Die DDR, die BRD, die Sowjetunion, die USA, Großbritannien und Frankreich haben bei Gesprächen in Ottawa vereinbart, dass die Außenminister beider deutscher Staaten mit ihren Amtskollegen der vier alliierten Mächte zusammentreffen, um die äußeren Aspekte der Herstellung der deutschen Einheit zu besprechen.
Die Erörterungen werden Fragen der Sicherheit der Nachbarstaaten einschließen. Vorbereitende Gespräche auf diplomatischer Ebene sollen in Kürze beginnen.
Die in Ottawa erzielte Vereinbarung war im Ergebnis intensiver Konsultationen zustande gekommen, die auf bilateraler Ebene auch am Dienstag fortgesetzt worden waren. DDR-Außenminister Oskar Fischer hatte unter anderem Begegnungen mit seinen Amtskollegen aus der Sowjetunion und der BRD, Eduard Schewardnadse und Hans-Dietrich Genscher. Weitere Treffen fanden zwischen den Außenministern der vier Siegermächte des zweiten Weltkrieges statt. DDR-Ministerpräsident Hans Modrow hat die Erklärung der Außenministerkonferenz von Ottawa begrüßt. Gegenüber Journalisten erklärte der Premier gestern in Bonn, dies sei der richtige Weg, um die Interessen beider deutscher Staaten und der vier Mächte in Einklang zu bringen und einen Gleichklang mit der gesamteuropäischen Entwicklung herbeizuführen.
Polen will an den Gesprächen über eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten beteiligt sein, um die Sicherheit des Landes zu garantieren. Diese Forderung vertrat Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki gestern auf einer Pressekonferenz zum Abschluss eines dreitägigen Besuches in Großbritannien. Für die Westgrenze seines Landes verlangte der polnische Ministerpräsident Garantien, die alle Zweifel über die deutschen Grenzen endgültig ausräumen.
(Berliner Zeitung, Do. 15.02.1990)
James Baker schreibt in seinem Buch, Drei Jahre, die die Welt veränderten, über dem ersten Treffen aller Mitglieder des Warschauer Vertrages und der NATO in Ottawa: "Aber bald wurde deutlich, dass es hier im Grunde nur um die deutsche Vereinigung ging – und jeder wollte mitmischen".
Andreas Zumach schreibt am 05.09.1990 in der tageszeitung:
So enden die von der Bundesregierung immer mit ausdrücklicher Betonung '2+4-Gespräche' genannten Verhandlungen zweier angeblich souveräner deutscher Staaten mit den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges genauso, wie sie Mitte Februar dieses Jahres begonnen haben: mit einer Ausschaltung der DDR und der Brüskierung ihrer Politiker. Nach wochenlangen Geheimsondierungen in den Hauptstädten der Siegermächte, über die Ostberlin nicht informiert wurde, handelte Genscher damals am Rande der Außenministerkonferenz der Nato- und Warschauer Vertragsstaaten im kanadischen Ottawa Rahmen und Inhalt für '2+4' im Alleingang mit Schewardnase, Baker, Dumas und Hurd aus. Der seinerzeitige DDR-Außenminister Oskar Fischer wurde nicht beteiligt und buchstäblich in den Kulissen des Ottawaer Konferenzzentrums stehengelassen, der in Bonn weilende Ministerpräsident Modrow von Kohl erst informiert, als Genscher in Ottawa alles klargemacht hatte."
Die BRD und die USA sorgten dafür, dass es bei 2+4 blieb und nicht 2+X, wie von Italien und den Niederlanden gewünscht. Polen verlangte eine Teilnahme an dem 2+4-Konferenzteil, der unmittelbar die Sicherheit des Landes betreffe. Der polnische Außenminister nahm an der Sitzung am 17.06.1990 in Paris, als es um die Grenzen eines vereinten Deutschland geht, teil.
Auch wurde von der BRD-Seite darauf geachtet es seinen 2+4-Verhandlungen und nicht 4+2-Verhandlungen.
Belgien, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen und Spanien bemängelten, es hätten keine Konsultationen stattgefunden. Es würden Fragen behandelt, die alle Nachbarländer Deutschlands berühren.
Während der Beratungen des Beraterstab Michail Gorbatschows am 26.01.1990 wird bereits über ein Sechser Gremium als mögliche Initiative der Sowjetunion als Möglichkeit genannt.
Der französische Außenminister, Roland Dumas, sagte er bevorzuge 4+2.
Der französische Präsidenten, François Mitterrand schrieb einen Brief an die 29 KSZE-Mitglieder, die nicht an den 2+4-Gesprächen teilnehmen, indem er ihnen zusichert, auch sie hätten bei diesen Gesprächen eine Stimme.
Der niederländische Außenminister, Hans van den Broek, verlangte eine Beteiligung seines Landes, da die Niederlande Mitglied der NATO und direkter Nachbar sei.
Auch Italien verlangte eine Teilnahme an den Gesprächen. Als Verbündeter Nazi-Deutschlands ein befremdliches Verlangen.
Kanada es sei vor dem Pressetermin der sechs Außenminister in keiner Weise über den Vorgang unterrichtet worden. Kanada unterhalte seit 40 Jahren Truppen in der Bundesrepublik Deutschland und habe eine bessere Behandlung verdient.
Auf einem Stück ehemaliger Berliner Mauer wurde am 27.09.1991 im Convention Centre in Ottawa eine Tafel zur Erinnerung an die dortige Vereinbarung über die 2+4-Vereinbahrung angebracht.
Kanada hatte am 27. November 1989 alle NATO-Staaten und die Staaten des Warschauer Vertrages zu einer "Open Skies"-Konferenz vom 12. bis 28. Februar 1990 nach Ottawa eingeladen.
Es sollte über die Öffnung der Lufträume ("open skies") beider Supermächte und entsprechende Inspektionsflüge auch über das Territorium der Verbündeten gesprochen werden.