Aufruf
des Bezirksverbandes des Demokratischen Aufbruchs Karl-Marx-Stadt zur demokratischen Erneuerung der Gewerkschaftsarbeit
(initiiert durch den Obervogtländischen Regionalverband des DA)
1. Wählt umgehend, und zwar in demokratischer Weise und von der Basis ausgehend, neue Gewerkschaftsleitungen und Betriebsräte, da die jetzigen Gewerkschaftsfunktionäre nicht durch freie Wahlen legitimiert sind.
2. Fordert eine Initiative zur Erarbeitung eines neuen demokratischen Gewerkschaftsstatutes, eines Gewerkschaftsgesetzes und der gesetzlichen Verankerung des Streikrechts als das ureigenste und letzte Kampfmittel der Gewerkschaft sowie die organisatorische und materielle Absicherung in Form eines Streikfonds.
3. Sorgt dafür, dass alle Beiträge und Soli-Gelder in den Betrieben unter der Kontrolle der neuen Gewerkschaftsleitungen bleiben, unter der Kontrolle eines zu wählenden Gremiums, bis das neue Statut der Gewerkschaft in Kraft gesetzt ist.
4. Wir fordern öffentliche Rechenschaftslegung über Verwendung der bis jetzt gezahlten Beiträge und Solidaritätsspenden. Im Falle von persönlicher Bereicherung, Korruption und anderen Rechtsverletzungen fordern wir strafrechtliche Verfolgung.
5. Verhindert, dass in den Betrieben und Einrichtungen Akten vernichtet werden.
Karl-Marx-Stadt, am 9.12.1989
aus: Freie Presse, 16.12.1989, 27. Jahrgang, Tageszeitung der SED für den Bezirk Karl-Marx-Stadt