1. Sekretäre dir Kreis-und Bezirksleitungen und Sekretäre des Zentralrats:
Für eine neue FDJ
Das Kollektiv der 1. Kreissekretäre, die Bezirkssekretäre und das Sekretariat des FDJ-Zentralrats haben am Wochenende um die Zukunft der Freien Deutschen Jugend gestritten. Wir wollen uns einbringen in die Diskussion über den weiteren Weg, der gangbar ist und notwendig. Vieles ist noch kontrovers, manches erst angedacht und bedarf der Meinung vieler FDJ-Mitglieder, zu einigem konnte mehrheitliche Übereinstimmung erreicht werden. Wir schlagen deshalb der FDJ-Zentralratstagung am 24./25. November 1990 vor:
1. Mit der Verständigung über ein neues Statut für eine neue FDJ den Charakter unseres Jugendverbandes als politischer Interessenverband der Jugend zur Diskussion zu stellen,
- der offen ist für alle weltanschaulichen Positionen, die von einem Bekenntnis zu Sozialismus, Antifaschismus, Demokratie, Humanismus und Internationalismus ausgehen und sich entschieden abgrenzen von Neofaschismus, Völkerhass und Rassismus;
- der stark dadurch ist, dass er ohne Alleinvertretungsanspruch für Jugendliche alle sozialen Schichten offen ist;
- der unabhängig von allen Parteien arbeitet, aber auch offen ist für die jungen Mitglieder der Parteien;
- der konsequent die Interessen seiner Mitglieder und drüber hinaus jener Jugendlichen vertritt, die sich insgesamt oder in Einzelfragen von ihm vertreten lassen wollen;
- der offen ist für Mitglieder sich entwickelnder Verbände, Aktionsgemeinschaften, Interessengruppen und Organisationsformen der Jugend, die sich auf Grundlage des Statuts der neuen FDJ einbringen wollen.
2. Über die Durchführung des Parlaments eine Entscheidung zu treffen, die den Erfordernissen gerecht wird, dass in den Grundorganisationen gewählte Delegierte über die Gestaltung ihres Jugendverbandes selbst entscheiden, legitimierte Vertreter in die höchsten Leitungen des Jugendverbandes wählen und über das Programm und das neue Statut der FDJ sowie die Wahlordnung beschließen.
3. Über die Zusammensetzung des Büros und des Sekretariats des FDJ.Zentralrats neu zu entscheiden und zu sichern, dass durch arbeitsfähige Leitungen und berufene Kommissionen die Vorbereitung des Parlaments inhaltlich und organisatorisch zielstrebig betrieben wird.
4. Sich zur politischen Verantwortung für die Pionierorganisation "Ernst Thälmann" bei Ausprägung ihrer Selbständigkeit zu bekennen, den Prozess ihrer Umgestaltung voranzutreiben und um die Einheit der Kinderbewegung zu ringen.
Wir fordern olle Leitungen der FDJ auf, sofort aktiv zu werden, um mit allen bestehenden oder sich formierenden Jugendverbänden, jugendlichen Interessengruppen und Einzelvertretern Standpunkte auszutauschen, den Dialog zu die Jugend übergreifend brennend bewegenden Fragen der aktuellen Situation in Lande, der Diskussion gesellschaftspolitischer Konzepte und Entwicklungen sowie der Interessenvertretung der Jugend in Vorbereitung und Beschlussfassung neuer Gesetze und Regelungen in der Volkskammer und in anderen gewählten Volksvertretungen zu führen.
Diese Initiativen könnten gemeinsame Taten und Aktivitäten im Interesse unseres sozialistischen Vaterlandes entwickeln helfen und zugleich Ansatzpunkte für eine zukünftige, freiwillige und gleichberechtigte Zusammenarbeit bieten.
Wir erklären unsere Bereitschaft, an der Neugestaltung des Jugendverbandes so lange aktiv mitzuwirken, wie wir das Vertrauen unserer Mitglieder besitzen bzw. neugewählte Leitungen ihre Arbeit aufnehmen.
Jugendhochschule "Wilhelm Pieck"
am Bogensee
19.11.89
Junge Welt, Zentralorgan des Zentralrats der FDJ, Nr. 273 B, 43. Jahrgang, Mo. 20.11.1989