Der Runde Tisch war ein Hufeisen
Vertreter von rund 20 bestehenden und sich bildenden Jugendorganisationen bei FDJ / Kardinalfrage: Kann man gemeinsam für Jugendinteressen streiten?
Von unseren Berichterstattern Marion Zinke und Achim Schöbel
Der runde Tisch mit 24 Stühlen war zu klein. So zog man um - und musste in Kauf nehmen, wieder in der traditionellen Hufeisenform zu beraten. Was bei der Vorstellung der zirka 40 Anwesenden wohl am meisten verblüffte: Inzwischen haben sich zahlreiche Interessengruppen, Verbände und Gruppierungen der Jugend gebildet bzw. wollen sich demnächst organisieren.
Erstaunt war mancher dabei auch, dass seine Nachbarin eine Gruppierung vertrat, die einen ähnlichen Namen hat - und wohl auch ähnliche Ziele verfolgt.
Wer saß alles mit am Tisch? Neben der FDJ Vertreter des Demokratischen Aufbruchs, der Jungen Linken, der Autonomen Antifa, "Kirche von unten", des Revolutionären Autonomen Jugendverbandes, einer marxistisch orientierten Gruppe, des kommunistischen Jugendverbandes der PH Potsdam, des Sozialistischen Studentenbundes, des Verbandes der Demokratischen Schuljugend Leipzigs, eines Lehrlingsbundes, des sozialistischen Jugendverbandes der Offiziershochschule Kamenz, von JULIA, der CDJ, der Evangelischen Studentengemeinde, der SDP, der Arbeitsgemeinschaften "Christliche Jugend", Evangelische Jugendarbeit, "Jugendseelsorge" bei der Berliner Bischofskonferenz sowie Vertreter der DBD und des Forschungsbereiches Jugend in der Akademie für Gesellschaftswissenschaft und des Amtes für Jugendfragen. Viele, wie zwei Schülerinnen der 17. Oberschule Berlin-Treptow, sind einfach nur gekommen, um sich zu informieren: Brauchen wir einen Schülerverband oder eine erneuerte FDJ?
Vielleicht mag's daran gelegen hoben, dass der bedeutungsträchtige runde Tisch gefehlt hat - auf einer gemeinsamen Nenner konnte man sich nur schwer einigen. Aber das ist sicher auch normal, wenn man sich das erste Mal in einem solchen Rahmen trifft. Ein Konsens wurde dann doch gefunden: Zustimmung zu dem Vorschlag von Frank Türkowsky, zunächst sich einmal kennenzulernen und darüber zu reden, in welchen Rahmen künftige Zusammenarbeit ablaufen kann, denn eine starke Stimme der Jugend ist nun mal notwendig, um die Rechte auch im Parlament durchzusetzen.
Stichpunkte aus der Diskussion dazu:
- Gleichberechtigung aller Jugendverbände und Gruppierungen;
- Quoten festlegen für künftige Gespräche
- dann wirklich am Runden Tisch;
- Quotenregelung für Frauen;
- Problemkatalog aushandeln über aktuelle brennende Fragen der Jugend;
- auf Grundrechte der Jugend von '46 besinnen, besonders auf das Recht Nr. 1 auf Mitbestimmung der Jugend auch im Parlament und ihre Wählbarkeit;
- Einrichtung einer Kontaktstelle für alle Jugendverbände;
- Gesprächsrunden mit Kindern und über ein neues Wahlgesetz;
- regelmäßige Treffen. Das nächste übrigens am 6. Dezember um 18 Uhr wiederum im Hause des FDJ-Zentralrats.
Junge Welt, 30.11.1989
Berlin. ADN/BZ Zu einem ersten Gespräch am "Runden Tisch" trafen sich gestern Abend [29.11.] in Berlin Mitglieder bereits bestehender und sich bildender Jugendorganisationen in der DDR sowie zahlreiche interessierte Jugendliche.
An der Runde, zu der der 1. Sekretär des FDJ-Zentralrates, Frank Türkowsky, geladen hatte, nahmen Vertreter der Christlich-Demokratischen Jugend (CDJ), des "Demokratischen Aufbruchs", der Jungliberalen Aktion (JuliA), der SDP und des Parteivorstandes der DBD teil, der zur Gründung eines Landjugendverbandes aufrief.
Erschienen waren Vertreter eines Revolutionären Autonomen Jugendverbandes, des Verbandes der demokratischen Schuljugend der DDR, eines Sozialistischen Jugendverbandes von der Offiziershochschule Kamenz, Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendarbeit und der Evangelischen Studentengemeinde, eines Kommunistischen Jugendverbandes an der PH Potsdam, der Arbeitsgemeinschaft Jugendseelsorge der Berliner Bischofskonferenz, der Jungen Linken, von sozialistischen Studentenbünden in Berlin und Fürstenwalde sowie Lehrer und Schüler. Ziel des Gesprächs soll sein, einen Konsens zu erreichen, ob und auf welcher Grundlage weiter für die Interessen der jungen Leute in der DDR zusammengearbeitet werden kann, sagte Frank Türkowsky vor Beginn gegenüber ADN.
Zu einem weiteren Gespräch der Initiativgruppe "Runder Tisch der Jugend" sind jeweils zwei Vertreter von in der DDR existierenden oder sich bildenden Jugendorganisationen, -gruppen und -initiativen für Mittwoch, 6. Dezember, um 18.00 Uhr eingeladenen. Treffpunkt wird wiederum das Haus des FDJ-Zentralrats sein. Dann sollen unter Leitung der Christlich-Demokratischen Jugend (CDJ) Themen weiterer Gespräche zusammengetragen werden.
Berliner Zeitung, Do. 30.11.1989
Zu einem ersten Gespräch am "Runden Tisch" trafen sich am Mittwochabend in Berlin Mitglieder bereits bestehender und sich bildender Jugendorganisationen in der DDR sowie zahlreiche interessierte Jugendliche. An der Runde, zu der der 1. Sekretär des FDJ-Zentralrates, Frank Türkowsky, geladen hatte, nahmen u. a. Vertreter der Christlich-Demokratischen Jugend (CDJ), des "Demokratischen Aufbruchs", der Jungliberalen Aktion (JuliA), der SDP und des Parteivorstandes der DBD teil, der zur Gründung eines Landjugendverbandes aufrief.
Zu einem weiteren Gespräch der Initiativgruppe "Runder Tisch der Jugend" sind jeweils zwei Vertreter von in der DDR existierenden oder sich bildenden Jugendorganisationen, -gruppen und -initiativen für Mittwoch, Dezember, um 18.00 Uhr eingeladen.
Neue Zeit, Fr. 01.12.1989