01.02. Ministerpräsident Hans Modrow verkündet sein Konzept "Deutschland einig Vaterland"
01.02. DDR-Regierung veröffentlicht Grundzüge des Stufenplans für eine Wirtschaftsreform
05.02. Bildung der "Regierung der nationalen Verantwortung"
13.-14.02. Bonnbesuch der DDR-Regierungsdelegation
13.02. In Ottawa werden sich auf 2+4-Verhandlungen über die äußeren Aspekte der Herstellung der deutschen Einheit geeinigt
19.02. Der Zentrale Runde Tisch beschließt die Vernichtung der elektronischen Datenträger der Stasi
20.02. Die gemeinsame Expertenkommission über die Schaffung einer Währungsunion und Wirtschaftsgemeinschaft konstituiert sich
26.02. Die erste Ausgabe der Anderen Zeitung in Berlin erscheint
28.02. Ein zweistufiges Banksystem soll entstehen
01.02. Letzter Tag des außerordentlichen Kongress des FDGB
03.02. Ein Gründungsausschuss für eine unabhängige Gewerkschaftsbewegung bildet sich
03.02. Betriebsrätekonferenz der Vereinigten Linken
10.-11.02. Außerordentliche Zentraldelegiertenkonferenz der Gewerkschaft Bau-Holz
22.-23.02. Gründung der IG Transport
03.02. Gründungskongress der Grünen Liga
04.02. Erste Sitzung des gemeinsamen Ausschuss von DDR und BRD SPD
04.02. Gründung der F.D.P. in der DDR
04.02. Aus SED-PDS wird PDS
05.02. In Berlin wird die "Allianz für Deutschland" aus CDU, DA und DSU gebildet
07.02. Demokratie Jetzt, Initiative Frieden und Menschenrechte und das Neue Forum bilden ein Wahlbündnis "Bündnis 90"
09.-11.02. 1. Parteitag der Grünen Partei
09.-10.02. Außerordentlicher Parteitag der LDPD
10.02. Fraktion Aufbruch 89 im Neuen Forum verabschiedet Positionspapier
11.02. Fortsetzung des NDPD-Parteitags
12.02. Die Deutschen Forumpartei, die Freie Demokratische Partei und die Liberal-Demokratischen Partei bilden ein Wahlbündnis "Bund Freier Demokraten"
14.02. Die Grüne Partei und der Unabhängige Frauenverband beschließen ein Wahlbündnis
17.02. Zweiter Gründungskongress des Unabhängigen Frauenverbandes
17.02. Gründungskongress der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei
18.02. 1. Parteitag der Deutschen Sozialen Union
22.-25.02. SPD-Parteitag
24.-25.02. PDS Wahlparteitag
25.02. Ein "Aktionsbündnis Vereinigte Linke" zwischen der Vereinigten Linken und der Partei "Die Nelken" wird auf einem Wahlkongress in Berlin beschlossen
Di. 13. Februar 1990
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deutsch-deutsches Gipfeltreffen in Bonn
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Die Regierungschefs von DDR und BRD haben sich gestern nach vierstündigen Gesprächen im Bonner Bundeskanzleramt über die Bildung gemeinsamer Expertenkommissionen zur Vorbereitung einer Währungsunion und einer Wirtschaftsgemeinschaft zwischen beiden deutschen Staaten verständigt. Das wurde zum Abschluss der Gespräche aus Konferenzkreisen mitgeteilt. Die Expertenkommission soll noch vor den Wahlen am Arbeit beginnen. Der Vorschlag der DDR-Delegation auf Leistung eines Solidarbeitrags bis 15 Milliarden D-Mark an die DDR wurde von der BRD abgelehnt.
Die Probleme waren vorgezeichnet, als Ministerpräsident Modrow gestern zum deutsch-deutschen Gipfeltreffen in Bonn eintraf. Von den Vertretern des Runden Tisches hatte er aus Berlin das Mandat erhalten, das Zusammenwachsen beider deutscher Staaten nicht zum sozialen Ausverkauf der DDR werden zu lassen. Insbesondere wurde ein Solidarbeitrag der BRD erwartet, was Vertreter der Bonner Regierung aber bereits in den vergangenen Tagen abgelehnt hatten.
(Berliner Zeitung, Mi. 14.02.1990)
Über das Gespräch zwischen Hans Modrow und Helmut Kohl schreibt Horst Teltschick 1991 u. a.: "Die Atmosphäre des Gesprächs bleibt ziemlich kühl. Der Kanzler ist nicht mehr daran interessiert, mit einem hilflosen Modrow noch entscheidende Verabredungen zu treffen."
(Horst Teltschick: 329 Tage, S. 145)
Am Runden Tisch im Natosaal kommen die Mitglieder der DDR-Regierung und das Bundeskabinett zusammen. Matthias Platzeck sagte darüber später: "Es war förmlich greifbar im Natosaal, dass es sich hier um eine Formalie handelt, und nicht mehr um ein wie auch immer geartetes Gespräch zwischen zwei einigermaßen gleichwertigen Partnern."
Die Weichen seien in Bonn gestellt worden und dann nur noch mitgeteilt hat, so ist es, so wird’s werden, und nun seht mal zu, dass ihr das auch so praktisch inkorporiert und mit nachhause nehmt.
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Industrielle Warenproduktion ist gesunken
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Das arbeitstägliche Produktionsniveau in der industriellen Warenproduktion der DDR lag im Januar 1990 um 5,6 Prozent unter dem des Vorjahresmonats und damit etwa bei dem Niveau von 1986/87.
Das geht aus einer Mitteilung der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung im Januar hervor, die gestern veröffentlicht wurde.
Als Ursachen für den Rückgang werden die anhaltend hohe Abnahme der Zahl der Arbeitskräfte sowie gestörte Kooperationsbeziehungen genannt. Im Januar hat sich die Arbeitskräftezahl gegenüber Dezember 1989 um rund 30 000 verringert.
Im Handel mit dem RGW ging der Export um 10,8 und der Import um 12,5 Prozent gegenüber Januar 1989 zurück. Die Exporte in kapitalistische Länder und Entwicklungsländer waren zu effektiven Valutapreisen um 1,9 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Die Importe gingen um 6,1 Prozent zurück. Der Exportüberschuss betrug im Januar 150 Millionen Dollar.
Mit 3 169 Neubauwohnungen wurden rund 1 300 Wohnungen weniger fertiggestellt und mit 3 289 Wohnungen über 5 000 weniger modernisiert als im Januar 1989.
Die Nettogeldeinnahmen der Bevölkerung lagen um 10,2 Prozent über denen im Januar 1989.
Die Lieferrückstande gegenüber dem Binnenhandel werden mit 156 Millionen Mark angegeben und sind damit fast dreimal so hoch wie vor einem Jahr.
Der Rückgang der Spareinlagen um 1,7 Milliarden Mark wird nach der Mitteilung vor allem auf den Erwerb von Devisen, den wesentlich gestiegenen Kauf von Waren sowie auf die um 35 Prozent höheren Ausgaben für Leistungen einschließlich Tourismus zurückgeführt.
(Berliner Zeitung, Mi. 14.02.1990)
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UFV "Gegen Sozialabbau für alle Kinder und jede Frau"
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Mehrere hundert Frauen, Männer und Kinder trafen sich am gestrigen Abend auf dem Alexanderplatz. Zu dieser Demonstration hatte der Unabhängige Frauenverband der DDR aufgerufen. Sie stand unter dem Motto: "Gegen Sozialabbau für alle Kinder und jede Frau".
Die Frauen, so betonte Dr. Uta Roth vom Unabhängigen Frauenverband, seien im Herbst vergangenen Jahres nicht mit den Männern auf die Straße gegangen, um heute die Verlierer zu sein. Unsere Entwicklung dürfe nicht in eine frauen- und kinderfeindliche Ellenbogengesellschaft münden. Für die wirkliche Gleichberechtigung, die tatsächliche Chancengleichheit gelte es entsprechende Bedingungen zu schaffen. Dazu gehöre nicht nur, bewährte Formen der Kinderbetreuung zu erhalten, sondern sie zu verbessern. Ebenso wolle man dafür kämpfen, dass besonders Frauen, die bei uns den größten Teil der Mindestrentner ausmachen, in Würde alt werden können. Eindringlich forderte Dr. Uta Roth, die Wahlprogramme aller Parteien auf den Gehalt sozialer Sicherheit zu prüfen.
Es wurden weiterhin klare Konzepte für alle Bildungseinrichtungen ohne Hinhaltetaktik bis zum Wahltag gefordert. Ebenso Schutz der Frauen vor Arbeitslosigkeit, Bewahrung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch. Mehrere Sprecher aus Westberlin machten deutlich, dass es im Kampf gegen drohenden Sozialabbau gemeinsame Ziele gibt zum Beispiel Produktionsbedingungen zu schaffen, die es Frauen erlauben Mütter und Männern erlauben Väter zu sein.
(Berliner Zeitung, Mi. 14.02.1990)
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Bündnis 90 Wahlkampfauftakt am 23.02.
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USPD Gründungskongress am 17. Februar
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Der Gründungskongress der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) wird am 17. Februar in Fürstenberg stattfinden. Dort beraten die Delegierten der Basisgruppen Programm und Statut der Partei.
Die USPD fühlt sich dem traditionellen linken sozialdemokratischen Erbe verbunden und kämpft für einen demokratischen Sozialismus auf dem Boden der DDR. Sie strebt auf der Grundlage gemeinsamer Grundwerte eine enge Zusammenarbeit mit der SPD an. Die USPD ist vor allem sozialen Werten verpflichtet. Es gehe um neue Prioritäten in der Sozialpolitik, die den Zusammenhang von Leistungen für die Gesellschaft und Leistungen von der Gesellschaft als eine wirksame Triebkraft für produktive Arbeit und erstrebenswerte Lebensqualität realisieren lassen. Die Partei unterstreicht den Bedarf eines Gesetzesgebäudes der Sozialpolitik. Dafür verfüge sie über konkrete Vorschläge. Notwendig sei die Erarbeitung eines Bildungsgesetzes, eines Gesundheitsgesetzes, eines Sportgesetzes, eines Rentengesetzes, eines Gesetzes zum Schutz und der Förderung von Schwer- und Schwerstgeschädigten, eines neuen Sozialversicherungsgesetzes und eines Sozialfürsorgegesetzes.
(Berliner Zeitung, Di. 13.02.1990)
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DSU dankbar für Ergebnisse des Kanzlerbesuches in Moskau
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Mit tiefer Befriedigung und großer Dankbarkeit hat der Landesverband Berlin der DSU die Ergebnisse des Kanzlerbesuches in Moskau zur Kenntnis genommen. Die DSU Berlin teilt in vollem Maße die Einschätzung des Kanzlers, dass die Ergebnisse seines Besuches eine außerordentliche historische Dimension besitzen.
Die Großmacht Sowjetunion hat den Deutschen freie Handhabung bei der Gestaltung ihres inneren verfassungsmäßigen Zustandes zugebilligt. Damit hat insbesondere der sowjetische Staats- und Parteichef Gorbatschow einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der innerdeutschen Verhältnisse geleistet, was von der DSU entsprechend gewürdigt wird. Der Erfolg des Wochenendes ist auch auf die konstruktive und staatsmännische Leistung des Bundeskanzlers zurückzuführen. Gerade in der gegenwärtig so bewegten Zeit ist es für die Deutschen von Wichtigkeit, dass an der Spitze der Bundesrepublik eine solche kompetente Persönlichkeit wie Helmut Kohl steht.
Es wäre für alle Deutschen verheerend, würde ein Mann wie Lafontaine Kanzler werden. Die DSU Berlin versteht ihren Wahlkampf auch als eine Polemik gegen die westdeutsche SPD und ihre gegenwärtigen Stimmungsmacher Momper und Lafontaine.
(Neue Zeit, Mi. 14.02.1990)
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"Bund Freier Demokraten" unter Ausschluss der NDPD
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Die Gründung des liberalen Wahlbündnisses "Bund Freier Demokraten" unter Ausschluss der NDPD ist von deren Vorsitzenden Wolfgang Rauls bedauert worden. In der am Montag geschlossenen Allianz der F.D.P. der DDR, der LDP und der DFP sieht er eine Bestätigung dafür, "dass für diese Parteien das Wahlbündnis nur von vordergründiger Bedeutung und ihr schnellstmöglicher Zusammenschluss zu einer gesamtdeutschen Partei das Hauptsächliche ist".
LDP-Sprecher Wulf Oehme stellte in einer ADN zugeleiteten Erklärung fest, dass alle drei Parteien im Bund Freier Demokraten aufgrund der knappen Zelt für Nachverhandlungen gegen eine Beteiligung der NDPD als vierte Partei seien. Es gebe auch deutliche Unterschiede, "vor allem im Hinblick auf unser wirtschaftspolitisches Konzept, für ein baldiges gesundes Zusammenwachsen der deutschen Länder".
(Berliner Zeitung, Mi. 14.02.1990)
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Der Medienkontrollrat konstituiert sich
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Im Hause der Volkskammer in Berlin konstituierte sich am Dienstag der Medienkontrollrat. Das Gremium wurde auf Initiative des Runden Tisches und mit Volkskammerbeschluss gebildet. Damit soll der Beschluss der Obersten Volksvertretung vom 5. Februar 1990 über die Gewährleistung der Meinungs-, Informations- und Medienfreiheit durchgesetzt werden. Im Rat sind 23 Repräsentanten von Parteien und Gruppierungen des Runden Tisches, der Volkskammerfraktionen, von Kirchen sowie der Regierung vertreten.
Einer der Schwerpunkte der ersten Sitzung war die gegenwärtige Lage auf dem Gebiet der Papier- und Druckkontingente unserer Republik. Dr. Dietmar Czok (CDU), Stellvertreter des Ministers im Wirtschaftskomitee beim Ministerrat, teilte mit, dass 1990 rund 148 Kilotonnen Zeitungsdruckpapier zur Verfügung stehen. Das seien 15 bis 20 Kilotonnen unter dem angemeldeten Bedarf. Ohne Kürzungen bzw. Einschränkungen könnten viele Forderungen nicht abgedeckt werden. Der Regierungsvertreter erklärte, dass man den PDS-Vorstand bitten werde, künftig 10 000 ND-Exemplare täglich weniger zu drucken, um das allgemeine Papierdefizit beseitigen zu können. Gemeinsam mit der Regierung solle der Medienkontrollrat über die Papierverteilung entscheiden. Damit werde auch mit der Praxis der Vergangenheit Schluss gemacht, wo ein Betrieb "der führenden Partei" die Bilanzierungen vorgenommen habe.
Das staatliche Preismonopol für Zeitungen und Zeitschriften sei bereits aufgehoben, was nach Auffassung von Dr. Czok zu Preiserhöhungen und zum Rückgang des Zeitungskonsums führen werde.
Das Gremium war der Meinung, dass Entscheidungen über die Papierverteilung allein die Regierung vornehmen müsse. Prof. Dr. Lothar Bisky, Vertreter der PDS im Medienkontrollrat, wies in der Diskussion darauf hin, dass es bei allen künftigen Empfehlungen des Rates darauf ankomme, "bereits vorher auch die Meinungen von Journalisten und Druckern einzuholen, Redaktionen und Verlage zu befragen".
Abschließend betonte Martin Kramer (Evangelische Kirche), Moderator der ersten Sitzung des Kontrollrates, auf Fragen von Journalisten, dass das "Gremium keine Zensurbehörde" sei. Es gehe vor allem darum, die Chancengleichheit in den Medien zu wahren. In den nächsten Wochen werde der Medienkontrollrat sowohl Berichte der Generalintendanten von Fernsehen und Rundfunk als auch des ADN-Generaldirektors entgegennehmen.
(Neues Deutschland, Mi. 14.02.1990)
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Gespräche über die Bildung einer einheitlichen Gewerkschaft im Kultur- und Medienbereich
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Gespräche über die Bildung einer einheitlichen Gewerkschaft im Kultur- und Medienbereich führten Vertreter der Gewerkschaft Kunst und der IG Druck und Papier kürzlich auf einer gemeinsamen Sekretariatsberatung unter Leitung ihrer Vorsitzenden Walfriede Schmitt und Werner Peplowski.
Angesichts wachsender Aktivitäten westlicher Großkonzerne in Verlagen und Redaktionen von DDR-Medien sowie der Bedrohung Tausender Arbeitsplätze in der Papierbranche und der Druckindustrie halten die Sekretariate eine Fusion beider Gewerkschaften zu einer kampfstarken einheitlichen IG Medien der DDR in absehbarer Zeit für dringend geboten. Man einigte sich darauf, auf den bevorstehenden Delegiertenkonferenzen beider Gewerkschaften im März zu dieser Frage grundsätzlich Stellung zu nehmen, weitere Aufgaben festzulegen und einen Zeitrahmen abzustecken. Über eine Verschmelzung sollen die Mitglieder in einer Urabstimmung entscheiden.
(Neues Deutschland, Di. 13.02.1990)
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Initiativgruppe zur Bildung eines Schweißerverbandes konstituiert
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In Dresden hat sich eine Initiativgruppe zur Bildung eines Schweißerverbandes konstituiert. Ihr gehören Fachleute aus Wissenschaft und Industrie an. Der Verband soll sich für die Aus- und Weiterbildung einsetzen, wissenschaftlich-technische Ergebnisse verbreiten und helfen, die Schweißtechnik der DDR an den internationalen Stand heranzuführen. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass fast jeder zehnte Produktionsarbeiter des Landes Schweißer ist und Schweißtechnologien große Bedeutung für Produktivität und Qualität haben.
(Berliner Zeitung, Di. 13.02.1990)
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Thüringer Lehrerverband gegründet
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Am 13. Februar 1990 wurde in Saalfeld der Thüringer Lehrerverband (TLV) gegründet. Weit über 200 Pädagogen der Bezirke Erfurt, Gera und Suhl folgten dem Gründungsaufruf und steckten Ziele und Aufgaben des Verbandes ab. So will der TLV Interessenvertreter und Solidargemeinschaft aller Lehrer sein, das schließt Erzieher, Unter- und Oberstufenlehrer sowie Berufs- und Fachschullehrer ein. Der Verband wird für die Schaffung des Beamtenstatus aller Pädagogen, für ihren Rechtsschutz und soziale Sicherheit (Altersversorgung) sowie für die Aufbesserung der gesellschaftlichen Stellung und Achtung der Lehrer durch offensive Öffentlichkeitsarbeit eintreten. Zugleich setzt er sich für die Gestaltung eines an humanistischen Werten orientierten demokratischen und von jedweder parteipolitischen Bevormundung oder Ideologisierung freien Bildungswesens ein - im Interesse der Schüler, Eltern und Lehrer.
(Neue Zeit, Mi. 07.03.1990)
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Amtes für Nationale Sicherheit Berlin mehr als 20 000 entlassen
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Von den ehemals 33 000 Mitarbeitern der Zentrale des Amtes für Nationale Sicherheit wurden per 13. Februar mehr als 20 000 entlassen. Etwa die Hälfte von ihnen hat noch keine neue Arbeit. Darüber berichtete am Donnerstag der Regierungsbeauftragte für die Auflösung des Zentralen Amtes für Nationale Sicherheit, Fritz Peter, dem Berliner Runden Tisch im Roten Rathaus. Von den 102 Dienstobjekten der Zentrale des AfNS wurden bisher 68 von neuen Rechtsträgern übernommen.
Die Lage in der Stadt charakterisierte die amtierende Oberbürgermeisterin Ingrid Pankraz so, dass in alten Stadtbezirken mit Hilfe der Runden Tische die einzelnen Räte arbeitsfähig sind.
(Junge Welt, Fr. 16.02.1990)
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Aufhebung der Visapflicht für Österreich am 01.03.
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Die DDR und Österreich haben gestern in Wien ein Abkommen über die Aufhebung der Visapflicht unterzeichnet. Die Vereinbarung tritt am 1. März in Kraft. Das jetzt erzielte Abkommen ermöglicht es Inhabern von Diplomaten-, Dienst- und Reisepässen beider Staaten, sich bis zu drei Monaten ohne Visum im jeweils anderen Land aufzuhalten. Ausgenommen ist der weiterhin genehmigungspflichtige Aufenthalt zu Erwerbszwecken. Einer Regelung harren noch finanzielle, soziale und medizinische Fragen infolge der Verstärkung des Reiseverkehrs, darunter die gegenseitige Übernahme von Arzt- und Krankenhauskosten und die Befreiung von Kfz-Steuern.
(Berliner Zeitung, Mi. 14.02.1990)
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NRW Aufnahmestopp in über 64 Kommunen
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Nordrhein-Westfalen hat über 64 Kommunen einen Stopp für die Aufnahme von Aus- und Übersiedlern verhängt. Sozialminister Hermann Heinemann sagte gestern laut AP in Düsseldorf, auf diese Weise sollen die außerordentlich stark betroffenen Ballungsräume vom weiteren Zuzug entlastet werden. Die Maßnahme sei zunächst auf zwei Monate begrenzt, könne aber verlängert werden. Die Sperrung betreffe beispielsweise große Teile des Ruhrgebietes, die Landeshauptstadt Düsseldorf, Köln und Paderborn. Als Beispiel für die dramatische Situation in vielen Gemeinden zitierte Heinemann eine Resolution der Stadt Witten, worin festgestellt wurde: "Menschenwürdige Quartiere sind objektiv schlichtweg nicht mehr vorhanden". Nach Nordrhein-Westfalen kamen in den ersten sechs Wochen dieses Jahres 30 000 Aus- und Übersiedler.
(Berliner Zeitung, Mi. 14.02.1990)
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Annahmestopp für Sondermüll auf der DDR-Deponie Vorketzin führt in Westberlin zu Problemen
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Der kurzfristige Annahmestopp für Sondermüll auf der DDR-Deponie Vorketzin führe in Westberlin zu "essentiellen" Problemen, erklärte gestern Umweltsenatorin Michaele Schreyer. Betriebe, die keine eigene Lagerkapazität hätten, müssten wahrscheinlich ihre Produktion einstellen. Es beginne jetzt eine "hektische Suche" nach einem Zwischenlager für Sondermüll in Westberlin. Die Umweltverwaltung habe sich nach einem im Januar von der DDR geforderten Lieferstopp darauf eingestellt, bis zum 31. März andere Entsorgungswege für die jährlich rund 32 000 Tonnen Sondermüll zu finden.
(Berliner Zeitung, Mi. 14.02.1990)
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2+4-Verhandlungen vereinbart
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Die DDR, die BRD, die Sowjetunion, die USA, Großbritannien und Frankreich haben bei Gesprächen in Ottawa vereinbart, dass die Außenminister beider deutscher Staaten mit ihren Amtskollegen der vier alliierten Mächte zusammentreffen, um die äußeren Aspekte der Herstellung der deutschen Einheit zu besprechen.
Die Erörterungen werden Fragen der Sicherheit der Nachbarstaaten einschließen. Vorbereitende Gespräche auf diplomatischer Ebene sollen in Kürze beginnen.
Die in Ottawa erzielte Vereinbarung war im Ergebnis intensiver Konsultationen zustande gekommen, die auf bilateraler Ebene auch am Dienstag fortgesetzt worden waren. DDR-Außenminister Oskar Fischer hatte unter anderem Begegnungen mit seinen Amtskollegen aus der Sowjetunion und der BRD, Eduard Schewardnadse und Hans-Dietrich Genscher. Weitere Treffen fanden zwischen den Außenministern der vier Siegermächte des zweiten Weltkrieges statt. DDR-Ministerpräsident Hans Modrow hat die Erklärung der Außenministerkonferenz von Ottawa begrüßt. Gegenüber Journalisten erklärte der Premier gestern in Bonn, dies sei der richtige Weg, um die Interessen beider deutscher Staaten und der vier Mächte in Einklang zu bringen und einen Gleichklang mit der gesamteuropäischen Entwicklung herbeizuführen.
Polen will an den Gesprächen über eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten beteiligt sein, um die Sicherheit des Landes zu garantieren. Diese Forderung vertrat Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki gestern auf einer Pressekonferenz zum Abschluss eines dreitägigen Besuches in Großbritannien. Für die Westgrenze seines Landes verlangte der polnische Ministerpräsident Garantien, die alle Zweifel über die deutschen Grenzen endgültig ausräumen.
(Berliner Zeitung, Do. 15.02.1990)
Die BRD und die USA sorgten dafür, dass es bei 2+4 blieb und nicht in 2+5 wie von Polen gewünscht, oder 2+N wurde. Der polnische Außenminister nahm an der Sitzung am 17.06.1990 in Paris, als es um die Grenzen eines vereinten Deutschland geht, teil.
Auch wurde darauf geachtet es seinen 2+4-Verhandlungen und nicht 4+2-Verhandlungen.
Auf einem Stück ehemaliger Berliner Mauer wurde am 27.09.1991 im Convention Centre in Ottawa eine Tafel zur Erinnerung an die dortige Vereinbarung über die 2+4-Vereinbahrung angebracht.
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Schmuggel mit Kunstgegenständen, hochwertigen Delikatessen und Zigaretten
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Der Schmuggel mit Kunstgegenständen, hochwertigen Delikatessen und Zigaretten blüht, heißt es in einer gestern verbreiteten Erklärung der Pressestelle der Zollverwaltung der DDR.
Danach gelang es Zöllnern in Frankfurt (Oder) in den letzten Tagen wiederholt, Spekulanten zu stellen, die damit ihre Geschäfte machen wollten.
Anfang Februar versuchten zwei ausländische Bürger, 18 Ikonen, acht neuzeitliche Gemälde litauischer Künstler, 20 antiquarische Bücher und fünf Gedenkmünzen aus Edelmetall über die DDR nach Berlin (West) zu schmuggeln. Die Gegenstände hatten einen Wert von etwa 86 000 Mark.
In einem anderen Fall waren es sieben Ikonen, weitere Gegenstände von kulturhistorischem Wert und 184 Büchsen Kaviar mit einem Gesamtgewicht von 17,6 Kilogramm im Gesamtwert von rund 26 000 Mark.
Offensichtlich sei, dass Täter am Werk sind, die international arbeitsteilig handeln.
(Berliner Zeitung, Mi. 14.02.1990)
Der erste DDR-Hersteller für Compact Disks (CD) hat künftig seinen Sitz im thüringischen Zella-Mehlis. Derzeit werden intensive Vorbereitungen für den Abschluss eines Vertrages über das erste deutsch-deutsche Joint Venture zwischen dem VEB Robotron-Elektronik Zella-Mehlis und der BRD-Firma Reiner E. Pilz aus Kranzberg bei München getroffen. Der Vertrag soll noch im Februar paraphiert werden. Danach soll bis Ende 1991 eine komplette Fabrik für 250 Beschäftigte entstehen, die jährlich 24 Millionen CD's und 100 Mio. Plasteboxen dafür fertigen. Der Bankkredit von 235 Mio. Mark soll durch Exporte getilgt werden.
(Berliner Zeitung, Di. 13.02.1990)
Kurz und schmerzlos, einladend freundlich - wAu, die Wittenberger Autonome lässt grüßen. Ohne großes Spektakel haben Schüler und Lehrlinge am 13. Februar in der Marstallstraße ein Haus besetzt. Seitdem ist hier ihr autonomer Jugendtreff. Der Bürgermeister hat nichts dagegen einzuwenden. Besonders ängstliche Bürger haben sich davon überzeugen können, dass es hier zwar sehr ungewöhnlich, aber nicht chaotisch zugeht Öffnungszeiten gibt es nicht. Wer Lust hat, kann kommen und bleiben, solange er will.
(Junge Welt, Di. 06.03.1990)
Für die Ausarbeitung eines Datenschutzgesetzes u. a. will die Initiative "Datenschutz/Daten Sicherheit" wirken.
Die Anmeldung eines Feuerwehrverbandes wurde jetzt durch den Minister für Innere Angelegenheiten bestätigt.
Ein Konsultationsbüro des unabhängigen Interessenverbandes "Demokratische Bildung und Erziehung" arbeitet seit kurzem im Haus des Lehrers in Berlin.
Zur Bildung eines Berufsverbandes der Gastronomen und Gemeinschaftsverpfleger werden Mitarbeiter von Gaststätten, Hotels, Ferienheimen und anderen Einrichtungen aufgerufen.
Einen Initiativkreis DDR zur Gründung einer deutschen Sektion der Berliner Konferenz europäischer Katholiken hat sich in Berlin konstituiert.
(Berliner Zeitung, Di. 13.02.1990)
Das Saarland wird in rund der Hälfte seiner 13 Notaufnahmestellen für Übersiedler umgehend ständige Polizeiposten zur Überwachung sowie zum Schutz der ehemaligen DDR-Bürger einrichten. Angesichts der immer häufigeren Übergriffe und Ausschreitungen unter den in Turnhallen lebenden Übersiedlern reichen nach Meinung des Sozialministeriums stündliche Polizeistreifen wie bisher nicht mehr, um "Ruhe und Ordnung" aufrechtzuerhalten.
(Berliner Zeitung, Mi. 14.02.1990)
Das Reformhaus Halle beschließt, ab sofort finden montags keine vom Reformhaus verantwortete und begleitende Demonstrationen mehr statt.
In Leipzig gründet sich der "Schwulenverband in der DDR".
Von der Künstlerinitiative Tacheles wird ein leerstehendes zum Abriss vorgesehenes Gebäude in in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte besetzt. Später wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Zweite Beratung der deutsch-deutschen Kommission "Grenzstreifen".
Ein Unternehmertreffen "Deutscher Marktplatz" wird von dem Deutschen Industrie und Handelstag in Berlin durchgeführt. "Nur weniger Staat schafft neue Freiräume für Wirtschaft und Gesellschaft", sagt Hans-Peter Stiehl in seiner Rede.
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