Do. 30. November 1989


Berlin. ADN/BZ In der DDR wurden bis zum 30. November 1989 insgesamt 83 mit dem AIDS-Virus infizierte Bürger diagnostiziert, davon sind 16 erkrankt und acht verstorben. Diese Angaben machte Prof. Dr. Rüdiger von Baehr von der Charité. 145 ausländische Bürger, die in der DDR studieren oder eine Fachausbildung absolvieren, seien außerdem infiziert. Davon ist einer erkrankt, einer verstorben. Die anderen weilen zum Teil nicht nicht mehr in unserem Land.
(Berliner Zeitung, Sa. 06.01.1990)

Berlin (ADN). Der Sprecher des Ministeriums für Innere Angelegenheiten teilte mit, dass seit dem 9. November bis Donnerstag früh, 8.00 Uhr, durch die Deutsche Volkspolizei 11 545 430 Visa für Privatreisen und 24 629 Genehmigungen zur ständigen Ausreise aus der DDR erteilt wurden.
(Neue Zeit, Fr. 01.12.1989)

Der Rektor der Akademie für Gesellschaftswissenschaft beim ZK der SED, Otto Reinhold, bat um seine Entbindung.

Mitglieder des Neuen Forum und der Vorsitzende des Kreises Waren stellten Strafantrag gegen die ehemaligen SED-Politbüromitglieder, Erich Honecker, Günther Kleiber und Willi Stoph, wegen Untreue. Anlass sind ihre Jagdhütten.

Nach einer Beratung zwischen Buchverlage und dem Kulturministerium wird mitgeteilt, die staatliche Druckgenehmigung ist abgeschafft.

Die Staatsanwaltschaft teilt mit, aus dem Strafvollzug wurden bisher ca. 2 000 Personen, und aus der Untersuchungshaft ca. 1 000 entlassen. Die Zahl der eingestellten Ermittlungsverfahren beträgt etwa 32 000.

Kinderheime müssen Kinder aufnehmen, deren Eltern in den Westen rübergemacht haben, ohne ihre Kinder mitzunehmen.

Die Arbeitsgruppe "Internationale Kooperation und joint ventures" wird in der Berliner Humboldt Universität gegründet.

In Erfurt demonstrieren rund 10 000 Menschen. Demonstriert wird auch in Rostock.

Im "Haus der Kirche" in Güstrow und in Saalfeld gründet sich die örtliche SDP.

Erste öffentliche Veranstaltung der SDP im Kulturbundsaal in Plauen.

Großen Besucherzuspruch erfährt der Informationstag der SDP im Jugendclub "Spartacus" in Potsdam.

Bei einem Gespräch zwischen Vertretern des Neuen Forum und dem 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Frankfurt (Oder) erhalten sie die Zusage für ein eigenes Informationsblatt ab Januar 1990.

In Nordhausen findet eine weitere Diskussionsrunde statt.

Gegen ein Erscheinen der weiteren Bände der vierbändigen Geschichte der SED wird sich auf der erweiterten Präsidiumstagung der Historikergesellschaft der DDR ausgesprochen.

In einem Interview mit der Wochenzeitschrift "Stern" sagt der Dresdner Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer (SED): "Wenn jetzt gewählt würde, bekämen wir allerhöchstens 20 Prozent".

Westdeutsche Firmen erhalten die Möglichkeit in den DDR-Printmedien Werbeanzeigen zu schalten.

Vom Ministerrat wird das Staatliche Komitee für Rundfunk aufgelöst. Das Komitee hatte seine Arbeit bereits zuvor schon eingestellt. Die Mitglieder des SKR erklärten am 11.11. kollektiv ihren Rücktritt.

65 Grenzübergänge zur BRD und 33 zu Berlin (West) gibt es. Die Zahl nennt der Regierungssprecher auf einer Pressekonferenz.

Nach Angaben des Statistischen Amtes der DDR betrugen die "Auswanderungsverluste der DDR gegenüber der BRD" im November 70 692 Personen.

Der Berliner Senat beschließt nur noch Übersiedler in Westberlin aufzunehmen, die dort Eltern, Geschwister oder Kinder haben.

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