09.06. Sonderparteitag der SPD in Halle
09.-10.06. Gründungskongress der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr in der DDR
17.06. Das Treuhandgesetz wird verabschiedet
18.06. Bergarbeitergewerkschaften der DDR und der BRD eine Gewerkschaft
22.06. 2. Runde der Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen auf Außenministerebene in Berlin
22.-24.06. 4. Vertreterkonferenz von Demokratie Jetzt
25.06. Der Parteivorstand der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands schlägt den Beitritt zur CDU vor
30.06. 2. Parteitag der Deutschen Sozialen Union
30.06. Der Vertrag über die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion (1. Staatsvertrag), einschließlich des Gemeinsamen Protokolls, der Anlagen I bis IX und der bei der Unterzeichnung des Vertrages abgegebenen Protokollerklärungen, tritt in Kraft.
Fr. 8. Juni 1990
Link zum Protokoll der 12. Sitzung der Volkskammer
Link zum Arbeitsförderungsgesetz
Link zum Schwerbehindertengesetz
Link zum Sozialhilfegesetz
Link zum Änderung und Ergänzung des Arbeitsgesetzbuches
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Mahnwache von Studenten vor dem Berliner Dom
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Nach ihren Demonstrationen für ein höheres Grundstipendium von 495 Mark haben Studenten am Freitag vor dem Berliner Dom, gleich gegenüber der Volkskammer, eine Mahnwache eingerichtet. Bis zur Parlamentsdebatte kommende Woche wollen die Studiosi hier ausharren, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. "Wir lassen uns nicht ins soziale Abseits drangen, wir wollen ordentlich studieren", so Jens Rüffer vom Studentenrat der Humboldt-Universität gegenüber ND. Auch der Rektor der Berliner Alma mater, Prof. Dr. Heinrich Fink, unterstützte die Forderungen der jungen Leute. Werden nicht bald eindeutige Regelungen getroffen, wandern viele Studenten an Bildungseinrichtungen gen Westen, warnte er. Prof. Fink sprach sich für ein Stipendium unabhängig vom Geldbeutel der Eltern aus. Nicht vergessen werden dürften die Studentinnen mit Kindern.
Rings um Volkskammer und Dom war am Freitag wiederum die Polizei präsent - in großer Zahl und gut ausgerüstet. Sie hatten das Gelände weiträumig abgesperrt.
(Neues Deutschland, Sa. 09.06.1990)
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Unterschriften gesammelt für den Verfassungsentwurf
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Nahezu 500 Unterschriften für den Verfassungsentwurf des Runden Tisches sammelten Dresdner Studenten der Hochschule für Ökonomie dieser Tage und überbrachten sie dem NEUEN FORUM. Sie erklärten dazu: "Im April 1990 wurde von allen politisch relevanten Kräften des Landes am Runden Tisch der Entwurf einer neuen Verfassung für die DDR fertiggestellt. Die jetzige Regierung will von diesem auf breiter Grundlage entstandenen Verfassungsentwurf aber nichts mehr wissen und stückelt im Alleingang an einer Mischung aus der bisherigen Verfassung, der von 1949, dem Grundgesetz und dem Verfassungsentwurf des Runden Tisches. Dadurch würden uns soziale und Rechte der Werktätigen aus der Vergangenheit und neue, durch unsere friedliche Revolution entstandene Rechte und Freiheiten verlorengehen: Recht auf Arbeit, Wohnen, Gleichberechtigung, Möglichkeit zum Volksentscheid. Unterstützt mit eurer Unterschrift die Forderung nach einem Volksentscheid für die Einführung der Verfassung des Runden Tisches."
(Neues Deutschland, Sa. 09.06.1990)
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RT des DLJB gegen Aktivitäten der Stiftung "Demokratische Jugend"
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Der Runde Tisch des Demokratischen Landesjugendbundes Berlin (DLJB) wendet sich entschieden gegen die Aktivitäten der Stiftung "Demokratische Jugend" in Zusammenhang mit den finanziellen Mitteln der FDJ. Darauf wird in einer dem ADN am Freitagabend übergebenen Erklärung verwiesen. Der Einspruch des DLJB richte sich sowohl gegen den "juristisch nicht legitimierten Versuch, das Vermögen der FDJ einzuziehen", als auch gegen die "undemokratische Zusammensetzung des Vorstandes dieser Stiftung".
Die Zulassung demokratischer Jugendvereinigungen werde zur Farce, wenn ihre Arbeit durch den Entzug finanzieller Mittel praktisch unmöglich gemacht wird. Die Verteilung der Gelder müsse von allen bestehenden Jugendvereinigungen beraten und entschieden werden.
Der DLJB erwarte vom Ministerium für Jugend und Sport sowie vom Berliner Magistrat Entscheidungen, die nicht über die Interessenvertreter der Jugend hinweg getroffen werden.
(Berliner Zeitung, Mo. 11.06.1990)
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Für den Erhalt der Rundfunk- und Fernsehanstalten der DDR
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Für den Erhalt der Rundfunk- und Fernsehanstalten der DDR über einen längeren Zeitraum haben sich in einer gemeinsamen Erklärung die Gewerkschaft Kunst, Kultur, Medien, die IG Druck und Papier, der Journalistenverband der DDR sowie die IG Medien der BRD ausgesprochen. Eine Neustrukturierung, heißt es darin, dürfe nicht von einer "Stunde null" ausgehen, sondern müsse den demokratischen und kulturellen Bedürfnissen der Hörer und Zuschauer entsprechen.
(Neues Deutschland, Sa. 09.06.1990)
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Joint-Venture-Bank gegründet
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Die Deutsche Außenhandelsbank AG und die Westdeutsche Landesbank Girozentrale gründeten gemeinsam eine Joint-Venture-Bank, die Deutsche Industrie- und Handelsbank AG (DIHB). Der Sitz ist in Berlin, Unter den Linden. Die Kapitalausstattung von 300 Millionen DM wurde je zur Hälfte von beiden Gesellschaftern, die bereits langjährig zusammenarbeiten, eingebracht. Zielkunden sind ausgewählte Großbetriebe des Handels- und Dienstleistungsbereiches sowie spezielle Außenhandelsunternehmen. Zehn der Bank werden in nahezu allen Bezirksstädten eingerichtet. Als universelle Firmenkundenbank geht es der DIHB vor allem darum, Außenhandelsbetriebe unter marktwirtschaftlichen Bedingungen weiter mit Krediten zu versorgen.
In einem Pressegespräch am Freitag wollte sich Prof. Dr. Werner Polze, Präsident der Deutschen Außenhandelsbank, zur wirtschaftlichen Prognose der DDR nicht äußern, weil es dafür keine klaren Analysen gäbe. Dagegen erklärte Friedel Neuber, Vorstandsvorsitzender der Westdeutschen Landesbank, in der "Welt" vom 5. Juni, dass es nach dem 1. Juli eine größere Arbeitslosigkeit geben werde und damit auch die Gefahr eines steigenden Übersiedlerstromes wachse. In bis 5 Jahren allerdings, so der Vorstandsvorsitzende, "haben wir in der DDR eine blühende Wirtschaft". Und daran will die Bank, wie ihre jüngsten Aktivitäten zeigen, auf jeden Fall teilhaben.
(Neues Deutschland, Mo. 11.06.1990)
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Institut für Konversion der Streitkräfte gegründet
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Am vergangenen Freitag wurde in Dresden ein Institut für Konversion der Streitkräfte (IKOS) gegründet. Es ist eine wissenschaftliche Einrichtung des Ministeriums für Abrüstung und Verteidigung und untersteht unmittelbar dem entsprechenden Staatssekretariat. Gemeinsam mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen des In- und Auslandes soll dieses Institut den notwendigen theoretischen Vorlauf auf dem Gebiet der Abrüstung der Streitkräfte schaffen. Es soll Vorschläge unterbreiten, wie Personal, Technik sowie Objekte in den zivilen Sektor überführt werden können. Dass dieser Vorlauf dringend notwendig ist, ergibt sich bereits aus der Absicht des Ministeriums, die NVA künftig in eine Ausbildungs- und Basisarmee mit geringer Gefechtsbereitschaft umzustrukturieren. Die Personalstärke soll dann in Friedenszeiten 100 000 Mann betragen.
Um dies alles zu bewerkstelligen, sind viele Fragen im voraus zu klären. Was passiert beispielsweise mit den Berufsoffizieren? Anders als in der Bundeswehr haben sie bis auf einige Ausnahmen keinen Berufsabschluss, der sie auch für den zivilen Bereich qualifiziert. In einem noch zu bildenden Forschungsbereich will man sich am Institut diesem Problem widmen und Pilotprojekte entwickeln. Zum Beispiel werden schon jetzt an der Militärakademie Flieger so ausgebildet, dass sie auch jederzeit auf zivile Maschinen umsteigen können. In diesem Sinne soll die künftige Offiziersausbildung umprofiliert werden.
Das Institut, das in seiner Art einzigartig auf der Welt ist, soll nach den Worten von Staatssekretär Frank Marczinek helfen, Konzepte der gemeinsamen europäischen Sicherheit mit wesentlich weniger Militär und Rüstung in die Tat umzusetzen.
(Berliner Zeitung, Di. 12.06.1990)
Vor zu hohem Tempo bei der Vereinigung beider deutschen Staaten hat DDR-Außenminister Markus Meckel am Freitag in Stockholm gewarnt. Auf einer Tagung des New-Yorker Instituts für Ost- West-Sicherheitsstudien meinte Meckel, mehr Zeit, als zur Verfügung stehe, sei eigentlich sowohl innen- als auch außenpolitisch nötig. Das mache sich erforderlich, damit der Osten nicht als schwacher Teil in das künftige Deutschland eingehen und die DDR internationale Verpflichtungen noch so weit wie möglich erfüllen könne. "Es wäre nicht gut, mit Vertragsbruch in die deutsche Einheit zu gehen", sagte der Minister.
Meckel plädierte erneut dafür, gesamtdeutsche Wahlen nicht vor Mitte, "lieber noch gegen Ende" 1991 abzuhalten. Seine Idee einer Sicherheitszone, eines "Bündnisses zwischen den Bündnissen", die die DDR, Polen und die ČSFR umfassen würde bezeichnete Meckel als „lautes Nachdenken" darüber, wie man Sicherheit nach Osten schaffen könne.
Den Ausgang des Moskauer Gipfeltreffens des Warschauer Vertrages wertete er als "Aufschieben einer Entscheidung" entweder das Bündnis aufzulösen oder es völlig verändert weiterzuführen. Er bevorzuge die letztere Variante, den Versuch, "das Beste aus der Situation zu machen und gemeinsame wahrzunehmen".
(Neues Deutschland, Sa. 09.06.1990)
Für rund 50 000 sowjetische Touristen, die für die zweite Jahreshälfte beim sowjetischen Reisebüro "Intourist" eine Reise in die DDR gebucht haben, fällt die Fahrt ins Wasser. Nachdem die DDR die Bezahlung sowjetischer Touristenreisen in konvertierbarer Währung verlangt, wurden ab 1. Juli dieses Jahres sämtliche Buchungen für den Rest des Jahres annulliert. Die sowjetische Gewerkschaftszeitung "Trud" bezeichnete diese Tatsache am Freitag als "Berliner Mauer" für Sowjettouristen.
(Berliner Zeitung, Sa. 09.06.1990)
In einem Schreiben der Botschafter der drei Westmächte, Frankreich, das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland und den Vereinigten Staaten von Nordamerika wird ihr Vorbehalt in ihren Berliner Sektoren gegen die Direktwahl zum Bundestag und das volle Stimmrecht im Bundestag und Bundesrat aufgehoben.
Betont wird, dass diese Sektoren weiterhin nicht Bestandteil der Bundesrepublik Deutschland sein und nicht von ihr regiert werden.
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