Am späten Nachmittag vor der Ruine der Frauenkirche. Tausende Dresdner erwarteten den Bundeskanzler an diesem Mahnmal der Zerstörung der Stadt und des Gedenkens an die mehr als 35 000 Toten des Bombenhagels vom 13. Februar 1945. Nachdem er ein großes Blumengebinde vor den zerborstenen Sandsteinquadern der Kirche niedergelegt hatte, bedankte sich der Bundeskanzler bei den Dresdnern für das freundliche Willkommen. Mit Anerkennung und Bewunderung würden die Bürger der BRD die friedliche Revolution verfolgen, die sich in der DDR vollziehe. Selbstbestimmung heiße auch für alle in der Bundesrepublik, die Meinungen der DDR-Bürger zu respektieren. "Wir wollen und werden niemanden bevormunden", sagte Kohl.
Zustimmung löste die Mitteilung aus, dass ohne Verzug ein Vertrag über eine künftige Vertragsgemeinschaft zwischen beiden Staaten ausgearbeitet werde. "Wir wollen eine enge Zusammenarbeit auf allen Gebieten auf dem Felde der Wirtschaft, des Verkehrs zum Schutz der Umwelt, in der Sozialpolitik und der Kultur - Wir wollen, dass sich die Menschen hier wohl fühlen, dass sie in ihrer Heimat bleiben und hier ihr Gluck finden können."
Im Anschluss an seine Ansprache kam Helmut Kohl mit Einwohnern der Stadt ins Gespräch, bevor er am Abend mit leitenden Vertretern der evangelisch-lutherischen Kirche und mit namhaften Kulturschaffenden zusammentraf.
(Neues Deutschland, Mi. 20.12.1989)
Nach einer Aussage des damaligen Kanzleramtsminister, Rudolf Seiters, soll sich Bundeskanzler Kohl, nachdem er bei der Ankunft in Dresden auf dem Flughafen die Menschen mit den schwarz-rot-goldenen-Fahnen sah, sich auf der Gangway zu ihm umgedreht und gesagt haben, "Rudi Seiters, die Sache ist gelaufen". Seiters wirft der DDR-Führung vor, sie habe sich verdrückt und Kohl mit der eigenen Bevölkerung alleingelassen. Ab da gab es die Überzeugung, keine Vereinbarungen mehr mit der Modrow-Regierung.
(Das Parlament, Nr. 14-15, 30.03.2015)
Rund 20 000 Bürgern haben sich zur Ankunft Bundeskanzler Helmut Kohl am Flughafen Dresden-Klotzsche eingefunden. Auch vor dem Hotel "Bellevue" haben sich Bürger zu Begrüßung eingefunden. Es sind Hochrufe auf Helmut Kohl zu hören. Und "Deutschland einig Vaterland".
Zur Kundgebung vor der Ruine der Frauenkirche spricht Helmut Kohl vor ca. 20 000 Teilnehmern. Es sind "Deutschland", "Deutschland" Rufe und "Deutschland einig Vaterland" zu hören.
"Mein Ziel bleibt, wenn es die geschichtliche Stunde es zulässt, die Einheit unserer Nation", sagte Kohl dort.
Vertreter aus der DDR sprechen auf der Kundgebung nicht.
Gegenüber Bürgern, die mit DDR-Fahnen und "DDR-unser Vaterland" rufen, erschallt der Ruf "Rote raus" "Rote raus".