Karl-August Kamilli

war Facharbeiter für Tiefbohrungen. Studierte Geophysik. Mitarbeiter im VEB Kombinat Geophysik Leipzig.

Bausoldat von 1970-1972. War in den achtziger Jahren in der Leipziger Friedensbewegung tätig.

Eintritt in die SDP am 07.11.1989. Mitbegründer der SDP in Leipzig und dort Kreisvorsitzender. Stellvertretender Vorsitzender der SPD. Er schlug vor, auch ehemalige SED-Mitglieder aufzunehmen. Sie sollten zwei Jahre keine Parteiämter übernehmen dürfen. Was ihm den Vorwurf der Zusammenarbeit mit der SED einbrachte bis zu Stasiverdächtigungen. (1)

Er unterschrieb den auf Reaktion des Aufrufs "Für unser Land" entstandenen "Leipziger Aufruf".

Spitzenkandidat der SPD im Wahlkreis Leipzig für die Volkskammerwahl. Mitglied der Volkskammer. Vorsitzender des Abrüstungs- und Verteidigungsausschusses und der Arbeitsgruppe Sicherheitspolizei.

Er sprach sich gegen einen Eintritt der SPD in eine Koalition nach der Volkskammerwahl 1990 aus.

"Durch das Eingreifen der westlichen Parteien sei der totalitäre Charakter der CDU und der PDS der DDR verschleiert worden. Ihm sei die Ost-CDU unsympathischer als die DSU", sagte er auf einer Sitzung der beiden SPDs am 22.04.1990. (2)

Die Sozialdemokraten dürfen nicht als Bremser dastehen. Die Einführung der DM und die Vereinigung müsse bald erfolgen, meinte er.

Auf dem Sonderparteitag im Juni 1990 in Halle äußerte er, dass die SPD sei bei den Volkskammerwahlen "weit unter ihren Möglichkeiten geblieben sei." (3)

Im August 1990 forderte er von der SPD die Regierungskoalition zu verlassen, da, so sein Vorwurf, Lothar de Maizière die Vereinigung unnötig hinauszögere. Er sprach sich für den Beitritt der DDR zur BRD mit dem Abschluss der Zwei-plus-vier-Verhandlungen sowie die Paraphierung des Einigungsvertrages aus.

Zusammen mit anderen gab er am 20.09.1990 eine Erklärung ab, dass sie dem Einigungsvertrag und der Vereinbarung vom 18.09.1990 mit ernstzunehmenden Bedenken zustimmen wird, weil sie davon überzeugt sind, dass die nicht durchgesetzten Forderungen der SPD in einem Überleitungsgesetz noch weniger berücksichtigt werden.

Er setzte sich bei einer Vereinigung der beiden SPDs für eine Befragung der Mitglieder ein.

In einem interview sagte er am 15.02.1990: "Wir haben 40 Jahre lang Erfahrungen mit dem Realsozialismus gesammelt. Unsere Freunde haben 40 Jahre lang philosophiert über den Sozialismus. Das ist schon ein Unterschied, und von daher können wir wichtige Erfahrungen und Wissen einbringen." (4)

Oktober-Dezember 1990 Mitglied des Bundestages.

1991 Vorsitzender des Unterbezirks Sachsen. 1990-93 im Parteivorstand der SPD. Seit 1990 Vorsitzender des Bezirksverbandes Sachsen/West der Arbeiterwohlfahrt. Bis September 1992 in Sachsen Landesbeauftragter für Aufenthalt und Abzug der GUS-Streitkräfte. Referatsleiter in der Sächsischen Staatskanzlei für Streitkräfteangelegenheiten/Konversion. Danach beim Sächsischen Rechnungshof tätig. Trat 1994 in Leipzig gegen den Willen seiner Partei als Einzelkandidat zur Bundestagswahl an. 2001 Eintritt in die "Schill-Partei".

(1) Karl August Kamilli in: Michael Rudolff, Mike Schmeitzner (Hrsg.): Die Wiedergründung der sächsischen Sozialdemokratie 1989/90. Erinnerungen, Dresden 2000, S. 210
(2) Ilse Fischer (Hg.): Die Einheit sozial gestalten. Dokumente aus den Akten der SPD-Führung 1989/90, Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH, 2009, S. 293
(3) die tageszeitung, 11.06.1990
(4) DAZ Leipzig, Nr. 3, 15.02.1990, S. 3

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