Bürgerinitiative gegen Ketziner Devisen-Mülldeponie

Die Bürgerinitiative der Stadt legte kürzlich ihre Recherchen über die Mülldeponie bei Ketzin vor. Auf einer Fläche von 90 Hektar werden dort seit 1977 u. a. Hausmüll, Filterkuchen aus Entgiftungsanlagen, Säuren, Fette und Schlacke aus Verbrennungsanlagen aus Berlin (West) gelagert. Die Deponie liegt unmittelbar in einem Landschaftsschutz- und Naherholungsgebiet. Ihre Isolierung durch eine 1-Meter-dicke Bauchuttschicht ist völlig unzureichend, weil sie nicht verhindert, dass das Sickerwasser Salze und organische Substanzen in die umliegenden Seen und die Havel führt. Das Grundwasser ist in den Müll hineingestiegen. In der nächsten Zeit muss der Austritt von Schwermetallen befürchtet werden. Acht Brunnen wurden für die Trinkwasserversorgung gesperrt. Mit der Stilllegung eines Wasserwerkes und einem künftigen Badeverbot ist zu rechnen.

Die Bürgerinitiative, die seit November 1989 besteht, fordert u. a. eine kontrollierte Lagerung von Schadstoffen mit dem Ziel der späteren Umlagerung, eine schrittweise abnehmende Lieferung zuerst der gefährlichen Müllarten, einen wissenschaftlich fundierten Sanierungsplan und Rechenschaft über den Verbleib der Einnahmen für die Deponie. Nicht zuletzt sind durch die täglich drei- bis vierhundert Fahrzeuge erhebliche Schäden an Straßen und Häusern entstanden, für die der Rat der Stadt nicht aufkommen kann. Trotz Nachfrage hat der Rat des Bezirkes Potsdam bisher keine Auskunft über die Zukunft der Anlage gegeben. Auf keinen Fall kann sie bis zum Auslaufen der Verträge mit Berlin (West) 1994 betrieben werden.

Der Januar ist der Aktionsmonat der Bürgerinitiative in Zusammenarbeit mit anderen Initiativen und Umweltgruppen der DDR, der BRD und Berlin (West). Für den 20. und 21. Januar ist ein deutsch-deutsches Umweltwochenende mit Vorträgen und Begegnungen in Ketzin geplant.

aus: Bauern-Echo, Nr. 9, 11.01.1990, 42. Jahrgang, Tageszeitung der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands

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