Gegen Verschlechterung unserer Lebenslage

Die Initiative für Unabhängige Gewerkschaften protestiert auf das entschiedenste gegen den bisher vorliegenden Staatsvertrag.

Die darin verankerten Regelungen gewährleisten keine ausreichende soziale Absicherung großer Teile der Bevölkerung der DDR.

Wir protestieren besonders gegen die im Staatsvertrag vorgeschlagenen Umtauschkurse und Lohn- und Gehaltssätze ! Mit der im selben Vertrag vorgesehenen Übernahme bundesdeutscher Gesetzgebung werden sich die Einkommen, Renten und Stipendien um ein Vielfaches verringern. Das bedeutet ein Absinken unseres Lebensniveaus.


Kolleginnen und Kollegen!

Glaubt nicht der Demagogie, dass diese Vorschläge realistisch und nötig seien, damit das Kapital bei uns investiert. Westdeutsche Kollegen haben uns eindringlich gewarnt: Die Unternehmer drohen immer mit solchen Argumenten, damit die Lohnabhängigen nicht auf die kommen, ihre Forderungen im Arbeitskampf zu erheben.

Mit diesem Staatsvertrag erleben wir gerade unseren ersten "nationalen Tarifkampf". Geben wir ihn nicht zu schnell auf! Stellen wir unsere Forderungen hart und kämpferisch, es ist noch nicht zu spät!

Parteien, Gewerkschaften und Bürgerbewegungen haben schon ihre Kritik angemeldet. Wir aber meinen, dass es nicht bei solchen Unmutsäußerungen bleiben darf. Arbeiter und Angestellte haben noch andere Mittel, ihre Interessen durchzusetzen! Wir fordern alle protestierenden Parteien und Organisationen auf, ihre Mitglieder zu Gegenaktionen aufzurufen!

Initiative für Unabhängige Gewerkschaften

[Mai 1990]
aus: IUG - IKG Rückblick Herbst 1989 bis Frühjahr 1991