Aus für KDVR-Studenten

Hochschulministerium beschloss: keine Rückkehr in die DDR

Rückzug wegen der Wende? Diese Frage stellten wir Ende November 1989 Vertretern der KDVR-Botschaft zum hastigen Abzug aller koreanischen Studenten und Arbeiter aus der DDR. Nein, hieß es damals. Im Januar stellte man eine baldige Rückkehr in Aussicht. Jetzt ist es Februar und immer noch keiner hier. Wir befragten nochmals Botschaftsrat Song.

Die Heimfahrtaktion dauerte damals zwei Tage. Angeblich wegen einer politischen Schulung. Nun lässt die angekündigte Rückkehr immer noch auf sich warten. Wo bleiben die Studenten?

Inzwischen gibt es eine neue Entscheidung. Auf absehbare Zeit werden unsere Studenten nicht wieder in die DDR kommen.

So etwas hoben hier viele schon von Anfang an geahnt.

Bis vor kurzem sollten sie zurückkommen. Doch inzwischen hat sich die Situation geändert. Die Eltern der Studenten haben das gefordert und das Ministerium für Hochschulwesen hat dann entschieden.

Nicht die Studenten, die Eltern sind gegen eine Rückkehr?

Ja. Nachdem sie von der zunehmenden Ausländerfeindlichkeit in der DDR gehört hatten, haben sich die Eltern an das Ministerium gewandt.

Soll das nun endgültig sein?

Es ist so beschlossen, bis zur nächsten Entscheidung. Bei solchen Zuständen, wie sie jetzt in der DDR sind, können wir unsere Studenten nicht hier herschicken. Wir haben schon gehört von Überfällen auf ausländische Studenten in Leipzig. Da sollen auch welche verletzt worden sein. Die Sachen de Studenten, die noch in den Internaten sind, werden jetzt von Mitarbeitern der Botschaft zusammengepackt und nach Korea geschickt. Die Studenten haben ihre Ausbildung inzwischen in Korea fortgesetzt.

(Es fragte Thomas Walther)

PS. Der Studentenrat der TU Dresden hat am 24. Februar zu einer "II. Mahnwache für die Rückkehr der KDVR-Studenten" um 14 Uhr vor der Botschaft aufgerufen.

Junge Welt, Fr. 23.02.1990