"Offener Brief"

Bezugnehmend auf die ehrliche Umgestaltung unserer Politik und unserer Wirtschaft nimmt unser Kollektiv an, all dies macht um unseren Betrieb einen großen Bogen. Deshalb fordern wir nach einer Kollektivaussprache am 2. November 1989 eine Reihe rigoroser Änderungen:

- Arbeit als Mensch mit dem Menschen

- Abtritt der jetzigen Gewerkschaftsleitung und allgemeine Neuwahl einer parteiunabhängigen Gewerkschaftsleitung

- Abschaffung der Parteileitung im Betrieb als Stellenplan

- Sofortige Freisetzung von benötigten Grundarbeitskräften aus dem aufgebauschten Verwaltungs-, Partei- und Gewerkschaftsapparat

- Abschaffung künstlicher und erfundener Arbeitsplätze bzw. Absetzung fachlich unqualifizierter und unfähiger Leiter und Direktoren

- Absetzung und Maßregelung von Schmarotzern unserer Gesellschaft im Werk Oppach

- Sofortiger Wegfall von unberechtigten Privilegien bestimmter Abteilungen und Leitern. "Mit welchem Recht feiern Partei, Gewerkschaft, FDJ und einzelne Abteilungen Feste auf Betriebskosten bzw. wieso steht einem stellvertretenden Betriebsdirektor ein personengebundener PKW zur Verfügung?"

- Gleiches Recht für alle - "Alkohol täglich in Massen für den einen und Bestrafung für den anderen!"

- Materielle Verantwortung auf allen Ebenen - "Finanzielle Haftung für nachweisbare und unsinnige Leerfahrten!"

- Einhaltung der Gesetze des Umweltschutzes - "Keine geplanten Strafgelder zahlen und die Ursachen in Galvanik, Farbgebung, Öllager und Heizwerk bestehen lassen!"

- Überschaubare und reale Planabrechnung in Stückzahlen und nicht in Preismanipulationen

- Erhöhung des Grundurlaubes der Arbeiter
- Gleichen Lohn für gleiche Arbeit
- "Angleichung der RKVs unabhängig von den einzelnen Industriegewerkschaften!"

- Sicherung der medizinischen Betreuung der Werktätigen - "Keine Ärzte ins Ausland!"

- Gewährleistung vernünftiger Transporttechnologien im Betrieb und seinen Außenstellen - "Kein Kugelschieben der Verantwortlichen um deren Realisierung!"

- Auflösung der Kampfgruppe

- SEO-Funke darf kein Sprachrohr der SED sein

Bis zur Realisierung aller oder fast aller Maßnahmen setzen wir die FDGB-Beitragszahlung aus!

Außerdem sehen wir einige Grundprobleme im Territorium Oppach und ihre Beseitigung so:

- Realisierung einer vernünftigen Preispolitik

- Herausnahme fast aller selbstproduzierten Waren aus dem "Delikat" und Anbietung im normalen Laden zu realen Preisen

- Warenangebot aller Artikel bis Ladenschluss

- Drastische Verbesserung der kulturellen und gastronomischen Betreuung

- Fähige Leute ins Gemeindeamt - keine Mandatsposten!

- Wir wollen einen Bürgermeister aus dem Ort

- Drastische Maßnahmen gegen Hamsterkäufe von Ausländern - "Sie verdienen sich entsprechend der Preispolitik ihres Landes goldene Nasen!"

Wir fordern eine öffentliche Stellungnahme der Leitung unseres Betriebes in Speisesaal vor der Mehrheit der Belegschaft und die Veröffentlichung im SEO-Funken.

Transportkollektiv
der Brigade "Paul Greifzu"

aus: Der Funke, Nr. 13, 23. Jahrgang, 15. November 1989, Organ der Betriebsparteiorganisation der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands des VEB Schaltelektronik Oppach Betrieb des Kombinates Volkseigener Betrieb Elektro-Apparate-Werke "Friedrich Ebert", Berlin-Treptow

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