Offener Brief an DDR-Regierung

Verband landwirtschaftlicher Unternehmen Sachsen e. V. gegründet

Über 600 landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften und andere Betriebe der Bezirke Karl-Marx-Stadt, Leipzig und Dresden haben in Meißen ihren Verband landwirtschaftlicher Unternehmen Sachsen e. V. gegründet.

Die Aufgaben unsere Verbau des sehen wir darin, gemeinsam mit dem zentralen Genossenschaftsverband der LPG und GPG der DDR, dem wir als ordentliches Mitglied beitreten, die Interessen aller landwirtschaftliche Unternehmen auf organisatorischen und sozialem Gebet zu vertreten. Dafür haben wir der bestätigten Satzung konkrete Aufgaben gestellt.

Der Verband fördert und unter stützt seine Mitglieder bei der Ausgestaltung einer produktiven, den marktwirtschaftlichen Erfordernissen entsprechenden Produktion. Marktgerechte Produktion, Qualitätsverbesserung und Aufwandssenkung stehen dabei im Mittelpunkt. Diese Entwicklung setzt in vielen Genossenschaften Strukturveränderungen voraus. Zu modernen Formen der Unternehmensführung ist überzugehen. Kauf und Einsatz moderner, funktionstüchtiger Technik und moderner Verfahren sind Voraussetzung für die künftige Wettbewerbsfähigkeit. Organisationsformen für die durchgängige Beherrschung der vertikalen Kooperation von der Primärproduktion über die Verarbeitung bis zum Handel sind zur Sicherung des Absatzes aufzubauen.

Da in Westeuropa die Produktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen in Kleinbetrieben als eines der größten Probleme volkswirtschaftlicher Entwicklungsprozesse angesehen wird, sind wir der Überzeugung, dass wir nach der Rationalisierung unserer gegenwärtigen landwirtschaftlichen Produktion aus Genossenschaften und VEG im o. g. Sinne künftig weit Wettbewerbs fähiger sind, als die jetzigen Kleinbetriebe im EG Raum.

In der Vergangenheit aufgezwungene, wenig ökonomische und schon gar nicht marktorientierte Strukturen, vorwiegend veraltete Technik und der Entwicklung von Unternehmergeist entgegenwirkende Vergütungsregelungen lassen es nicht zu, dass wir den Übergang zu einer wettbewerbsfähigen Landwirtschaft aus dem Stand erreichen können. Hierzu ist eine Übergangs zeit von mindestens 5 Jahren erforderlich. Die Einhaltung dieser Frist zu garantieren, ist unsere wichtigste Forderung an die Regierung. Darüber hinaus fordern wir:

1. die Gesetzlosigkeit auf dem Markt ist schnellstens zu beenden. Wir verlangen die Durchsetzung einer Marktordnung und die versprochenen Schutzfunktionen sowie die Einhaltung der abgeschlossenen Verträge.

2. Das Recht aller Mitglieder auf das genossenschaftliche Eigentum ist zu sichern. Wir erwarten Mitspracherecht bei der Agrargesetzgebung. Im Rahmen der Verfassung für das künftige Land Sachsen. Die Genossenschaften beanspruchen das Vorerwerbsrecht für den volkseigenen Boden, den sie zur Zeit bewirtschaften.

3. Wo fordern ein Mitspracherecht bei der Ausarbeitung von Rahmenbedingungen für künftige Agrarpreise, Steuerregelungen sowie Förderungsmaßnahmen insgesamt.

4. Die Betriebe, welche ohne ihr Zutun, durch administrative Maßnahmen oder Strukturentscheidungen Kredite aufnehmen mussten, sind tu entschulden.

5. Über eine intensive Förderung der Erzeugnisverbände und des vorrangigen Ausbaues der Nahrungsgüterwirtschaft müssen stabile Vertragsbeziehungen von der Primärproduktion über die Verarbeitung bis zum Markt aufgebaut werden, die einen stabilen Absatz sichern. Darin ist die Reorganisation des landwirtschaftlichen Außenhandels einzuschließen. Territorial sind eigene Außenhandelsbetriebe der Landwirtschaft aufzubauen. In diesem Zusammenhang sind kurzfristig neue Absatzmärkte außerhalb des EG-Raumes zu erschließen.

6. Klärung der Eigentumsverhältnisse am Wald und Entschädigung bei Emissionsschäden und ökologisch bedingten Nutzungsbeschränkungen, Anpflanzung und finanzielle Stützung für Flächen, die für die landwirtschaftliche Nutzung nicht geeignet sind.

7. Überarbeitung des Jagdgesetzes.

Insgesamt möchten wir unsere Mitarbeit bei der Ausarbeitung der Landesverfassung für das künftige Land Sachsen anbieten.

Die Delegierten des 1 Landesverbandstages des Verbandes landwirtschaftlicher Unternehmen Sachsen e. V.

Bauern-Echo, Nr. 114, Do. 17.05.1990

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