Der Botschafter der Sowjetunion in der DDR, sowie die Botschafter in der BRD aus Frankreich, Großbritannien und den USA treffen sich im Alliierten Kontrollratsgebäude in Berlin-Schöneberg
Am 09.12. schlug die Sowjetunion vor, "innerhalb kürzester Zeit" in Berlin ein Botschaftertreffen der Vier Mächte abzuhalten. Frankreich, Großbritannien, die USA und die BRD stimmten sich vorher ab, über die von Ronald Reagan 1987 verkündete Berlin-Initiative, die von George Bush im Mai 1989 erneuert wurde, zu sprechen.
Der sowjetische Botschafter sagte: "Wir begrüßen die Änderungen in der DDR. Sie sind mit internen und internationalen Schwierigkeiten verbunden. Gewisse Personen in der BRD können es offenbar nicht lassen, die Ereignissein der DDR zu beeinflussen. Was Generalsekretär Gorbatschow in seiner Rede am 9. Dezember erklärte, sagen wir auch hier wieder: dass wir die DDR nicht herabwürdigen lassen. Sie ist unser strategischer Verbündeter und Mitglied des Warschauer Pakts. Man muss von den Realitäten der Nachkriegszeit ausgehen, das heißt von zwei unabhängigen, souveränen deutschen Staaten, die Mitglied der UNO sind. Und wir können nicht akzeptieren, dass die Realitäten der Nachkriegszeit aufs neue in Frage gestellt werden; das gefährdet die Stabilität in Europa. Das heißt nicht, dass die Beziehungen zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland nicht geändert werden können. Die friedliche Zusammenarbeit zwischen beiden deutschen Staaten kann und muss entwickelt werden. Die Zukunft wird dort von der Geschichte im Rahmen der umfassenden Prozesse in Europa bestimmt werden."
Nach dem Treffen wird der Presse ein Text übergeben.
"Am Montag, den 11. Dezember, fand im Gebäude des ehemaligen Alliierten Kontrollrates ein Treffen der Botschafter Frankreichs, des Vereinigten Königreiches, der Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion statt, das 2 1/2 Stunden dauerte. Die westlichen Botschafter legten ihre Vorschläge entsprechend der "Berlin-Initiative" dar. Der sowjetische Botschafter brachte Wohlwollen und Interesse zum Ausdruck.
Im Verlaufe des Treffens zeigte sich das gemeinsame Verständnis der Bedeutung der Gewährleistung der Stabilität, wurde die Überzeugung geäußert, dass die Vereinigten Staaten von Amerika, das Vereinigte Königreich, Frankreich und die Sowjetunion in der Lage sein werden, auf der Grundlage des Vierseitigen Abkommens von 1971 dazu beizutragen.
Der sowjetische Botschafter machte einige Bemerkungen allgemeiner Natur, die von den westlichen Botschaftern an ihre Regierungen übermittelt werden. Der Meinungsaustausch verlief in einer sachlichen und konstruktiven Atmosphäre.
Auf entsprechenden Ebenen können weitere Treffen stattfinden."
Die vier Botschafter versammelten sich zum Gruppenfoto.
Die Ankündigung des Treffens löst innerhalb der Bundesregierung Empörung aus. Das Gruppenfoto tat ein übriges. In Bonn ging auch die Angst um, es könne eine Anspruchsgrundlage für Reparationen geschaffen werden.
Am Rande der NATO-Ministerratstagung in Brüssel sagte Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher: Dieses Auftreten hat die Würde unseres Volkes verletzt und entspricht auch nicht unserer Mitgliedschaft in der NATO und der EG. Ich gehe davon aus, dass es das letzte Treffen dieser Art war.