In Dresden tagt heute und morgen der außerordentliche Parteitag der LDPD. Der Entwurf des Programms der Liberaldemokraten setzt Schwerpunkte wie Freiheit der Persönlichkeit, Menschenwürde und Gemeinwohl. Er orientiert auf freien Wettbewerb auf dem Markt und pluralistische Demokratie.
Die Beschlussfassung über eine Wahlplattform der Nationaldemokraten in der DDR ist am Sonntag ein Schwerpunkt der Fortsetzung des außerordentlichen NDPD-Parteitages vom Januar. Der Parteitag wird den Vorschlag unterbreiten, sich für ein Wahlbündnis aller nationalen und liberalen Kräfte der DDR zu entscheiden und die dafür begonnenen Vorbereitungen zu intensivieren.
(Berliner Zeitung, Fr. 09.02.1990)
Die LDPD hat sich ein für allemal vom Sozialismus losgesagt, weil er nirgendwo bisher verwirklicht wurde. Diese Feststellung traf de LDPD-Vorsitzende Manfred Gerlach in seiner Eröffnungsrede des Außerordentlichen Parteitag in Dresden.
Prof. Wünsche, stellvertretender Vorsitzende, schlug im Referat die Namensänderung von LDPD in LDP vor. Eine klare Absage erteilte auch Wünsche einer Koalition mit der PDS nach den Wahlen am 18. März.
Die Liberalen in der DDR haben nach Otto Graf Lambsdorff (FDP), der als Gast auf dem Parteitag weilt, eine "Traumkonstellation", denn "die ganze Mitte ist frei". Der Bundesvorsitzende der West-F. D. P. hatte harte Kritik an der Route der LDPD in den vergangenen Jahrzehntes geübt.
(Junge Welt, Sa. 10.02.1990)
Dresden (ADN/ND). Als Erneuerungs- und Wahlparteitag, von dem das Schicksal der LDPD abhängt, will sich das am Freitag in Dresden begonnene außerordentliche Plenum erweisen. Diesen Anspruch formulierte Vorsitzender Prof. Dr. Manfred Gerlach vor etwa 930 Delegierten. Unter den Gästen befand sich eine Delegation der bundesdeutschen F.D.P. unter Leitung ihres Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff.
Schon in der Eröffnungsrede Gerlachs spielte die Auseinandersetzung und Abrechnung mit der Vergangenheit der Partei eine bedeutende Rolle. Prof. Dr. Kurt Wünsche, der als stellvertretender Vorsitzender das Referat hielt, schloss jegliche Koalition mit der PDS aus. Sein Plädoyer für die soziale Marktwirtschaft als Garant für Wachstum und Effektivität und so als Grundlage von Wohlstand fand ungeteilten Beifall.
Sich dem Wahlkampf in beiden Teilen Deutschlands stellend, erklärte Otto Graf Lambsdorff, dass die Arbeit an der deutschen Einheit die schönste Aufgabe der Liberalen in Ost und West sei.
Kontrovers noch ohne Entscheidungen - ging es um den Antrag nach einer Namensänderung der Partei in LDP zu. Auch ein Antrag zum Rücktritt des bisherigen Parteivorstandes ging ein. Gesprochen wurde auch über ein Bündnis mit liberalen Kräften in der DDR. Eine Allianz mit der Deutschen Forumpartei und der Ost-F.D.P. wurde von deren Vorsitzenden unterstützt.
(Neues Deutschland, Sa. 10.02.1990)
Nach Manfred Gerlachs Rede erhoben sich die Delegierten und spendeten minutenlangen Beifall. Die Vertreter der F.D.P. der BRD blieben sitzen.
Alle Personen, die vom bisherigen Vorsitzenden, Manfred Gerlach, im Vorfeld des Parteitages angesprochen wurden, um für den Parteivorsitzen zu kandieren, lehnten ab.
Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher, der als Gast an dem Parteitag teilnimmt schrieb 1995 in seinen Erinnerungen: "Viele von denjenigen, die vor mir saßen, hatten die Mitgliedschaft in der Liberal-Demokratischen Partei gesucht, um nicht Mitglied der SED werden zu müssen".
Mitglieder der F.D.P. der DDR verteilte Flugblätter, in denen zum Übertritt in ihre Partei auffordert wird.
Anfang Februar forderte die F.D.P. der BRD den Rücktritt der gesamten Parteiführung sowie die Auflösung der LDPD und den Übertritt in die F.D.P. der DDR. Auch im Grußwort wird zum Übertritt aufgefordert.
Die Deutsche Forumpartei nimmt am Parteitag teil.