Di. 19. Juni 1990


Der Bundesnachrichtendienst soll nach Angaben von Markus Wolf in jüngster Zeit Überläufern der DDR-Staatssicherheit Straffreiheit und teilweise erhebliche Geldsummen angeboten haben. Auch Wolf sei von "Vertretern Bonner Stellen" eine des in der BRD gegen ihn bestehenden Haftbefehls offeriert worden, wenn er sein Wissen offenlege. In einem ARD-Interview sagte Wolf am Dienstag, er gehe davon aus, dass "in großem Maße" ehemaligen Stasi-Mitarbeitern Angebote gemacht worden seien. In seinem Bekanntenkreis seien dies "sehr massive Angebote" gewesen. In einem Fall wisse er von einer siebenstelligen Summe, in anderen Fällen von sechsstelligen, "und zwar in den oberen Regionen".
(Neues Deutschland, Mi. 20.06.1990)

Die Bundesregierung hat am Mittwoch, die von Ex-DDR Spionagechef Markus Wolf erhoben Vorwürfe zurückgewiesen, bundesdeutsche Geheimdienste würden mit Stasi-Überläufern zusammenarbeiten. Für die Bundesregierung komme eine Anstellung von ehemaligen MfS-Mitarbeitern "nicht in Frage", dementierte der Regierungssprecher, die von Wolf in der Jungen Welt und im Fernsehen erhobenen Beschuldigungen. Dennoch kündigte er eine genaue Überprüfung der Vorwürfe an.
(Junge Welt, Mi. 20.06.1990)

Im Berliner Gewerkschaftshaus findet ein Treffen der IG Metall aus Ost und West statt. Thema sind die Ängste um den Arbeitsplatz in der Metallindustrie. Außerdem, die Organisierung von Ingenieure und technisch-ökonomische Fachkräfte in der IG Metall und Befürchtungen Forschung und Entwicklung in der DDR könnte verlorengehen.

Bundesaußenminister Genscher verhandelt in Moskau über die Finanzierung der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte. Genscher spricht sich dafür aus, die Kosten für 1990 zu übernehmen.

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