Erklärung des DA zur Deutschlandfrage
Die Programmkommission des Demokratischen Aufbruchs übermittelte uns mit der Bitte um Veröffentlichung die folgende Erklärung:
Was in eine ferne Zukunft gerückt schien, ist auf die Tagesordnung gesetzt: Die Einigung der Deutschen Nation. Mit einem Zehn-Punkte-Plan hat der Kanzler der Bundesrepublik Deutschland Helmut Kohl eine Konzeption zur Realisierung dieses Zieles vorgelegt. Der DA sieht in diesem Plan einen beachtlichen Beitrag zur Verwirklichung auch seiner deutschlandpolitischen Vorstellungen.
Wir gehen von einer einheitlichen deutschen Nation aus. Für uns ist die Zweistaatlichkeit historisch bedingt und kann deshalb nicht von Dauer sein. Die Deutschen sind aufgefordert, ihr Selbstbestimmungsrecht wahrzunehmen. Der demokratische Selbstfindungsprozess in der DDR gibt uns die historische Chance dazu. Lasst uns diese Chance verantwortungsvoll wahrnehmen.
Der Ernst der Stunde gebietet, sofort Formen und Wege einer gesamtnationalen Verständigung zu finden. Deshalb schlagen wir die Einberufung einer Deutschen Nationalversammlung vor. Wir verfolgen damit nicht den alten Traum von deutscher Größe und Stärke, sondern wir wollen beitragen zu einem friedlichen geeinten Europa.
[Berlin, 2. Dezember 1989]
Neue Zeit, Mo. 04.12.1989, Jahrgang 45, Ausgabe 285
[Mitverfasst vom Leiter der Arbeitsgruppe Deutschlandpolitik des DA, Andreas H. Apelt.]