Berlin (West) (ADN-Korr.). Als "Bund Freier Demokraten" treten die drei liberalen Parteien der DDR am 18. März mit gemeinsamen Listen in allen Bezirken zur Volkskammerwahl an. Das Wahlbündnis wurde am Montag in Berlin (West) von den Vorsitzenden der Liberal-Demokratischen Partei (LDP), Rainer Ortleb, der Freien Demokratischen Partei (FDP), Bruno Menzel, und der Deutschen Forumpartei (DFP), Jürgen Schmieder, unterzeichnet. Mit dem Bündnis werde nach gemeinsamer Auffassung der drei Partner eine Zersplitterung der Liberalen beendet und eine starke Kraft der Mitte sowohl Sozialdemokraten als auch Konservativen entgegengestellt, wurde auf einer Pressekonferenz betont.
Unterschrieben wurde das Bündnis auch vom Bonner FDP-Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff und dem Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Mischnick, die bei dessen Zustandekommen halfen. Im Gründungsdokument verpflichtet sich die FDP der BRD dazu, den Wahlkampf in der DDR finanziell und organisatorisch zu unterstützen. Lambsdorff will schon am Donnerstag in Brandenburg auftreten. Mischnick übernahm auf Wunsch der DDR-Parteien den Vorsitz eines zentralen Koordinierungsausschusses. Der FDP-Fraktionsvor- sitzende gab als Fernziel des Bündnisses die Vereinigung zu einer gemeinsamen liberalen Partei an, die sich bei einer Einheit Deutschlands mit der FDP in der BRD vereinen soll.
Wie weiter mitgeteilt wurde, sei das Bündnis für andere Parteien nicht mehr offen.
(Neues Deutschland, Di. 13.02.1990)
Berlin (West) - Das Hotel "Steigenberger" nahe der Gedächtniskirche war gestern Mittag Stätte eines historischen Ereignisses: die Gründung des Bundes Freier Demokraten der DDR. Als Taufpate des Bündnisses von Deutscher Forumpartei (DFP), Liberal-Demokratische Partei (LDP) und Freier Demokratischer Partei in der DDR (F.D.P.) fungierte die F.D.P. der Bundesrepublik; am Rande ihrer Bundesvorstandstagung folgerichtig zu dieser Pressekonferenz geladen.
Die drei Parteivorsitzenden Dr. Jürgen Schmieder (DFP/DDR), Prof. Dr. Rainer Ortleb (LDP) und Dr. Bruno Menzel (F.D.P.) waren eingerahmt von bundesdeutscher F.D.P.-Prominenz. Wie bereits in Dresden hatten Parteivorsitzender Dr. Otto Graf Lambsdorff, der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Mischnick und die Generalsekretärin Cornelia Schmalz-Jacobsen die Sache der Liberalen im anderen Deutschland zu ihrer eigenen gemacht. Man sehe der Zusammenarbeit, formulierte Graf Lambsdorff, mit großem Vergnügen entgegen, überhaupt mache es "wieder richtig Spaß, in Deutschland Politik zu machen".
In kurzen Statements sowie in Antworten auf Journalistenanfragen wurde der nun zustande gekommene Bund definiert als "liberale Kraft der Mitte", getragen vom Bewusstsein der Verantwortung für die Zukunft der Menschen in der DDR, von er Notwendigkeit, der Parteienzersplitterung entgegenzuwirken und vom Willen, die DDR auf dem weiteren Weg zur deutschen Einheit in einem vereinigten Europa handlungsfähig zu machen. - Im Unterschied zu bereits existierenden Bündnissen in der jetzigen politischen Landschaft der DDR weist der Bund Freier Demokraten die größte Konsequenz auf: Er geht mit einer gemeinsamen Wahlliste zunächst auf den 18 März zu, dann in die folgenden Wahlentscheidungen dieses Jahres.
Als Vorsitzender einer "an Haupt und Gliedern erneuerten" LDP unterstrich Prof. Dr. Ortleb diese Allianz der liberalen Demokraten als wichtigstes Ergebnis des Dresdner Sonderparteitages, als Garantie für die lebendige Überzeugungskraft liberalen Gedankengutes in der DDR - heute und in Zukunft.
Nach Art und Umfang ihrer Wahlkampfunterstützung für die Liberalen der DDR gefragt, stellten die Bonner F.D.P.-Spitzenpolitiker verbale und sehr konkrete Hilfe in Aussicht. Wolfgang Mischnick meinte, der Wahlkampf habe längst begonnen und im Sinne bestmöglicher Ergebnisse für die nun in den Farben Blau-Gelb Vereinten sei keine Zeit zu verlieren. Das breite Spektrum gemeinsamen Handelns reicht von konkretisierten Forderungen an das Wahlgesetz bis zu gemeinsamen Veranstaltungen und Wahlkampfteams.
Welche Aussichten sich die Liberalen der DDR für den 18. März versprechen? Mit dem Hinweis auf die Ergebnisse von Nachkriegswahlen gab sich das Präsidium optimistisch und allgemein zuversichtlich: "Über eine gute Zukunft für die Menschen in der DDR und in Deutschland wird in der politischen Mitte entschieden."
Wie den Journalisten in Westberlin weiter mitgeteilt wurde, sei das Bündnis für andere Parteien nicht mehr offen. Die damit verbundene Absage an die NDPD, die sich am Vortag für ein national-liberales Zusammengehen entschieden hatte, begründete LDP-Vorsitzender Ortleb mit der viel zu geringen Zeit für Nachverhandlungen.
Gisela Hoyer
(Der Morgen, Di. 13.02.1990)
Berlin (ADN/DM). Die Gründung des liberalen Wahlbündnisses "Bund Freier Demokraten" ist vom NDPD-Vorsitzenden Wolfgang Rauls bedauert worden. In einem Wort an die Mitglieder seiner Partei hat er am Dienstag zur Ablehnung des NDPD-Angebots für ein Wahlbündnis aller nationalen und liberalen Kräfte in der DDR Stellung genommen. Seine Partei bleibe dabei, "dass unser Land eine breite demokratische Kraft der politischen Mitte liberaler und nationaler Prägung im Interesse bedeutender Wählerschichten braucht".
(Der Morgen, Mi. 14.02.1990)
Anders als beim Wahlbündnis "Allianz für Deutschland" treten die Parteien des Wahlbündnisses "Bund Freier Demokraten" nicht mit ihrem Parteinamen auf. Woran sich aber nicht alle halten. Der sächsische Landesverband der DFP klebt Plakate ohne Hinweis auf den BFD. Die LDP lädt unter ihrem Namen zu Veranstaltungen ein. Die Listenplätze für die Volkskammerwahl werden im gegenseitigen Einvernehmen vergeben. Als Ziel wird der Zusammenschluss aller liberalen ostdeutscher Parteien mit der bundesdeutschen F.D.P. ausgegeben.