Seit 2000 Professorin am Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft der Philipps-Universität Marburg.
Mitglied des Arbeitskreises "Frauenforschung", Vorläufer des 1989 entstandenen Zentrum für interdisziplinäre Frauenforschung. Im Oktober 1989 stellte sie beim "Organisationskreis Leipzig" das Manifest für einen Unabhängigen Frauenverband vor. Der Organisationskreis lehnte aber die Gründung eines zentralen Dachverbandes ab.
Mitglied des Sprecherinnenrates des UFV. Autorin des Manifestes für einen unabhängigen Frauenverband "Ohne Frauen ist kein Staat zu machen". Sie verließ den UFV bereits wieder im Jahr 1990.
Sie war als Vertreterin des UFV für den Zentralen Runden Tisch vorgesehen. Konnte diese Position aber nicht wahrnehmen, da VertreterInnen einer Organisation, die keine Partei war nicht gleichzeitig Mitglied in einer Partei seien durfte.
SED-Mitglied von 1977-Ende 1989. Sie arbeite im Reformprojekt "Demokratischer Sozialismus" an der Humboldt-Universität Berlin mit. Sie setzte sich für eine Selbstauflösung der SED ein. Sie versuchte mit dem "SED-Reformer" Rainer Land eine Unabhängige Sozialistische Partei zu gründen.
Mitglied im Redaktionsbeirat der Zeitung "Die Andere". Beim Gründungskongress der Frauen-Union im Februar 1990 empörte sie sich, dass nur "Westmänner" redeten und fragte, wann denn Frauen aus der DDR zu Wort kommen. (1)
In einem Interview am 01.03.1990 sagte sie: "Ein Gesellschaftssystem ist zusammengebrochen, wir sehen, dass es den Leuten immer schlechter geht, dass aus dem Zusammenbruch nicht eine neue, produktive Kraft erwächst, sondern eine totale Krise. Sehen wir uns Polen, Ungarn, die Sowjetunion an. Es ist nicht in Prosperität umgeschlagen, sondern in den Niedergang aller noch funktionierenden Regelungsmechanismen. Die Krise sitzt da tief drin. Zwangsläufig würde es bei uns auch dazu kommen, und jetzt ist die große Hoffnung, damit wir keine "polnischen Verhältnisse" bekommen werden, dass uns der große starke Bruder da raus hilft. Es ist der Hilferuf nach dem starken Mann. Ich erinnere mich daran, dass am 7. Oktober noch "Gorbi, Gorbi!" gerufen wurde, in der Hoffnung, er wäre der starke Mann, der die Sache für uns regeln könne, und nun ist es also "Helmut, Helmut!". Das ist dieselbe Mentalität." (2)
Mitbegründerin der "SOLIDAR-Stiftung e. V." am 18.06.1990.
In einem Interview sagte sie später über ihr Manifest "Ohne Frauen ist kein Staat zu machen": "Nach vielen Jahren lese ich Sätze, die ich wohl damals geschrieben haben muss, und erkenne sie kaum als meine Gedanken wieder. Dieses Manifest ist ein Zufallsprodukt gewesen, entstanden in einer Nacht, aus der Wut heraus geschrieben, weil ich mich mit meinen Ideen bei einem Vorbereitungstreffen für das große Frauentreffen nicht durchsetzen konnte." (3)
(1) die tageszeitung, 26.09.1990
(2) Die Andere Zeitung Berlin, 01.03.1990
(3) Eva Schäfer, Bärbel Klässner, Helga Adler, Astrid Landero (Hrsg.) Frauenaufbruch '89, Was wir wollten - Was wir wurden